Landtag,
16. Sitzung vom 26.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 35
den grünen Klee loben, ja warum
tümpelt dann der WAFF seit Jahren immer noch mit demselben Budget dahin? Wir
haben Rekordarbeitslosigkeit in Wien und das ist Ihnen, liebe Damen und Herren
von der Sozialdemokratie, nicht einen Euro mehr an Dotierung des WAFF Wert, das
muss ich an dieser Stelle einmal sagen. Weil ich selbst im WAFF-Kuratorium
sitze habe ich es Leid, diese Feldlobhudeleien seit Jahren zu hören.
Seit Jahren lassen Sie sich nichts anderes zur
Jugendarbeitslosigkeit einfallen als Ihr sogenanntes Angebot an den Bund, doch
bitte mitzumachen bei Lehrlingsstiftungen, beim Auffangnetz. (Abg Godwin
Schuster: Ein Drittel aller Lehrlinge sind Niederösterreicher oder Steirer!) Ja,
natürlich sind diese Forderungen richtig, die Liste der Forderungen an den Bund
ist ganz lang, so wie Sie angesprochen haben die Reform des Jugendausbildungs –
Sicherungsgesetzes, Wiedereinführung der Lehrlingsstiftungen, Aufwertung der
trialen Ausbildung, Gruppenlehrberufe, Einsetzung eines Berufsausbildungsfonds.
Das ist alles richtig, (Abg Mag Sonja Wehsely: Sie haben keine Ahnung!)
wir GRÜNEN tragen diese Forderungen seit Jahren mit, aber warum machen Sie es
denn nicht in Wien. Sie haben die absolute Mehrheit in Wien, Sie können in Wien
Arbeitsmarktpolitik machen, wir haben das Instrumentarium, Sie haben es auch
noch genannt und über den grünen Klee gelobt, was hindert Sie daran, in Wien
einen Lehrlingsfonds einzusetzen? Sie haben sehr gute Beziehungen zur Wiener
Wirtschaft, bald wahrscheinlich bessere als die Wiener ÖVP, warum machen Sie es
denn nicht in Wien.
Ich bin es auch Leid, das Angebot von Stadtrat Rieder
zu hören, (Abg Godwin Schuster: Was das
kostet!) zwei Millionen EUR locker zu machen für die Jugendbeschäftigung,
wenn der Bund mitzahlt. Ja warum, meine Damen und Herren von der
Sozialdemokratie, machen Sie es davon abhängig, dass der Bund mitzahlt. (Abg
Godwin Schuster: Weil er verantwortlich ist dafür!)
Entweder Sie haben das Geld, dann investieren Sie es
bitte in die Jugendbeschäftigung, oder Sie haben das Geld nicht, aber dann
machen Sie keine vollmundigen Ankündigungen und predigen Sie nicht ständig
heiße Luft. Es gibt das Geld entweder oder es gibt es nicht. (Abg Godwin
Schuster: Denen sind die Jugendlichen Wurst!) Ich fordere Sie auf,
investieren Sie das Geld in Wien und putzen Sie sich nicht immer, nur teilweise
zu Recht, am Bund ab. (Beifall bei den GRÜNEN.) Sie haben eigene
Handlungsspielräume und Sie müssen den Menschen auf der Straße helfen, den
Jugendlichen auf der Straße, denn die sind es, die über bleiben. (Abg Godwin
Schuster: Sie haben kein Gefühl!) Ihre Politik geht voll zu Lasten der
Betroffenen, denn denen bieten Sie nichts an. Sie schimpfen nur auf den Bund
und machen selbst seit Jahren nichts. (Abg Godwin Schuster: Das stimmt ja
überhaupt nicht!) Sie verkaufen uns hier alte Hadern, Herr Scheed, denn die
Programme des WAFF gibt es seit Jahren, aber das ist nichts Neues. Wie haben
Sie auf die Rekordarbeitslosigkeit reagiert?
Aber ich möchte die Diskussion noch kurz auf ein
Problem lenken, das Sie überhaupt nicht angesprochen haben, nämlich die sehr
triste und dramatische Situation von Mädchen am Arbeitsmarkt in Wien. Wir
wissen, dass die Unternehmen viel zu wenig Mädchen ausbilden. Wir wissen, dass
die Mädchen, die ausgebildet werden, zu zwei Drittel in fünf spezifische
Lehrberufe fallen, die nicht gerade die bestbezahlten sind. Wir wissen, dass
bereits die Einkommensunterschiede der 14- bis 21jährigen am Arbeitsmarkt
20 Prozent betragen. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen
lassen, die Mädchen verdienen bereits 20 Prozent weniger am Arbeitsmarkt
als die Burschen und wir haben bereits 40 000 teilzeitbeschäftigte junge
Frauen, unfreiwillig teilzeitbeschäftigte Frauen, am Wiener Arbeitsmarkt und
was machen Sie? Ich habe meinen Ohren im Sommer nicht getraut, als ich gehört
habe, dass die zwei erfolgreichsten ...
Präsidentin Prof Erika Stubenvoll (unterbrechend):
Kommen Sie zum Schluss, bitte.
Abg Dr Monika Vana
(fortsetzend): ... Mädchenprojekte,
die der WAFF zu bieten hat, nämlich Matadora und Rapida vor der Schließung
stehen. (Abg Godwin Schuster: Wer sagt denn das!) Die Mitarbeiterinnen,
Sie wissen das ganz genau. Sie machen es wie die letzten Tage im Gemeinderat,
Sie sind ertappt worden, wieder beim Sozialabbau, (Abg Sandra Frauenberger:
Das ist gar nicht wahr!) die GRÜNEN haben protestiert und jetzt lassen Sie
es fallen wie die heiße Kartoffel, weil alles nicht wahr ist, weil alles nicht
wahr ist. Ich glaube Ihnen schon, ...
Präsidentin Prof Erika Stubenvoll (unterbrechend):
Kommen Sie dann bitte zum Schlusssatz, bitte!
Abg Dr Monika Vana
(fortsetzend): dass Sie sich da
schwer tun. Es zeigt aber, dass Ihnen das Problem der Jugendarbeitslosigkeit
und insbesondere der Mädchen da nicht wirklich etwas Wert ist, sonst wäre es
gar nicht so weit gekommen. Sonst wäre es gar nicht so weit gekommen überhaupt
anzudrohen, dass diese beiden erfolgreichen Projekte vor der Schließung stehen.
Wir haben immer noch keine wirklichen Zusagen, dass ...
Präsidentin Prof Erika Stubenvoll: Frau Abgeordnete, Ihre Redezeit ist zu Ende,
bitte den letzten Satz!
Abg Dr Monika Vana
(fortsetzend): Ja, nein, ich fordere
Sie auf, ich bitte Sie nicht, Herr Stadtrat, der leider nicht da ist, ich
möchte jetzt auch von Ihnen die Zusage haben, heute und hier, dass diese beiden
Projekte ab 2004 in der selben Qualität und im selben Umfang weitergeführt
werden. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN)
Präsidentin Prof Erika Stubenvoll: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr
Abg Klucsarits. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Rudolf Klucsarits
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wenn wir hier heute über Lehrlinge
diskutieren, dann können Sie mir glauben ich weiß, wovon ich spreche. Als ich
durch Zufall im Jahre 1953 eine Lehrstelle bekam - ich bin in Erdberg in ganz
kleinen Verhältnissen aufgewachsen - habe ich miterlebt wie bitter es war, dass
meine Schulkollegen auf der Straße standen, dass sie keine Lehrstelle hatten
und wie schwer sie es dann im
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