Landtag,
15. Sitzung vom 26.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 51
Wien): Herr
Präsident! Meine Damen und Herren Abgeordneten!
Wir haben in Wien ausgezeichnete Baubetreuer, die
jahrelang gute Arbeit leisten, auch viele Jahre die GSD. Selbstverständlich hat
man in solche Unternehmen Vertrauen. Hier handelt es sich auch ausschließlich
um einen Kriminalfall, der natürlich sehr schwer zu verhindern gewesen ist.
Dennoch, Herr Stadtrat, möchte ich Ihnen einen
Vorwurf machen, weil Änderungen in dem Unternehmen eingetreten sind, die Sie
nicht beachtet haben. Einige Aufsichtsräte haben das Unternehmen vor zwei
Jahren verlassen, nicht wegen irgendwelcher Unregelmäßigkeiten, die vorgefallen
sind oder die man entdeckt hat, sondern sie haben sich verändert, sie sind
weggegangen. Veränderungen in einem Unternehmen hätten Sie und Ihre
Organisation sehr wohl wahrnehmen müssen und sehr wohl eine genaue Kontrolle
vornehmen müssen, so wie Sie das bei ganz neuen Betrieben machen, die
beschäftigt werden. Wäre das gewesen, wäre der Täter hier sicher vorsichtiger
gewesen und Sie hätten einen Schaden von 4,2 Millionen verhindern können.
Trotzdem glaube ich, muss man unterscheiden und sehr
wohl zwischen Kontrolle der Kosten und der Effizienz abwägen, die dabei gegeben
ist. Dass Wiener Wohnen jetzt im Interesse der Mieter gehandelt hat - alles in
Ordnung. Das unterstützen wir, das haben wir auch im Ausschuss gemacht.
Trotzdem frage ich mich generell: Wie ernst nimmt es
die Stadt wirklich mit der Kontrolle ihrer eigenen Unternehmen, Betriebe und
Gesellschaften? Wie schaut die Kontrolle zum Beispiel bei der Wiener Holding
aus und die Möglichkeit der Einsicht des Wiener Gemeinderats oder beim Wiener
Wohnen-Kundenservice GesmbH?
Im Oktober 2002 schrieb die Stadt Wien den
größten jemals in Wien zu vergebenden Call-Center-Auftrag aus. Pro Jahr sollten
künftig bis zu 6 Millionen Calls, 600 000 Mails und
1 Million Postwurfsendung für Wiener Wohnen durchgeführt werden,
geschätzter Auftragswert rund 12 bis 15 Millionen. Die
ausschreibende Stelle war die Stadt Wien - Wiener Wohnen Kunden Service GesmbH,
eine hundertprozentige Tochter der Stadt Wien. Grundlage dieser Auftragsvergabe
ist das Wiener Landesvergabegesetz, das per Ausschreibung zur Anwendung kommt
und es wurde ein Auftragswert von 200 000 EUR festgesetzt. Den
Zuschlag für den Auftrag erhielt eine Arbeitsgemeinschaft aus drei Call-Center:
Vienna Communication Consulting GesmbH, Call-you Telekommunikationsservice
GesmbH, Master Management Direct Marketing.
Um zu gewährleisten, dass die nahestehende ARGE den
Auftrag tatsächlich erhält, wird die Ausschreibung scheinbar frisiert, die
Teilnahme an einer Ausschreibung setzt scheinbar den Nachweis der Bonität des
Unternehmens voraus. Die Bilanz der Vienna Communication weist 2001 einen
Bilanzverlust von 24 Millionen S auf und Verbindlichkeiten von
11 Millionen S, die Bilanz der Master Management GesmbH einen
Bilanzverlust von 1 Million 2001. Ohne Wiener Wohnen, ohne den
Auftrag wären die ARGE-Teilnehmer offenkundig, so kann ich es feststellen, akut
insolvenzgefährdet. Hiezu kommen natürlich folgende Ausschreibungen:
Erreichbarkeit und - hören Sie jetzt genau zu - vom Rathaus binnen
45 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmittel, Call-Center-Leute müssen die
deutsche Sprache mit wienerischem Akzent sprechen, weil man Sie sonst nicht
verstehen könnte, Call-Center muss bereits zwei Jahre am Markt sein,
Call-Center muss voll in Betrieb sein, aber das Verfahren wird auf freiwilliger
Basis durchgeführt und richtet sich nach keinen definierten Kriterien!
Sehen Sie, meine Damen und Herren, wenn Sie das jetzt
kurz überblicken, so wie ich das dargestellt habe und das alles am Wiener
Gemeinderat vorbeigeht, ja bitte wie soll man denn Vertrauen haben? Hier ist
doch keine Kontrolle. Nicht nur, dass ich meine, dass hier die
Landesvergabebestimmungen verletzt worden sind,
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend):
Herr Abgeordneter, bitte zum Schluss kommen.
Abg Georg Fuchs (fortsetzend):
hier hat der Gemeinderat keine Chance gehabt, eine Meinung abzugeben, zu
kontrollieren und das, meine Damen und Herren, das ist nicht richtig und das
muss sofort geändert werden! (Beifall bei der ÖVP und den GRÜNEN.)
Präsident Johann Hatzl:
Zum Wort gelangt der Abgeordnete Dr Stürzenbecher.
Abg Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Die FPÖ versucht also nunmehr doch noch, aus diesem
Fall ein bisserl politisches Kleingeld heraus zu pressen. Es wird nicht
gelingen, nicht einmal das Kleingeld. Ich sehe zwar ein, dass Sie bei der
Aktuellen Stunde jetzt nicht unbedingt das Verhalten von freiheitlichen
Bundesräten im Bundesrat und ihr Abstimmungsverhalten thematisieren wollen,
wozu der Landtag, der Bundesräte delegiert, auch was sagen könnte. Ich sehe
ein, dass Sie das nicht machen, aber bei diesem Thema, hat man anscheinend gedacht,
kann man ein bisserl was herausschlagen. Ich freue mich insofern, als man
einige wichtige Sachen klarstellen kann.
Als erstes möchte ich natürlich schärfstens diesen
Vorwurf der Anstiftung zur Unterschlagung zurückweisen. Das ist ungeheuerlich
und absurd und wirklich nur auf das Schärfste zurückzuweisen! (Beifall bei
der SPÖ.)
Aber auch sonst hat der Kollege Wagner hier bei seiner Rede
ja wenig mit der Wahrheit am Hut gehabt, und zwar wenn er gesagt hat, es sei
gesagt worden, es sei kein Schaden für die Stadt entstanden, so ist das
unrichtig. Es ist gesagt worden, den Mietern ist kein Schaden entstanden. Von
der Stadt hat man gesagt, da ist natürlich ein Schaden entstanden. Dann hat er
so getan, als hätte er jetzt irgendwie aufgedeckt, dass diese Beteiligung an
der GSD noch nicht über die Bühne ist. Hätte er gestern dem Herrn Stadtrat
zugehört. Der Herr Stadtrat hat das gestern hier ausführlich erklärt. Er hat
gesagt: „Die Verhandlungen und Prüfungen zur Übernahme der Gesellschaftsanteile
sind noch nicht abgeschlossen, es
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular