Landtag,
15. Sitzung vom 26.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 51
kann daher noch keine endgültige Aussage darüber getroffen
werden, ob diese Übernahme auch zustande kommen wird.“ Also das sei hier noch
einmal ganz deutlich klargestellt.
Weiters sei klar gestellt, dass Wiener Wohnen an der
Aufdeckung des Falles beteiligt war, dass man sofort und richtig reagiert hat,
dass man Staatanwaltschaft und Wirtschaftspolizei umgehend eingeschaltet hat
und dass StR Faymann rasch wirksame Konsequenzen über die künftige finanzielle
Sanierungsabwicklung gezogen hat.
Die finanzielle Sanierungsabwicklung wurde neu
strukturiert, die gesamten Geldflüsse laufen bei allen künftigen
Sanierungsprojekte ausschließlich über Wiener Wohnen und die Verrechnung der
Leistungen der ausführenden Firmen erfolgt künftig ausschließlich über Wiener
Wohnen. Die Baubetreuerfirmen haben künftig keinen Zugriff mehr auf die
Sanierungskonten.
Aber ich glaube, man muss auch die richtige Relation
herstellen. In den letzten 15 Jahren sind von Wiener Wohnen zahlreiche
Firmen beauftragt worden, Sanierungen durchzuführen und es wurden für diesen
Zweck 3,3 Milliarden EUR ausgegeben, das sind
45 Milliarden S. Also diese Dimension muss man sehen und man muss
sehen, dass insgesamt das Konzept, Sanierungen über beauftragte Firmen
durchzuführen, sehr erfolgreich war und im Interesse der Wienerinnen und Wiener
war! (Beifall bei der SPÖ.)
Kollege Fuchs hat fairer Weise gesagt, eine
Unterschlagung ist kaum vorherzusehen und das ist hier leider passiert. Damit
komm ich auch schon zur Ermächtigung des Wohnbauausschusses.
Der
Wohnbauausschuss hat Wiener Wohnen ermächtigt, sich mit 34 Prozent an der
betreffenden Baubetreuungsgesellschaft zu beteiligen. Übrigens mit einer
Gegenstimme, also mit einer ganz, ganz großen Mehrheit, der Ellensohn war
dagegen. Ich will jetzt nicht näher auf das eingehen, was der Ellensohn am
15.4. da in dieser Aussendung noch dazu gesagt hat. Das gereicht ihm nicht zur
Ehre, aber aus Zeitgründen lasse ich das. Aber zur Ermächtigung noch: Ohne
Einstieg von Wiener Wohnen in die GSD wäre der Konkurs der Gesellschaft kaum
abwendbar. Die beauftragte Firma könnte, wenn es dazu kommt, dann weiter
arbeiten – es sind drei Projekte in Arbeit, es sind auch mehrere
Ausschreibungen gewonnen worden –, sonst gäbe es Verzögerungen mit allen
negativen Folgewirkungen: Monatelanger Baustillstand, Neuausschreibungen und so
weiter. Also es wäre grundsätzlich, wenn die Voraussetzungen natürlich stimmen,
da sind wir uns im klaren, gut für die Mieter, es wäre gut für die
Arbeitsplätze der Beschäftigten und es gäbe vor allem eine Chance auf
Schadensgutmachung durch zukünftige Gewinne der Firma.
Deshalb glaube ich, war es richtig, den Weg der
Ermächtigung einzuschlagen.
Aber die Ermächtigung heißt eben, wie gesagt, noch
nicht Übernahme. Zuerst müssen die Voraussetzungen vorliegen und deshalb prüft
der Wirtschaftsprüfer von Wiener Wohnen, eine hochrenommierte
Wirtschaftsprüfergesellschaft, zu der man Vertrauen hat. Die wurde beauftragt,
mit den Prüfern der GSD eine Zusammenstellung der offenen Forderungen
vorzunehmen und unter Berücksichtigung
Präsidentin Erika Stubenvoll (unterbrechend):
Herr Abgeordneter, noch eine halbe Minute.
Abg Dr Kurt Stürzenbecher (fortsetzend):
der bestehenden Aufträge eine Liquiditätsrechnung zu erstellen. Also genau das
ist hier in Auftrag gegeben worden.
Die Verhandlungen und Prüfungen zur Übernahme der
Gesellschaft sind, wie gesagt, noch nicht abgeschlossen. Es kann deshalb noch
nicht definitiv gesagt werden, ob die Übernahme stattfinden wird. Aber wenn die
Voraussetzungen stimmen, dann wird es sicher sinnvoll sein, dass es dazu kommt.
Nicht zuletzt haben dem auch, glaube ich, 14 von 15 Mitgliedern des
Wohnbauausschusses zugestimmt.
In dem Sinn möchte ich sagen, es ist durch ein
unvorhergesehenes Ereignis - diese mutmaßliche Unterschlagung einer Person - zu
einer schwierigen Situation gekommen. Man hat konsequent, rasch und sachgemäß
gehandelt im Interesse
Präsidentin Erika Stubenvoll (nochmals
unterbrechend): Ihre Redezeit ist beendet.
Abg Dr Kurt Stürzenbecher (fortfahrend):
einer weiteren Schadensvermeidung, im Interesse der Wienerinnen und Wiener.
Dazu danke ich den Akteuren, die gut und sachlich und
konsequent in einer Krisensituation gehandelt haben. - Dankeschön. (Beifall
bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Kenesei. Ich erteile ihm das
Wort.
Abg Günter Kenesei (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Ich hätte mir nicht gedacht, dass eigentlich das, was
ich am Dienstag bei der Debatte zum Kontrollamtsbericht gesagt habe, so rasch
wieder ins Gedächtnis gerufen werden muss.
Das ist genau das, was mein Debattenbeitrag gewesen
ist, Herr Stadtrat, dass es immer wieder in verschiedensten Bereich, auch im
Bereich Wiener Wohnen, vom Kontrollamt Vorschläge, Hinweise und Kritikpunkte
gegeben hat. Sei es, wie mit den Treuhandkonten umgegangen wird, wie mit diesen
Bauabrechnungen umgegangen wird, wie mit der Kontrolle umgegangen wird. Dann
gibt es genau die Situation, wie ich sie bereits geschildert habe: Im
Kontrollausschuss wird verständnisvoll genickt, wird eine pauschale, nette,
zustimmende Stellungnahme abgegeben und kaum verlässt man den Raum in der
Rathausstraße drüben, wo der Kontrollausschuss seine Sitzungen hat, ist alles
wie weggelöscht und vergessen. Genau das ist das, was ich gemeint habe mit
„Nehmen wir uns doch selber ernst und nehmen wir doch auch das Kontrollamt
ernst und die Hinweise ernst“. Das ist einer der wesentlichen Punkte.
Der Kollege Stürzenbecher sagt, Wiener Wohnen hat rasch
reagiert, als das bekannt geworden ist. Na no na net, was hätten wir uns von
Wiener Wohnen erwartet?
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular