Landtag,
15. Sitzung vom 26.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 51
„Sie beteiligt sich“ - also schon eine Tatsache.
Ebenso in den "Salzburger Nachrichten", im
ORF online.
Das heißt, Herr Stadtrat, Sie sind wenige Tage, nachdem
wir hier an die Entscheidung, ob sich Stadt Wien – Wiener Wohnen an diesem
Unternehmen beteiligen kann oder soll, Bedingungen geknüpft haben, mit der
Tatsache in die Öffentlichkeit gegangen und Sie haben das auch in der
Landesregierung so berichtet, dass sich die Stadt Wien – Wiener Wohnen an
dieser Firma beteiligt und haben das dann auch noch alles sehr positiv
verkauft.
Jetzt sage ich einmal: Sie sind etwas zu früh
gestartet, weil es nach meinen Informationen bis heute keine Überprüfung dieser
wirtschaftlichen Kontrolle des Unternehmens GSD gibt. Es gab nur – ich habe
hier Informationen, die Sie nur bestätigen können, weil sie aus Ihrem Haus
stammen - damals im April anlässlich des Jahresabschlussberichts und so weiter
von der Consultatio eine Prüfung oder eine Untersuchung. Es hat
erstaunlicherweise - und das wundert mich auch und das ist auch eine Kritik von
mir - keine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gegeben, die hier die GSD
untersucht hat, die sozusagen das volle Vertrauen oder die Seriosität oder -
wie soll ich sagen - die Unparteilichkeit verkörpern würde.
Ich weiß schon, Wirtschaftsprüfungsunternehmen
handeln nur nach dem Gesetz und nach dem Recht, aber wenn es gerade die
Consultatio sein muss, die auch Wiener Wohnen prüft, die andere städtische
Wiener Firmen prüft, der man mit Recht ein gewisses Naheverhältnis zur SPÖ
nachsagen kann, dann ist es nicht die korrekte Vorgangsweise, Herr StR Faymann.
Es gibt ein weiteres Faktum, wo wir sehr verunsichert
sind, nämlich Ihre gestrige Aussage, dass hier Stadt Wien - Wiener Wohnen zur
Prüfung und zur Kontrolle dieser Bauvorschüsse und Abrechnungen verpflichtet
war, dass offensichtlich der Fehler bei Stadt Wien – Wiener Wohnen passiert
ist. Die erste Mitteilung im Wohnbauausschuss war aber sehr wohl, dass man noch
versucht hat, alles an die GSD und an den WBSF in der Meinung abzuschieben, die
Opposition weiß ja gar nicht, wer der Präsident des WBSF ist. Na das sind
wieder Sie! Da gab es damals noch die Meinung oder die konkrete Aussage: Der
WBSF hat am Anfang mitgeprüft, dann aber nur mehr fallweise.
Also wer ist jetzt wirklich zuständig für die Prüfung
und für die Kontrolle und wer ist damit letztendlich verantwortlich für den
Schaden, der entstanden ist? Auf alle Fälle einmal der StR Faymann würde ich
sagen, und es ist Stadt Wien – Wiener Wohnen und es ist der WBSF, also wieder
zusammengeführt zu Ihnen. Und Sie gehen her und verkaufen einen Riesenskandal,
wo Bürger, Steuerzahler um 4,3 Millionen geprellt wurden, als positive
Sache, indem Sie Arbeitsplätze retten, Herr Stadtrat! Das kann doch nicht wahr
sein! Das ist doch keine seriöse Politik, sage ich einmal! Nehmen Sie Ihre
Verantwortung wahr, kommen Sie heute hier herauf und sagen Sie, wie die
Vorgänge wirklich sind und welche Verflechtungen dahinter stehen.
Warum haben Sie als zuständiger Stadtrat - darüber
wird der Kollege Serles noch reden - die wiederholten Warnungen, die mit
Bausonderkonten immer wieder in Kontrollamtsberichten aufgetaucht sind, nicht
wahrgenommen? Und wenn Sie sich gestern als verantwortlicher Stadtrat hierher
gestellt haben und...(Amtsf StR Werner Faymann: Eine Warnung für eine
Unterschlagung hat es ja nicht gegeben!) Nein, eine Warnung für eine
Unterschlagung hat es nicht gegeben, nur die ganz konkrete Aufforderung des Kontrollamts
an den Stadtrat, an Stadt Wien... (Amtsf StR Werner Faymann: Haben Sie
gewusst, dass es eine Unterschlagung gibt? Haben Sie das gewusst?) Nein,
natürlich kann man Unterschlagungen nie vorhersehen, Herr Stadtrat, aber man
kann Unterschlagungen ermöglichen, ich würde sogar sagen provozieren. Sie haben
mit Ihrer Vorgangsweise zu Unterschlagungen angestiftet! (Aufregung bei der
SPÖ.)
Sie haben es mit Ihrer Vorgangsweise ermöglicht,
indem Sie sich gestern herstellten und in der Öffentlichkeit, im Gemeinderat
verbreiteten: Man muss Vertrauen haben und daher kann man nicht alles
kontrollieren! Und dann sagen Sie, Sie haben zu wenig Personal: „Es ist bei
Wiener Wohnen gar nicht möglich, diese Abrechnungen und diese Bauvorschüsse zu
kontrollieren, weil das Personal fehlt!“ Gleichzeitig sagen Sie aber, der WBSF
hat nicht geprüft, obwohl er nach den Statuten die Verpflichtung dazu hat.
Sie haben da an einer Begünstigung dieser
Vorgangsweise mitgewirkt, unwissentlich selbstverständlich, aber Sie hätten es
vorhersehen können, wenn Sie Warnungen und Aufforderungen des Kontrollamts der
Stadt Wien, aber auch des Rechnungshofs ernst genommen hätten. Das haben Sie
nicht getan und das ist unser konkreter Vorwurf! (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend):
Herr Abgeordneter, Sie haben noch eine halbe Minute.
Abg Josef Wagner (fortsetzend):
Ich habe es vermutet, eine halbe Minute. Hier steht nämlich „noch zehn
Minuten“.
Herr StR Faymann, dieses Thema einer missbräuchlichen
Verwendung von öffentlichen Förderungsgeldern wird uns sicherlich noch in den
nächsten Tagen, Wochen und wahrscheinlich auch Monaten beschäftigen, weil ich
den Eindruck habe, dass weder Sie noch die anderen zuständigen Stellen bereit
sind, wirklich ernsthaft Verbesserungen in der Kontrolle herbeizuführen.
Wir Freiheitlichen sind der Meinung: Vertrauen ist
gut, Kontrolle ist besser! Bitte nehmen Sie endlich Ihre Aufgaben wahr!
Präsident Johann Hatzl: Für weitere Wortmeldungen
bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herrn Abgeordneten nur einmal
zum Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist.
Als Nächster hat sich der Herr Abgeordnete Ellensohn
gemeldet, wie bereits erkennbar ist. (Abg David Ellensohn steht bereits am
Rednerpult. – Allgemeine Heiterkeit.) Sie haben das Wort.
Abg David Ellensohn
(Grüner Klub im Rathaus):
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