Landtag,
15. Sitzung vom 26.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 51
Landeshauptmann Dr Michael Häupl: Ich sehe es
ausschließlich unter diesem Aspekt, das ist ja gar keine Frage. Aber dasselbe
gilt natürlich auch für etwas kompliziertere Sprachen wie etwa Ungarisch, für
eine ungarische Schule. Dasselbe gilt aber natürlich auch für real existierende
internationale Schulen wie die American School oder Lycée Francaise, die wir in
der Stadt haben.
Ich denke, dass es unerlässlich ist, dass wir das
Schulangebot nicht zuletzt vor dem Hintergrund der realen Entwicklung Europas,
auch der realen ökonomischen Entwicklung erweitern.
Wenn heute Managemententscheidungen getroffen werden
hier zu investieren, dann werden die nicht in Arbeitervollversammlungen
getroffen, sondern die werden natürlich von den Managern getroffen, die sich
dafür interessieren, wo ihre Kinder in die Schule gehen, wie das
Freizeitangebot ausschaut, wie das kulturelle Angebot ausschaut und wie es mit
der Sicherheit in der Stadt bestellt ist. Daher haben wir zweifelsohne gerade
bei diesen sogenannten sanften Standortfaktoren einen Vorteil und den wollen
wir letztendlich auch nutzen. Also Sie sehen, ich sehe das total nüchtern. In
dem Sinn werden wir auch in Zukunft handeln.
Präsident Johann Hatzl: Wir kommen nun
zur Aktuellen Stunde.
Der Klub der Wiener Freiheitlichen hat eine Aktuelle
Stunde mit dem Thema "Grenzenloses Vertauen statt strengere Kontrolle: Der
Wohnbauförderungsskandal um die GSD (Gesellschaft für Stadt- und
Dorferneuerung)" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2
der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Der Erstunterzeichner ist der Herr Abgeordnete Josef
Wagner, der das Recht hat, die Aktuelle Stunde zu eröffnen. Ich gehe davon aus,
dass er weiß, dass seine Redezeit maximal zehn Minuten beträgt. Sie haben das
Wort.
Abg Josef Wagner (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Stadtrat! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Das heutige Thema der Aktuellen Stunde zu einem
Wohnbauförderungsskandal und einen Unterschlagungsskandal in der GSD, einer
Baubetreuerfirma, ist deshalb wichtig und notwendig, weil wir ja gestern in der
Fragestunde gesehen haben, dass der Herr StR Faymann bisher gestellte Fragen
nicht beantwortet hat und wir daher vielleicht heute bei der Aktuellen Stunde
etwas mehr Licht ins Dunkel dieses Skandals bringen können.
Die Vorgeschichte ist soweit bekannt und ich bitte um
Verständnis, dass ich hier auch klarstellen möchte: Es geht uns überhaupt nicht
darum, mit diesem Thema vielleicht in einem Nachfolgerennen um den
Bürgermeistersessel einzugreifen und hier einen Stadtrat anzugreifen, sondern
es geht uns darum, den Mitteleinsatz an öffentlichen Förderungen gezielt
einzusetzen und die Mittel auch zu kontrollieren und hier hat es Versäumnisse
gegeben. Hier hat es grobe Versäumnisse gegeben und es ist vieles, vieles
unklar und die Haltung der zuständigen Mitglieder der Wiener Landesregierung
und die Informationsfreudigkeit war nur sehr dünn. Ich möchte sagen, wir sind
zum Teil auch getäuscht oder falsch informiert worden und ich möchte das ganz
kurz aufzeigen.
Ende April, Anfang Mai gab es erste Medienberichte
über diesen Skandal, einer Unterschlagung von bisher bekannt über
5 Millionen EUR in der Baubetreuerfirma GSD durch einen
Geschäftsführer. Stadt Wien - Wiener Wohnen: Bisheriger Schaden
4,3 Millionen EUR. Erste Reaktion nicht des Herrn Stadtrats, sondern
seines Pressesprechers: Weder Stadt Wien noch Steuerzahler sind geschädigt
worden. Diese Feststellung war schon einmal eine erste Fehlinformation.
Selbstverständlich hat die Stadt Wien einen bisher festgestellten Schaden bei
Wiener Wohnen von 4,3 Millionen EUR. Ob er noch steigen wird, wird
sich weisen.
Wir haben dann, und dazu stehe ich, im Wohnbauausschuss
- dafür ist der Wohnbauausschuss alleine zuständig auf Grund der Statuten
Wiener Wohnen und der Stadtverfassung - darüber debattiert, wie wir den Schaden
minimieren oder begrenzen können. Ich habe selbst vorher auch in meiner
Fraktion mit den Mitgliedern des Wohnbauausschusses darüber diskutiert und wir
sind zur Erkenntnis gekommen, wenn jemand in so einer Größenordnung von
4,3 Millionen EUR geschädigt wird, dann ist es nicht nur legitimes
Recht, sondern auch eigentlich die Sache, in allen firmenrechtlichen Belangen
zu schauen, dass man den Schaden minimiert.
Diese Schadensminimierung könnte natürlich erfolgen,
indem man einerseits versucht, die Projekte, die laufen, nicht zu stoppen und
die Beschäftigten zu halten, um hier eine Weiterentwicklung zu garantieren. Der
Schaden wird mit Sicherheit nicht wiederbringlich sein oder gutzumachen sein,
indem man sich beteiligt, weil das Jahrzehnte einer Beteiligung wären, bis
diese Höhe erwirtschaftet wird und dann könnte man auch gleich die Frage
stellen, ob in Zukunft nicht Stadt Wien – Wiener Wohnen all diese Leistungen,
die sie heute auslagert, dann selbst macht. Also so gesehen ist diese
Beteiligung nur vorübergehend und zur Schadensbegrenzung.
Diesem Schritt haben wir zugestimmt. Wir haben aber
Bedingungen daran geknüpft und diese Bedingungen waren auch versprochen. Die
Bedingungen waren, dass man hier vorher
1. den Schaden ganz genau ermittelt,
2. von einem unabhängigen
Wirtschaftsprüfungsinstitut, von einem Wirtschaftsprüfer die Überlebenschancen
und die Liquiditätsmöglichkeit dieser Firma feststellen lässt, um mit einer
Rückstehungserklärung der Forderung von Stadt Wien – Wiener Wohnen und anderer,
nämlich auch betroffener Gesellschafter dieser Firma, die Insolvenz dieses
Betriebes GSD zu vermeiden.
Dieser Wohnbauausschuss war am 26. Mai.
Erstaunlicherweise gab schon kurz danach am 5. Juni Pressemeldungen – und
ich möchte hier nur einige zitieren:
"Kronen-Zeitung" vom 5. Juni:
"Stadt übernimmt Sanierungsfirma, Jobs der Mitarbeiter sind gerettet;
"KURIER": "Stadt rettet
Sanierungsfirma";
"DER STANDARD": "Die Stadt beteiligt
sich an der Baufirma GSD".
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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