Landtag,
15. Sitzung vom 26.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 51
darf. Aber ich habe nicht unbeabsichtigt und nicht zufällig
die Frage der Effizienz angesprochen und dies wird sicherlich in der kommenden
Zeit und insbesondere dann, wenn wir den Weg in Richtung hin zu einem
Landesverwaltungsgerichtshof gehen, natürlich eine entscheidenden Frage sein.
Und auch eine de facto richterliche Behörde, wie dies der UVS ist, und noch
mehr dann der Landesverwaltungsgerichtshof, wird sich dieser Frage nicht
entziehen können.
Wenn ich nur ein bisschen darauf hinweisen kann, dass
momentan die Zahl der erledigten Akten pro Tag und Kopf wahrscheinlich diesem
Effizienzkriterium nicht im hinreichenden Ausmaß genügt. Bei aller
problematischen Beurteilung solcher Kennzahlen, aber da sie ja auch in der
Wirtschaft für die Quasiproduktivität herangezogen werden, ist es ja nicht ganz
illegitim, auch in diesen Bereichen zumindest ähnliche Vergleichszahlen
heranzuziehen. Und bevor dies eine öffentliche Diskussion über die Effizienz
der Arbeit und der Erledigung im UVS wird, denke ich, dass grundsätzlich die
Frage der Organisation und sohin der Effizienz im Zuge dieser Entwicklung
genauso zu diskutieren ist, und nicht ununterbrochen nur nach mehr Personal
geschrieen werden kann. Das kann niemand.
Präsident Johann Hatzl: Die 6. Anfrage (FSP/02761/2003/0001-KFP/LM)
wurde von Herrn Abgeordneten Günter Barnet gestellt und ist an den Herrn
Landeshauptmann gerichtet: "Wann wird Wien seiner Verpflichtung des
Artikels 8 B-VG hinsichtlich der Erhaltung, Achtung, Sicherung und
Förderung der autochthonen Volksgruppen insoferne nachkommen, als es wie andere
Länder auch entsprechende Förderungen, insbesondere im Bereich des Schulwesens,
vornimmt?"
Ich bitte um die Beantwortung.
Landeshauptmann Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Abgeordneter!
Es hat im Zuge der Vorbereitungen zu dieser
Beantwortung lange Diskussionen gegeben über die Frage von autochthonen
Volksgruppen. Ich weiß schon, ein einfacher Blick in den Duden hätte die Arbeit
wesentlich abkürzen können und man hätte das Problem wahrscheinlich leichter
lösen können. Aber es ändert noch immer nichts an der Tatsache, dass der Duden
nicht der österreichischen Rechtsordnung unterworfen ist und daher da natürlich
gewisse Übereinstimmungen nicht ganz leicht herzustellen gewesen sind.
Was ich aus meiner Sicht aus
der Vorbereitung heraus erkennen konnte, so ist kein Versäumnis oder keine
Schuld festzustellen. Es gibt hier sehr ordentliche Beziehungen, es gibt hier
sehr ordentliche Diskussionen, es gibt hier ein sehr ordentliches Verhältnis
insbesondere auch im Schulwesen, wenn ich etwa an die tschechische Schule
denke. Natürlich gibt es überall Wünsche, insbesondere nach mehr Personal, eine
Frage, die ja Wien in diesem Ausmaß nicht betrifft. Es gibt Wünsche nach mehr
Ausstattung, aber das befindet sich alles im Rahmen der Normalität und ich kann
daher zur Stunde keine Versäumnisse erkennen.
Präsident Johann Hatzl: Herr
Abgeordneter Barnet.
Abg Günther Barnet (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Herr Landeshauptmann!
Sie werden verstehen, wenn ich als Angehöriger des
tschechischen Volksgruppenbeirats das etwas anders sehe. Es gibt dort seit
Jahren eine Diskussion mit dem Ersuchen auf Erlassung des Art 8 BVG,
dass sich die Stadt Wien hier so wie andere Bundesländer mehr einbringt,
insbesondere im Schulwesen. Der tschechische Volksgruppenbeirat beißt dabei bei
Ihrer Stellvertreterin, die an sich zuständig ist, seit langem auf Granit, die
sich weigert, eine stärkere Unterstützung zu geben und hat daher mehrere
Beschlüsse gefasst, den letzten auch, sich nunmehr an den Herrn Landeshauptmann
zu wenden.
Meine Frage ist daher: Wie werden Sie diesem Ersuchen
des tschechischen Volksgruppenbeirates nachkommen?
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann.
Landeshauptmann Dr Michael Häupl: Das
ist sehr einfach, indem ich natürlich sehr rasch, genauso wie in der Vergangenheit,
Gespräche führen werde. Ich habe in diesen Fragen niemals einen Termin
abgelehnt. Aber dass es diese Wünsche gibt, das verstehe ich ja auch und da
gibt es Vielfältiges. Es ist zum Beispiel außer jedem Zweifel, dass es
notwendig ist, dass wir zu Kapazitätsausweitungen im Bereich der International
School kommen, schon aus Gründen der Wirtschaftsentwicklung in unserer Stadt.
Aber Sie werden als Mitglied einer Regierungspartei wahrscheinlich besser
verstehen, dass man sich auch finanziell gesehen nach der Decke strecken muss
und daher nicht alle Wünsche a priori erfüllt werden können. Aber Sie können
sicher sein, dass die tschechische Volksgruppe mir in besonderem Ausmaß auch am
Herzen liegt und wir daher alles tun werden, was wir können.
Präsident Johann Hatzl: Weitere
Zusatzfragen von anderen Fraktionen gibt es nicht.
Es steht Ihnen, Herr Abgeordneter Barnet, aber das
Recht zu, eine zweite Zusatzfrage zu stellen.
Ich frage Sie, wünschen Sie diese?
Abg Günther Barnet (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Ich bin überrascht, aber: Ja. (Allgemeine Heiterkeit.)
Aber sagen wir es einmal so: Wenn wir in diesen
Dialog treten, dann würden wir uns wünschen, dass das Ausmaß der Unterstützung
für die tschechische Volksgruppe deswegen besonders groß ist, weil sie
1. eine ist, die im vorigen Jahrhundert sehr stark
assimiliert wurde und die aber trotzdem einen großen Stellenwert in Wien hat,
und
2. weil gerade durch die EU-Osterweiterung das
Vorhandensein einer bilingualen Schule in Wien auch mit der Tendenz, dass diese
Menschen dann in der Lage sind, beim Wirtschaftsprozess mit unseren Nachbarn
wesentlich zur Entwicklung der Stadt Wien beizutragen, eine sehr große ist.
Ich würde Sie daher fragen, ob Sie das auch unter
diesem Aspekt sehen?
Präsident Johann Hatzl: Abschließende
Beantwortung, Herr Landeshauptmann.
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