Landtag,
14. Sitzung vom 24.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 83
ich aus meiner Sicht sehe, um eine frauenspezifische und
sozial gerechte Pensionsreform, wirklich eine Reform, über die Bühne zu
bringen, ist eine Lösung, die einen eigenständigen Pensionsanspruch von Frauen
tatsächlich unterstützt. Das heißt, dass ein Frau eigene Anwartschaften hat,
dass sie eigene Versicherungszeiten hat und dass sie ein eigenes
Erwerbseinkommen hat, und das vollkommen unabhängig von ihrem Familienstand.
Die massiven Benachteiligungen von Frauen in diesem Pensionsraubzug der
Bundesregierung müssen dargestellt werden, damit sie auch für jede Einzelne
nachvollziehbar gemacht werden.
Wir brauchen unter dem Motto "Eigenständigkeit
statt Abhängigkeit" eine Reform, die in drei Punkten tatsächlich eine
Lösung für Frauen mit sich bringt. Eigentlich ist es sehr einfach, nämlich zum einen
das Schließen der Pensionslücken von Frauen, zum Zweiten die Beseitigung der
Benachteiligungen von Frauen am Arbeitsmarkt, und drittens brauchen wir mehr
Frauen in der Berufstätigkeit. Das sind Dinge, die sehr einfach zu lösen sind.
Die Lückenschließung wäre zum Beispiel dadurch zu machen, dass man die
Kindererziehungszeiten am Durchschnittseinkommen von Frauen und Männern
bewertet, um hier auch die Einkommensschere auszuschließen. Benachteiligung am
Arbeitsmarkt – eine Möglichkeit wäre, dass man jetzt Maßnahmen setzt, um die
Einkommensschere zu schließen. Der dritte Punkt, nämlich mehr Frauen in der
Berufstätigkeit, heißt nichts anderes als das, was wir als SPÖ-Frauen immer
auch verlangen, nämlich eine frauenspezifische aktive Arbeitsmarktpolitik.
Da diese Parteien mit diesen Pensionsraubmaßnahmen
sicher keine Mehrheit in der Bevölkerung bekommen hätten, kann man hier mit Fug
und Recht von einer massiven WählerInnentäuschung sprechen. Aber es ist aus
unserer Sicht noch nicht zu spät. Noch kann man sehr sozial gerecht statt
brutal und schlecht eine Reform hinkriegen. Dieser Entwurf muss zurückgezogen
werden, es muss ein sozial gerechter, einheitlicher und zukunftssicherer
Pensionsvorschlag auf den Tisch. (StRin
Karin Landauer - einen Zeitungsausschnitt in die Höhe haltend -: Sie wissen das
aber schon?)
Eines sollte auch nie unterschätzt werden, und jetzt,
nachdem heute der Herr Bundeskanzler die Sozialpartner sozusagen vor die Tür
gesetzt und ihnen die kalte Schulter gezeigt hat, darf man diesen Spruch,
glaube ich, erst recht nicht unterschätzen: "Wenn Frau will, steht
wirklich alles still." - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
nächste zum Wort gemeldet ist Frau Abg Dr Vana. Ich erteile ihr das Wort.
Abg Dr Monika Vana (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Stadträtin - solange sie noch da ist! Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter!
Ich möchte unseren grünen Antrag zur "Wiener
Ehe" hiermit formal einbringen. Frau StRin Vassilakou hat ausführlich dazu
Stellung genommen. Sie alle kennen ja den Antrag schon, wir bringen ihn nicht
zum ersten Mal ein, wir bringen ihn heute exakt zum vierten Mal ein. Schade,
dass die Sozialdemokratie auch heute wieder nicht zustimmt. Aber ein paar Minuten
lang haben Sie noch Zeit, es sich zu überlegen.
Ich möchte auf zwei Punkte des eigentlichen
Tagesordnungspunktes eingehen, nämlich die Dienstordnungsänderung, die heute
leider überhaupt keine Erwähnung gefunden hat, und diese zwei Punkte erwähnen,
die uns GRÜNEN wichtig sind. Das eine hat meine Vorrednerin Vassilakou schon
erwähnt: Wir finden es außerordentlich wichtig für die betroffenen Dienstnehmer
und Dienstnehmerinnen, dass eine Klarstellung in Bezug auf die
gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften vorgenommen wird, dass also der
Terminus "Lebensgemeinschaft" präzisiert wird auf verschieden- und
gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften. Hiermit findet eine Vollzugspraxis,
die es bisher schon gegeben hat, endlich Niederschlag im Gesetz.
Das Zweite
ist, dass wir heute unserer Freude darüber Ausdruck verleihen wollen, dass es
jetzt auch für öffentlich Bedienstete die Möglichkeit gibt, Pflegefreistellung
oder Teilzeit in Anspruch zu nehmen, bis zu einem Ausmaß von sechs Monaten im
Falle der schweren Erkrankung eines Kindes oder der Pflege eines oder einer
nahen Angehörigen. Auch können Dienststellenleiter und Dienststellenleiterinnen
in Hinkunft Diensterleichterungen gewähren. Wir finden das einen großen
Fortschritt für die öffentlich Bediensteten und wollen das an dieser Stelle
würdigen, auch weil es jetzt ein Rechtsanspruch ist und nicht mehr vom Goodwill
abhängt. Das entspricht dem gesellschaftlichen Bedarf und ist natürlich auch
ein Beitrag zu einer lebensfreundlicheren Arbeitswelt und einem lebensfreundlicheren
Magistrat.
Ich möchte
kurz auch auf einen Punkt eingehen, der aus grüner Sicht allerdings zu
Problemen führen kann beziehungsweise problematisch werden kann. Er soll nicht
unter den Tisch fallen, weil wir heute auch über die Situation der Frauen, die
pensionsrechtliche Stellung und die Verschlechterungen für Frauen gesprochen
haben, ein Punkt, der auch für die pensionsrechtliche Stellung der Frauen
relevant ist und im Zusammenhang mit der Pflegefreistellung steht, nämlich dass
Pflegefreistellung auch zu Einkommenseinbußen beziehungsweise Einkommensverlust
für eine bestimmte Zeit führt. Das ist ein Problem vor allem für Frauen, weil
es, wie wir wissen, statistisch gesehen vor allem Frauen sind, die
Pflegeleistungen erbringen und auch Karenzurlaub in Anspruch nehmen oder
Teilzeitarbeit in Anspruch nehmen.
Hier sehen wir die Gefahr, dass auf Frauen noch mehr
Probleme, als sie bisher schon haben, zukommen könnten - es sind
Einkommensverluste, Einkommenseinbußen, niedrigere Pensionsansprüche, eventuell
auch ein damit verbundener Karriereknick, der durch die Freistellung leider in
vielen Fällen gegeben ist - und dass es dadurch zu weiter steigenden
Einkommensdifferenzen zwischen Männern und Frauen kommt. Wir GRÜNE sehen das
als äußerst besorgniserregend an und wollen darauf hinweisen, dass wir das
nicht nur nicht wollen, sondern dass wir an dieser Stelle auch festhalten
wollen, dass sich die Stadt Wien dieses Problems zunehmend
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