Landtag,
14. Sitzung vom 24.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 83
bewusst werden muss. Wir müssen
festhalten, dass Pflegeleistungen in keinem Fall ausschließlich - und auch nicht
überwiegend - Frauensache sind, sondern dass Pflegeleistungen und zum Beispiel
auch Leistungen der Kinderbetreuung Aufgabe, Pflicht und Verantwortung der
öffentlichen Hand sind, Pflicht und Aufgabe der ganzen Gesellschaft.
So positiv
auch die Möglichkeit für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ist, Freistellungen
zur Pflege in Anspruch zu nehmen - das ist natürlich eine Erleichterung und ein
Fortschritt -, möchten wir doch darauf hinweisen, dass es insbesondere für
Frauen auch eine Falle sein kann und dass damit außerdem eine
arbeitsmarktpolitische Herausforderung verbunden ist, die die Stadt Wien
zunehmend wahrnehmen sollte, indem gerade im boomenden Pflegebereich, wo ein
großer Bedarf besteht, zusätzliche Jobs geschaffen werden, und zwar gut bezahlte
Jobs, gut abgesicherte Jobs, nicht nur für Frauen, sondern natürlich auch für
Männer.
Ironischerweise ist es ja so, dass der Pflegebereich
bisher hauptsächlich von Frauen unbezahlt erledigt wird, aber die gut bezahlten
Jobs im Pflegebereich natürlich hauptsächlich Männer innehaben. Das ist in der
Gemeinde Wien leider auch nicht anders, wenn wir uns die Zahl der
Primarärztinnen, Oberärztinnen und Ärztlichen Direktorinnen anschauen. Wir
GRÜNE haben uns die Mühe gemacht, einmal zu vergleichen zwischen dem Stand vom
Februar ... (Abg Gerhard Pfeiffer: Das ist aber nicht der Pflegebereich!)
Das hat sehr viel mit der Pflege zu tun. Sie haben mir offensichtlich nicht
zugehört, oder Sie wollen es nicht wahrhaben. (Abg Gerhard Pfeiffer: Das ist
nicht der Pflegebereich!)
Ja, bei den Frauen finden Sie immer, damit hat das
nichts zu tun, das kenne ich schon. Sie werden es noch erwarten. (Abg
Gerhard Pfeiffer: Also Oberärztinnen sind nicht im Pflegebereich!) Seien
Sie doch froh, dass ich einen Seitenhieb auf die Sozialdemokratie mache! Was
stört Sie denn das? Das ist jetzt ... (Abg Kurth-Bodo Blind: Sachlich sind
sie nicht in diesem Bereich! - Weitere Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.) Es
ist sehr sachlich!
Wir GRÜNE haben uns die Mühe gemacht, die Zahl der
Oberärztinnen ... (Abg Gerhard Pfeiffer: Oberschwester ist Pflegebereich,
aber nicht Oberärztin!) Ich bin jetzt noch ausführlicher, Herr Kollege, ich
kann Ihnen die ganze Statistik vorlesen. Es schaut jedenfalls traurig aus. Denn
die Zahl der weiblichen OberärztInnen - mit großem I -, PrimarärztInnen und
Ärztlichen DirektorInnen ist seit 1997 gesunken, sie hat sich sogar halbiert.
Das finden wir alarmierend, und zwar für den ganzen Pflegebereich, und das hat
sehr wohl etwas mit dem Tagesordnungspunkt zu tun. Ich kann mich nicht
erinnern, dass irgendjemand meiner Vorredner und Vorrednerinnen heute überhaupt
zu diesem Tagesordnungspunkt Stellung genommen hat. Ärgern Sie mich also nicht!
Denn Sie sehen, wenn ich mich ärgere, dann rede ich noch länger und noch
schneller, und ich glaube, das gefällt Ihnen dann sicher auch nicht. (Abg
Gerhard Pfeiffer: Aber hoffentlich sachlich richtiger!)
Damit komme ich zum Schluss und will eigentlich - Sie
haben es nur nicht erwarten können - appellieren, auch an die Stadt Wien und an
die Frauenstadträtin, die Bemühungen und Maßnahmen um Frauenförderung zu
intensivieren, damit Pflegefreistellung, Karenz und Teilzeit für Frauen nicht
zur Falle werden. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Frau
Kollegin Vana, haben Sie den Antrag abgegeben? (Abg Dr Monika Vana, bereits
zu ihrem Sitz zurückgekehrt, begibt sich zur Vorsitzführung und überreicht den
Antrag. - Abg Gerhard Pfeiffer: So verwirren wollte ich Sie nicht! - Weitere
Zwischenrufe.)
Die nächste Rednerin ist Frau Abg Korosec. Ich
erteile ihr das Wort.
Abg Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Präsidentin! Frau Stadträtin! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Herr Kollege Driemer, Sie haben heute so viel von der
christlichen Soziallehre bei uns eingemahnt und von der sozialen Dimension
gesprochen. Ich frage Sie - Sie werden sich an die Hauptversammlung in der
Arbeiterkammer erinnern, als Sie vehement für die Erhöhung der Preise der
Wiener Linien waren, wovon Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und sehr viele
sozial Schwache betroffen sind -, wo da bei Ihnen die soziale Dimension war. (Beifall
bei der ÖVP. - Abg Dr Matthias Tschirf: Das ist interessant! - Abg Franz
Ekkamp: Frau Kollegin, wollen Sie ein Taschentuch haben?)
Aber kommen wir zur Sache. Es wird Sie nicht
überraschen, dass ich bei dem Tagesordnungspunkt auch über die Pensionsreform
referiere. (Abg Mag Andreas Schieder: ... 40-prozentige Pensionskürzung, und
Sie reden über Fahrscheine!) Dass die Pensionsreform notwendig ist, meine
Damen und Herren, ist inzwischen niemandem entgangen. Das ist ja schon ein
Fortschritt, weil das nicht immer so war.
Herr Kollege, in den Koalitionsverhandlungen nach dem
24. und in den Sondierungsgesprächen, die ja stattgefunden haben, war man, muss
ich sagen, gar nicht weit auseinander. (Abg Franz Ekkamp: Waren Sie dabei?)
Sowohl der Abgeordnete Gusenbauer, Ihr Parteivorsitzender, als auch der
Professor Van der Bellen haben eine nachhaltige Pensionsreform durchaus
zugestanden. (Abg Renate Winklbauer: Das ist keine Reform, das ist
Pensionsraub!) Vielleicht ist das dem Kollegen Chorherr entgangen, er war
einige Wochen in Südafrika, daher hat er das vielleicht versäumt. Aber der
Abgeordnete Gusenbauer - und daran muss ich Sie heute schon erinnern, weil das
alles offenbar weggewischt wurde - hat sehr klare Aussagen gemacht. Vielleicht
haben Sie es vergessen, weil Sie es vergessen wollten, aber ich muss Sie daran
erinnern.
Er hat nämlich gesagt (Abg Franz Ekkamp: Frau Kollegin,
waren Sie bei den Sondierungen dabei?) - hören Sie mir doch zu, schauen
Sie, vielleicht lernen Sie etwas -, die Frühpensionen müssen auslaufen;
Eingriff in bestehende Pensionen bis zu 10 Prozent der ASVG-Höchstpension;
1 Milliarde EUR - Herr Kollege Driemer, 1 Milliarde EUR! -
bis 2006 einsparen - Gusenbauer-
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