Landtag,
14. Sitzung vom 24.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 83
gegeben, dass sie zur Verfügung stehen mit ihrem Foto, auch
bei einer politischen Kampagne der FPÖ und wir haben mehrere Gespräche seitens
der Agentur mit diesen Personen geführt und sie waren auch extra im Studio des
Fotografen und haben genau gewusst, worum es geht. Das wollte ich nur zur
tatsächlichen Berichtigung sagen, denn so etwas, Frau Kollegin, kann man nicht
im Raum stehen lassen (Beifall bei der FPÖ. – Abg Heinz Christian Strache:
Aber jetzt üben Sie keinen Druck auf die Personen aus!)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort ist
niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist daher geschlossen.
Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin Amtsf StRin Mag Renate Brauner:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich bitte Sie, diesen Beharrungsbeschluss zu
unterstützen. Dieses Gesetz ist sehr lange vorbereitet worden und es ist sehr
intensiv diskutiert worden. Sie wissen, wir haben viele Sitzungen eines eigens
eingerichteten Unterausschusses gehabt, der offensichtlich bei manchen aus
Gründen, die mir nicht einsichtig sind, unbemerkt vorübergegangen oder
zumindest nicht erinnerlich ist, wir haben mit Experten und Expertinnen
ausführlich diskutiert, sogar externe Gutachten eingeholt, dass dieses Gesetz
auch verfassungsgemäß zustande kommt.
Und dieses Gesetz ist vor allem eines, sehr geehrte
Damen und Herren, es ist politisch richtig. Und da habe ich auch von den
Gegnern dieses Wahlrechtes heute keine neuen Argumente gehört.
Denn, sehr geehrter Herr Abgeordneter Tschirf, das
Argument, dass es in anderen Ländern eine niedrige Wahlbeteiligung gibt, wo es
ein Ausländerlnnenwahlrecht gibt, ist kein besonders gutes, außer sie wollen
die Rechtmäßigkeit des Präsidenten der Vereinigten Staaten in Frage stellen
oder der vieler anderen Wahlen, in denen es leider eine geringe Wahlbeteiligung
gibt. Wir sind vermutlich ... (Abg Dr Matthias Tschirf: Das ist die Frage
der Akzeptanz!) Ja die Frage der Akzeptanz des Amerikanischen Präsidenten
ist eine über die man diskutieren kann, aber sie hat hier im Moment keinen
Platz. Die Tatsache ist egal, wo es niedrige Wahlbeteiligungen gibt. Wenn wir
die Demokratie ernst nehmen, dann sollten wir alle miteinander wollen, dass sie
höher wird (Abg Dr Matthias Tschirf: Richtig!) aber die Tatsache, dass
es in gewissen Bereichen niedrige Wahlbeteiligungen gibt, dazu zu benützen, den
Menschen damit ihre demokratischen Rechte abzusprechen oder die Rechtmäßigkeit
einer Wahl in Frage zu stellen, halte ich für absolut falsch. (Abg Dr
Matthias Tschirf: Wie vernünftig das ist!)
Und Ihre Argumentation, dass Sie sagen, es darf eine
Position, nämlich die des Vorstehers beziehungsweise des Bauausschusses von
Menschen nicht besetzt werden, die nicht die österreichische Staatsbürgerschaft
haben, und deswegen lassen wir sie gleich gar nicht wählen, die finde ich,
ehrlich gesagt, zynisch. Und ich habe auch noch kein Argument von Ihnen gehört,
was Sie eigentlich dazu sagen, dass ausländische Bürger und Bürgerinnen dieser
Stadt sehr wohl für die Berechnung der Mandate der Bezirksvertretung
herangezogen werden, aber aus irgendeinem Grund dann dafür nicht wahlberechtigt
sein sollten. Nicht alleine das zeigt schon, dass es hier keine wirklich guten
und stichhaltigen Argumente gibt, sondern dass die Argumente, die hier gebracht
wurden, Ausdruck eines ziemlichen Argumentationsnotstandes sind. (Abg Dr
Matthias Tschirf: Zur Berichterstattung!)
Und ich muss Ihnen sagen, es wird wahrscheinlich
Viele, auch meiner eigenen Fraktion, überraschen, dass ich sage, was waren das
noch für gute Zeiten wie in der Wiener ÖVP Herr Vizebürgermeister Görg was zu
reden gehabt hat, denn damals war zumindest eine Gesprächsbereitschaft
vorhanden. Und ich kann mich an eine Enquete erinnern, wo er gesagt hat, im
Gleichklang mit EU-Regelung kann ich mir sehr wohl ein Wahlrecht vorstellen.
Aber leider hat sich das offensichtlich geändert und das Ergebnis der ÖVP-FPÖ
Koalition zeigt sich in dieser Diskussion.
Die ÖVP zieht zwar die Freiheitlichen bei allen
Machtpositionen und bei allen Posten über den Tisch, aber die FPÖ darf sich auf
die Fahne schreiben, dass sie sich zumindest in der integrationspolitischen
Debatte durchgesetzt hat und ihre Meinung jetzt leider auch von der ÖVP
vertreten wird, was ich bedauere und die Hoffnung nicht aufgebe, dass sich das
wieder ändert.
Und insofern, sehr geehrte Damen und Herren, ist die
Bemerkung, dass Wien den Bund in integrationspolitischen Fragen nachahmen
sollte wirklich nur, wie ein Zwischenruf aus dieser Runde war, als eine
gefährliche Drohung zu sehen. Denn bei all dem, was im Moment an
bundespolitischem Versagen auf dem Tisch liegt - und da ist ja die
Pensionsreform nur ein Beispiel davon – ,finde ich es überhaupt, wenn mir eine
kleine Randbemerkung erlaubt ist, (Abg Dr Matthias Tschirf: Wie ist das mit
dem Wein und Gusenbauer!) beachtlich, dass sich Vertreter einer
Bundesregierung, die gerade dabei ist, Menschen die ihr Leben lang hart
gearbeitet haben ihre wohlerworbenen Rechte, Frauen, die sich um Kinder
gekümmert haben ihre wohlerworbenen Rechte auf die Pension zu rauben, das Wort
Bürgerrecht überhaupt noch in den Mund zu nehmen trauen. (Beifall bei der
SPÖ und den GRÜNEN. – Abg Mag Harald STEFAN: Die Frau Stadtrat spricht!)
Aber auch in der Integrationspolitik ist das, was
passiert, ein wirklicher Skandal und wir werden uns ganz sicher nicht am Bund
ein Vorbild nehmen, denn der Bund hat bis jetzt kein Antidiskriminierungsgesetz
vorgelegt, obwohl er dazu verpflichtet wäre. Und in einer kleinen Randbemerkung
muss ich meine Kollegin Vassilakou korrigieren: Es sind keine Zwangsdeutschkurse
vorgeschrieben worden.
Wenn sie bloß Deutschkurse organisieren würden! Es wurden
Zwangsdeutschprüfungen vorgeschrieben, aber nicht gleichzeitig auch Kurse
organisiert. Und ich weiß, es ist eine reine Formulierungsfrage, aber das finde
ich, ist ein Skandal und das denke ich unterscheidet uns, denn wir machen es
umgekehrt, wir bieten die Kurse an und die Menschen nutzen sie und das
Deutschsprechen funktioniert in dieser Stadt und in
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