Landtag,
14. Sitzung vom 24.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 83
Neck-Schaukowitsch, Frau Kollegin LUDWIG, sie alle könnten
sich vor den Karren spannen lassen und ihr politisches Mandat einmal verwenden,
um für die alten Leute beim roten Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse Protest
einzulegen, Protest gegen diese Zustände! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Warum muss es die Opposition sein, die darauf
hinweist, dass diese Beschränkungen erstens unwürdig sind, zweitens ökonomisch
sehr, sehr wenig bringen, und dass drittens - ganz medizinisch, die Frau
Stadträtin ist jetzt leider dort hinten, aber sie wird es mir bestätigen können
-, wenn man feuchte Einlagen trägt, die Infektionsgefahr und das Wundliegen
schlicht gegeben ist, und das hat dann erhebliche Kosten zur Folge.
Ich frage meine KollegInnen, die in den
Organisationen und hier drinnen sitzen: Nehmen Sie Ihr Mandat in diesem Sinne
wahr, gehen Sie zum roten Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse! Ich habe ihm
letzte Woche im Übrigen einen Brief geschrieben und bis jetzt noch keine
Antwort bekommen.
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend):
Sie haben noch eine Minute.
Abg Dr Sigrid Pilz (fortsetzend):
Spannen Sie sich ein für die Interessen der hochbetagten Menschen, für die
Aufhebung dieser unwürdigen, beschämenden Beschränkung, und tun Sie etwas! (Zwischenruf
des Abg Dr Herbert Madejski.) Na, er wird schon Zeit haben müssen. Wenn
Frau Dr Neck-Schaukowitsch bei ihm vorstellig wird, dann wird er sich bestimmt
an sein sozialdemokratisches Solidaritätsinteresse erinnern. (Abg Dr
Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Ich brauche nicht Ihre Aufforderung dazu! Sie
können sich sicher sein, dass ich nicht Ihre Aufforderung dazu brauche!)
Meine Aufforderung braucht er nicht, aber vielleicht kann er abstehen von der
Position, dass mehr als drei Windeln ein persönlicher hygienischer Bedarf sind.
Das ist zynisch, das ist abzulehnen, und das ist eine Politik, die in dieser
Stadt nicht der Würde des hohen Alters dient. - Danke schön. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Frau Abg Lakatha.
Abg Ingrid Lakatha (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und
Herren!
Gerade der Redebeitrag der Frau Kollegin Malyar
zeigt, dass die heutige Aktuelle Stunde mehr als notwendig ist, dass wir einmal
darüber diskutieren, dass wir nicht alles nur aus der materiellen Sicht sehen,
sondern auch die Gemeinde Wien auf ihre soziale Verantwortung, die sie älteren
Mitbürgern gegenüber hat, aufmerksam machen.
Es ändert sich sehr viel, und vor allem müssen Sie
zur Kenntnis nehmen, dass die Wienerinnen und Wiener - sie werden Gott sei Dank
aufgrund sehr vieler guter Umstände immer älter - nicht in
Pensionistenwohnhäuser und nicht in Pflegeheime wollen. Die Wiener und
Wienerinnen wollen, bitte, zu Hause betreut werden, aber sie wollen nicht, wie
das vorhin genannt wurde, in Wien "gut aufgehoben" werden. Sie
wollen, von ihrer Familie oder auch von ausgebildetem Personal betreut,
möglichst lange zu Hause bleiben.
Das bedeutet, dass wir wesentlich mehr mobiles
Personal für die Betreuung zu Hause brauchen. Die Schwestern und Pfleger werden
in den Krankenpflegeschulen in Wien bestens ausgebildet. Aber mobile Betreuung
bedeutet etwas anderes: Im Krankenhaus kann man immer auf einen Arzt
zurückgreifen, eine mobile Betreuung muss wesentlich weitreichender sein. Daher
ist es unsere Aufforderung, auf diese Entwicklung Rücksicht zu nehmen.
Es ist vor allem das zu beachten, was jetzt eine sehr
große gesellschaftliche Veränderung bedeutet: Von etwa
788 000 Haushalten in Wien sind 366 000 Single-Haushalte. Daher
müssen die Pflegeleistungen, die durch die Familienangehörigen erbracht wurden
- das sind etwa 80 Prozent -, jetzt anders aufgefangen werden, und daher
ist die Gemeinde Wien wirklich aufgefordert, auf diese Dinge endlich mehr
Rücksicht zu nehmen. (Beifall bei der ÖVP.)
In Wien gibt es unseres Erachtens viele ältere Leute,
die nicht mehr ständig allein zu Hause sein können. Sie sind körperlich fit,
aber vielleicht vergesslich und bringen alles durcheinander. Bei einer
Einwohnerzahl von über 1,5 Millionen gibt es in Wien etwa 100 betreute
Wohnplätze. Bitte überlegen Sie sich das! Die Leute kommen dann in
Pensionistenheime, die Leute müssen in Pflegeheime. Das heißt, dort sind sie
dann "gut aufgehoben", aber sie können es sich nicht auswählen, und sie
können vor allem nicht für sich selbst arbeiten. Es gibt also viel zu wenige
betreute Pflegeplätze.
Wenn wir auf das heutige Gesetz, das Hospizgesetz,
zurückkommen: Dieses ist großartig, und es wird heute in Wien beschlossen. Auch
wenn die Personalstadträtin in einer Wiener Zeitung sagt, wie gut sie
vorgesorgt hat und was alles für die Magistratsangestellten gemacht wird -
bitte, es hat eine Zeit lang gedauert, bis es jetzt wirklich bekannt ist -,
möchte ich Ihnen doch eines sagen: Ich kann zwar sagen, eine Hospizkarenz ist
vorhanden, aber in Wien, einer Großstadt, gibt es nur 48 Hospizbetten!
Bitte, wie soll man da wirklich auf dieses Gesetz eingehen können, wenn Sie
nicht den Mut haben und das Geld dafür aufbringen, dass es wesentlich mehr Hospizbetten
gibt?
Es sind noch einige Sachen anzuführen, auf die ich Sie
aufmerksam machen möchte. Es gibt gute Ansätze, das will ich nicht
verschweigen. (Abg Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Wie viel gibt es denn in
Niederösterreich an Hospizbetten?) Wir sind jetzt in Wien, und wir alle
sind für Wien verantwortlich, möchte ich Ihnen sagen. Es ist völlig sinnlos,
alles irgendwo anders hinzuschieben. (Beifall bei der ÖVP. - Abg Dr
Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Wir schieben gar nichts hin und her!) Es gibt
gute Ansätze, und das will ich wirklich nicht verschweigen. Aber es kann nicht
sein, dass der Fonds Soziales Wien, der sehr viel abzudecken hat, von einer
Stadträtin zur anderen Stadträtin verschoben wird, und es ändert sich dabei
eigentlich nichts. (Abg Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Der wird nicht
verschoben, der
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