Landtag,
14. Sitzung vom 24.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 83
Rathaus): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau
Kollegin Korosec!
Menschenwürdiges Altern in Wien - ja, das ist ein
schönes Schlagwort. Welche Altersgruppe alt sei, welche Altersgruppe Sie genau
meinen, geht daraus allerdings nicht hervor. Aber ich möchte doch noch einmal
zurückkommen ... (Abg Gerhard Pfeiffer:
Das ist aber gesagt worden! Aus dem Titel kann man nicht alles lesen!) Ja,
trotzdem werde ich Ihnen sagen, wann das Altsein bereits beginnt. Diese Gruppe
haben Sie ausgelassen.
Ich war schon ein bisschen enttäuscht, muss ich
sagen, von Ihrem LandesseniorInnengesetz. Denn darin ist bereits eine
Klassifizierung von verschiedenen Menschen enthalten. Das Erste ist natürlich
immer noch, für die Vorfeldorganisationen der großen Parteien zu sorgen, damit
sie Geld bekommen. Zum Zweiten: keine Unterstützungen, die dort nicht bekommt
... (Abg Walter Strobl: Die leisten die
Arbeit! Das ist der Unterschied!) Das ist keine Unterschied, nicht in Ihrem
großen Klub, sie sind SeniorInnen anderer Klasse. Die dritte Klasse haben Sie
in Ihrem SeniorInnengesetz ebenfalls ausgespart, wobei es um die
Migranten-SeniorInnen geht. Auch die haben Sie in Ihrem SeniorInnengesetz nicht
mit einbezogen, sondern ausgeschlossen. (Beifall
bei den GRÜNEN.) Aber unsere Wirtschaft und unseren Wohlstand durften sie
mit aufbauen! (Abg Walter Strobl: Den Unterschied erfinden nur Sie!) Der
steht in Ihrem Gesetzentwurf drin. (Abg Walter Strobl: Wo?) Sie sollten
es wieder einmal durchlesen.
Doch fangen wir einmal an in den Bereichen, die die
Voraussetzung für ein menschenwürdiges Altsein schaffen sollten. Das ist
nämlich die gerechte Versorgung im Alter - ich muss leider wieder darauf zurückkommen
-, das ist eine Pension. Doch im Moment geschieht mit den Pensionen der Zukunft
die perfideste Geldbeschaffung, die man sich vorstellen kann. (Beifall bei
den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPÖ.) Es wird mit den Rechten der
Menschen ganz besonders schlimm umgegangen. Es ist ein Schlag ins Gesicht der
Würde, was hier passiert. Nicht, dass wir keine Reform wollen - diese muss sein
-, aber vielen Menschen auf diese Weise die finanzielle Grundlage für ihr Alter
zu nehmen, das lehnen wir wirklich ab, das ist die schamloseste Form der
Politik! (Abg Gerhard Pfeiffer: ... sozialistische Realitätsverweigerung!)
Doch gehen wir weiter in die Arbeitswelt. Altern in
Würde fängt schon dort an: Wie gehen Frauen mit 35 damit um, wenn in Inseraten
steht: "aber höchstens ein Arbeitsangebot bis 30, 35"? Altern sie in
Würde, wenn sie ein Stellenangebot lesen, in dem sie ab 35 bereits zum alten
Eisen gehören?
Mein Versuch - und hier kann ich leider die in Wien
regierende SPÖ nicht ganz auslassen (Abg Walter Strobl: "Leider"!)
-, eine Imagekampagne für ältere Frauen einzurichten, war leider nicht von
Erfolg gekrönt. Es wurde das, was auf dem Papier steht, für Initiativen
angesehen. Es war sehr interessant, als ich gestern ziemlich spät am Abend noch
bei meiner Rede saß und im Radio eine Sendung über ältere Arbeitslose hörte.
Das war sehr interessant, das hätten Sie sich anhören sollen. Zur gleichen
Zeit, als das von der SPÖ abgelehnt wurde, waren die Medien voll, und jetzt
ist, wie gesagt, auch im Radio zu hören, wie mit älteren Arbeitslosen
umgegangen wird. Das heißt wiederum: nicht menschenwürdig!
Nun geht die ÖVP-FPÖ-Regierung her, streicht die
Frühpensionen und schickt die Menschen sozusagen zurück zum Arbeitsamt, um
ihnen dort etwas zukommen zu lassen - mit einer kleinen Aufbesserung -, was
statt Frühpension eine Übergangszeit ist. Wenn sie überhaupt zu jung sind, dann
dürfen sie eine Sozialhilfe beantragen. Ganz toll, stellen Sie sich das vor:
Menschen, die schon lange im Arbeitsprozess sind, werden jetzt arbeitslos und
dürfen sich am Sozialamt um Sozialhilfe anstellen. Die "Würde", die
man dort verbreitet, können Sie sich hoffentlich vorstellen.
Jeder
Fünfte über 50 ist arbeitslos - die Aussagen eines 55-Jährigen gestern im
Radio. Der Betreuer hat ihm gesagt: "Arbeit? Vergessen Sie es!"
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend):
Sie haben noch eine Minute.
Abg Waltraud Cecile Cordon (fortsetzend):
Oje. - Die Frauen sind die größten Verlierer. (Abg Georg Fuchs: ...
Bundespolitik!)
Wohnen im Alter: Es ist immer noch eine Frage des
Geldes, wie Sie sich einrichten können. Es wird hier vieles getan, aber wenn
Sie nicht in ein Heim wollen, haben Sie letztendlich Probleme.
Altern im Verkehr, alte Menschen im Verkehr: Mit
Würde komme ich selten über die Straße, sondern meistens mit Rennen und einigem
Anziehen der Geschwindigkeit. Die Grünphasen sind zu kurz. Herr StR Schicker
hat schon angekündigt, dass er da etwas ändern will - spät, aber doch.
Ein U-Bahnaufgang ohne Lift, mit Rolltreppe: Gehen
Sie mit Würde eine hohe Treppe hinauf! Na ja, ich rede jetzt nicht ...
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend):
Bitte den Schlusssatz.
Abg Waltraud Cecile Cordon (fortsetzend):
Gut. - Leider kann ich nicht alles unterbringen, was die Menschen daran
hindert, in Würde alt zu sein oder ein menschenwürdiges Altsein in Wien - auch
in Wien, aber wohl in Österreich generell - zu erleben. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Präsident Johann Hatzl: Danke der Frau
Abgeordneten. - Zum Wort gemeldet ist Frau StRin Landauer.
StRin Karin Landauer: Herr Präsident!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Menschenwürdiges Altern in Wien - ich glaube, es ist gut,
dass wir damit eine Aktuelle Stunde machen. Nur glaube ich, es wäre sehr
sinnvoll, wenn wir entweder einmal eine Dringliche initiieren oder überhaupt
einmal über dieses Thema sehr lange und ausführlich reden würden. Genau wie
Frau Abg Korosec gesagt hat, zeigt ja die demographische Entwicklung, wie
wichtig dieses Thema ist. Auch Frau Abg Cordon weist darauf hin, indem sie sehr
weit zurückgeht, nämlich in die Arbeitswelt: Dort beginnt das Alter bereits bei
35; bei Frauen
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