Landtag,
14. Sitzung vom 24.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 83
Landessicherheitsgesetzes, sondern auch nach dem der
Straßenverkehrsordnung eingegriffen hat.
Da muss ich Ihnen ganz offen sagen, wenn diese
Information stimmt und ich habe zur Stunde natürlich keinerlei Veranlassung
dies zu bezweifeln, dann fällt mir dazu nicht Menschrechtsverletzung und
menschenverachtend ein, denn formulieren wir es vorsichtig und zurückhaltend:
Die Belästigung von Müttern mit Kindern, von Jugendlichen, die ja auch sehr
häufig in diese Gegend kommen und auch von anderen durch Punks mit
ungesicherten Hunden gefällt mir mindestens ebenso wenig.
Wenn daher in der Tat dies hier der einzige Fall war,
wo man Ordnung auch durch dementsprechende Paragraphen wieder hergestellt hat,
dann würde ich mich jedenfalls nicht beschweren.
Präsidentin Prof Erika Stubenvoll:
Danke schön.
Wir kommen zur 2. Zusatzfrage, Herr Abg Dr Ulm. (Abg
Susanne Jerusalem: Frau Vorsitzende?)
Abg Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Ich bin in der schlechteren Situation insofern als
ich den „Augustin“ zwar hin und wieder lese, aber nicht immer lese, und auch
diesen Artikel nicht gelesen habe. Ich kenne daher die Tendenz dieses Artikels
nicht, bin aber doch von der Überraschung der GRÜNEN überrascht, wenn Junkies
und Säufer von der Polizei aus dem Straßenbild entfernt werden, das dann als
menschenrechtswidrig und menschenverachtende Praxis einzuschätzen.
Sie haben bereits das Wiener Landessicherheitsgesetz
genannt. Ich teile da Ihre Einschätzung. Nicht nur nach der
Straßenverkehrsordnung ist in einem solchen Fall vorzugehen, sondern auch dann,
wenn in unzumutbarer Weise andere belästigt werden oder berechtigter Anstoß bei
Bürgern erregt wird, ist vom Wegweiserecht Gebrauch zu machen.
Ich frage Sie daher, Herr Landeshauptmann, ob Sie für
die strikte Vollziehung der Bestimmungen des Landessicherheitsgesetzes durch
die Wiener Polizei im Sinne von Nulltoleranz sind?
Präsidentin Prof Erika Stubenvoll: Herr
Landeshauptmann bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Abgeordneter!
Über das Schlussvokabel können wir jetzt dann
diskutieren, weil der erste Teil wäre natürlich mit einem einfachen „No na“ zu beantworten.
Selbstverständlich tritt ein Mitglied der Exekutive dafür ein, dass die Gesetze
eingehalten werden.
Aber das ist eine Sache, worüber man schon ein paar
Sätze verlieren sollte, denn ich bin nicht als ein Mann vordergründiger
Harmonie bekannt. Daher, bei allem Bekenntnis dazu, dass Gesetze und daher auch
das Landessicherheitsgesetz unabdingbar einzuhalten sind, da stimmen wir mit
Sicherheit überein ich weiß nicht, ob das bei der dahinter stehenden
Grundansicht auch der Fall ist: Ich bin im gegenständlichen Fall, wo es sich um
Bedrohungsszenarien handelt, dafür - und ich finde den gegenständlichen Fall,
den ich berichtet bekommen habe und den ich hier referiert habe, als ein
Bedrohungsszenarium für Jugendliche und für Passanten -, dass in der Tat die
Polizei hier die rechtlichen Möglichkeiten ausnutzt um einzuschreiten und um
dieses Bedrohungsszenarium von den Passanten abzuwenden.
Bei so schlechthin gesagt Alkoholisierten im
Straßenbild sehe ich die Situation etwas anders, denn grundsätzlich bin ich
hier der Auffassung, dass man sich zu überlegen hat, wie man hier auch helfen
kann. Helfen kann man nicht nur vordergründig, dass man den vor sich selbst
sozusagen beschützt, sondern sich auch dahinterstehend die Frage stellt oder
den entsprechenden Experten im medizinischen oder psychologischen Bereich
zuweist, warum der etwa Rauschgift verwendet oder regelmäßig übermäßig trinkt,
also schlicht und ergreifend ein Alkoholiker ist. Das ist das, wo ich meine,
dass man auch helfen soll.
Dasselbe gilt auch für Bettler, für Obdachlose. Auch
hier unterscheide ich sehr streng zwischen der kriminellen Aktivität der
organisierten Bettelei und jenen, denen man in der Tat auch helfen sollte und
wo ich meine, dass die Gesellschaft dazu verpflichtet ist, zu helfen.
So gesehen werden Sie verstehen, dass ich dem Begriff
der Nulltoleranz, den der frühere New Yorker Bürgermeister geprägt hat, weniger
anhänge und mehr dem Prinzip des Chikagoer Bürgermeister anhänge, der, wie wir
ja alle wissen und in der Öffentlichkeit diskutiert haben, auch keinen leichten
Job hat, groß Ordnung schaffen konnte in der Stadt, sodass das, was seit den
30er-Jahren als Ruf dieser Stadt vorauseilte, mit der heutigen Realität gar
nichts mehr zu tun hat und dies ohne der sogenannten Nulltoleranz, die nicht
unerhebliche Schwierigkeiten ja auch im Verhältnis zwischen Polizei und Bürger
in New York hervorgerufen hat, wie wir – so nehme ich an – auch beide wissen.
Daher hier zusammenfassend: Selbstverständlich bin
ich für die Einhaltung der Gesetze, das ist überhaupt keine Frage. Aber
selbstverständlich bin ich auch für Hilfe für jene, die Hilfe brauchen.
Präsidentin Prof Erika Stubenvoll:
Danke schön. Ich entschuldige mich, Frau Jerusalem, bitte die
1. Zusatzfrage zu stellen.
Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub
im Rathaus): Kein Problem.
Herr Landeshauptmann!
Nur zur Erinnerung: Die GRÜNEN befinden sich in der
glücklichen Lage, dem Landessicherheitsgesetz in Wien ja nicht zugestimmt zu
haben. Das heißt der Unfugparagraph hat ja bei uns keine Zustimmung gefunden,
weil wir ihn für Unfug halten.
Es gab aber dann noch in Wien zahlreiche andere
Maßnahmen. Die privaten Sicherheitsdienste von ÖBB und Wiener Linien, die dafür
sorgen, dass bei ihnen alles sauber ist und die Leute entfernt werden, genauso
wie es der Abg Ulm gesagt hat, sind so eine Maßnahme. In Wien werden zu wenige
Bänke aufgestellt, weil – so die damalige StRin Ederer – sich die Falschen
drauf setzen könnten.
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