Landtag,
13. Sitzung vom 07.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 57
Cynthia Schwertsik, durchgeführt. Es ging in diesem Projekt darum,
zu hören, was sich Frauen wünschen, und eine der Frauen hat gesagt: Ich will
nicht mehr sagen müssen, was eine Selbstverständlichkeit sein sollte.
Ich denke, genau so sollten wir Frauenpolitik machen!
- Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Johann Römer: Als nächste
Rednerin ist Frau Abg Lakatha zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.
Abg Ingrid Lakatha (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und
Herren!
Die heutige Mitteilung von Frau StRin Brauner gibt
mir die Möglichkeit, die ÖVP-Frauenpolitik, die über reine Subventionierung von
frauenspezifischen Aktivitäten hinausgeht, zu skizzieren.
Die SPÖ stellt sich wie ein Gralshüter einer
frauenfreundlichen Politik hin. Ich muss in diesem Fall sagen, dass ich das
Engagement von Frau StRin Brauner wirklich schätze. Sie macht sehr, sehr viel
in Wien, wobei es in diesem Fall ja einfach ist, denn wenn man in Form einer
Alleinregierung regiert, wird alles, was man tut, der eigenen Fraktion, der
SPÖ, zugerechnet. Aber ich muss sagen, sie macht viel - auch wenn es nicht
immer unseren Schwerpunkten entspricht.
Im Übrigen: Ich freue mich über die Blumen - das muss
ich ganz ehrlich sagen - und sage danke dafür. Es brauchen nicht jedes Mal
Blumen zu sein, aber ich nehme sie immer wieder, wenn es geht.
Ich möchte jetzt noch auf einen Trugschluss zu
sprechen kommen, auf das, was man uns immer wieder von Seiten der SPÖ und auch
der GRÜNEN vorwirft: dass wir eine reine Familienpolitik betreiben würden.
Bitte, das ist falsch! Familienpolitik ist ein Teil von Frauenpolitik, und ich
weiß nicht, warum das so schlecht sein soll, denn gerade in der Familie sind ja
die Frauen die am meisten Belasteten. Also was ist daran so schlecht? - Das ist
ganz einfach ein Teil unserer Politik!
Sie können das auch daran sehen, dass – und zwar
schon seit Jahren – Minister Bartenstein die familienfreundlichsten Betriebe
prämiert und dass Frau Rauch-Kallat, die ja jetzt auch Ministerin ist, die
frauenfreundlichsten Betriebe prämiert. Also bitte: Das sind zwar verschiedene
Personen, aber es ist dieselbe Partei! Frauen und Familie sind, bitte, etwas
Vereinbares!
Bei der SPÖ hat sich in den letzten Jahren auch in
der Ausdrucksweise etwas geändert. So wie wir immer von Vereinbarkeit von Beruf
und Familie gesprochen haben - das war eigentlich unser Ausdruck -, ist man bei
der SPÖ jetzt auch so weit. Und das ist das Schöne: dass man auch in der
Frauenpolitik zu einem Miteinander kommt.
Ich möchte jetzt auch Sie bitten, dass Sie auch
Frauenpolitik der ÖVP zur Kenntnis nehmen. Und zwar: Die ÖVP-Frauenpolitik
orientiert sich nach den tatsächlichen Bedürfnissen von Frauen. Uns Frauen in
der ÖVP ist und bleibt es ein Anliegen, das stark männerdominierte Lebensbild
der Politik zu verändern. Eine wirkungsvolle Frauenpolitik muss in allen
Politikfeldern verankert sein, von der Wirtschaft über die Bildung und über die
Familienpolitik. Frauenpolitik ist eine Querschnittsmaterie.
Wir wollen keine Gleichmacherei, sondern fordern die
Anerkennung der unterschiedlichen biologischen Besonderheiten der Geschlechter.
Und indem ich sage wir fordern, merken Sie, dass wir Frauen auch innerhalb
unserer eigenen Partei bei den Männern noch Überzeugungsarbeit leisten werden
müssen. Aber es ist eindeutig, dass Frauen praxisnaher und menschlicher, weil
auch gefühlsbetonter, reagieren.
Wir treten dafür ein, dass Frauen genauso wie Männer
frei wählen können, wie sie ihr Leben oder bestimmte Lebensabschnitte gestalten
wollen. Das heißt, Frau im Beruf, Frau in Partnerschaft, Frau mit Familie,
Alleinerzieherin gewollt oder Alleinerzieherin aus Schicksal, wobei ich
allerdings in dem Fall sagen muss, dass das meistens kein selbst gewählter Weg
ist. Alleinerzieherinnen bedürfen der besonderen Unterstützung.
Die Zukunftsentwicklung in Bildung, Wirtschaft und
Gesellschaft spricht eindeutig für die wachsende Bedeutung der Frauen. Es ist
daher ein Ziel der Volkspartei, den Frauen zu helfen, diese Chance besser zu
nutzen, um in jenen Bereichen, in denen sie in ihrer gesellschaftlichen Stellung
ein Defizit haben, dieses ausgleichen zu können.
Und ein Defizitbereich der Frauen ist sicherlich die
Politik, aber wir sind im Vormarsch. Es ist kein Lauf, es ist kein Sprint, Marsch
bedeutet Beständigkeit, Stetigkeit und davon werden wir nicht locker lassen.
Jetzt vermisse ich den Applaus meiner eigenen
Fraktion. (Spärlicher Beifall bei der ÖVP - Heiterkeit bei der SPÖ.)
Frauenpolitik soll von Frauen gemacht werden. Im Haupt-Ministerium gab es immer
eine Frauenabteilung, die auch gut betreut war, aber trotzdem bin ich
überzeugt, dass sich die neue Frauenministerin der Frauenanliegen noch mehr und
intensiver annehmen wird.
Die ÖVP hat übrigens eine Studie in Auftrag gegeben,
was Frauen in der Politik wollen. Die zentralen Ergebnisse dieser Untersuchung
waren, dass Politik niemandem die Entscheidung für Karriere, Kind, Familie und
Beruf abnehmen kann, aber die Frauen erwarten sich von einer vernünftigen
Politik, dass sie sichere Rahmenbedingungen für die notwendige Wahlfreiheit
schafft. Dahinter steht unter anderem die Angst, als Frau mit Kindern im
Berufsleben als unzuverlässig abgestempelt zu werden. Politik soll nicht nur
für Frauen, sondern auch von Frauen für Frauen gemacht werden, das ist eine
dieser Forderungen. Außerdem soll man in den Augen vieler Frauen mehr auf die
Probleme der Alleinerzieher eingehen, und Politik soll für die einzelnen
Lebensphasen vorsorgen, sich aber nicht in das Privatleben einmischen.
Für uns beginnt die Frauenpolitik in der Schule. Es
geht darum, dass Frauen wirklich auf das Berufsleben anders vorbereitet werden
und dass sie vor allem darauf aufmerksam gemacht werden, welche
männerdominierten Berufe es auch gibt.
Das Bildungssystem ist gut, die Frauen nehmen es in
Anspruch. Wenn Sie davon ausgehen, dass bei den Maturanten, 100 Maturanten
zu 103 Maturantinnen sind
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