Landtag,
13. Sitzung vom 07.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 57
Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ und den GRÜNEN.)
Präsident Johann Römer: Ich danke der
Frau amtsf StRin Mag Brauner für den Bericht.
Die Geschäftsordnung bestimmt, dass bei der nun
folgenden Besprechung kein Redner öfter als zweimal und länger als insgesamt
20 Minuten sprechen darf. Ausgenommen von dieser Beschränkung sind der
Herr Landeshauptmann und die zuständigen Mitglieder der Landesregierung; deren
Redezeit ist pro Wortmeldung mit 20 Minuten beschränkt.
Zur Besprechung der Mitteilung erteile ich nun Frau
Abg Mag Ringler das Wort.
Abg Mag Marie Ringler (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Eigentlich habe ich ein Problem mit dem 8. März. Ich schätze es nämlich
gar nicht, wenn man mir Blumen schenkt, und das nur am 8. März - ich will
die Blumen jeden Tag! Und ich will auch, dass wir das Thema Frauenpolitik nicht
nur anlässlich des 8. März auf der Tagesordnung haben; ich will, dass
Frauenpolitik jeden Tag ein Thema in dieser Stadt ist!
Gerade in einer Zeit, in der viel erreicht wurde und
noch so viel offen ist, wird besonders jungen Frauen in unserer Gesellschaft
das Gefühl vermittelt, dass ja schon alles erreicht sei, dass sie schon alles
tun können, was sie tun wollen, und dass es eigentlich nur darum geht, dass sie
ihre Chancen wahrnehmen. So verlockend das klingt, so sehr wissen, glaube ich,
alle Frauen, die in diesem Raum sitzen, dass das wohl nicht ganz der Realität
entspricht. Ganz im Gegenteil! Trotzdem glaube ich, dass Frauenpolitik ein Ziel
haben sollte, und dieses lautet: Selbstbestimmung für Frauen. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Es geht also meines Erachtens darum, Frauenpolitik
ganz radikal als Gleichstellungspolitik zu begreifen und als eine Politik, die
Frauen nicht zu den Opfern macht, sondern zu den handelnden Personen erhebt.
Natürlich geht es da ganz stark darum, Rahmenbedingungen zu schaffen für
starke, lustige Frauen, die tun können, was sie tun wollen, und die nicht, von
irgendwelchen Barrieren und sonstigen Problemen des Alltags belastet, klar in
das Problem fallen, das viele Frauen noch immer haben. Dazu gehört auch,
Arbeitsmarktpolitik für Frauen sehr ernst zu nehmen und Rahmenbedingungen zu
schaffen, die über das, was wir derzeit vorfinden, hinausgehen.
Viele meiner Vorrednerinnen haben bereits das
Karenzgeld angesprochen. Das Karenzgeld, wie wir es derzeit vorfinden, ist
tatsächlich kein adäquates Instrument, um Frauen in diese Selbstbestimmung
hineinzuführen, sondern ganz im Gegenteil: Es führt dazu, dass Frauen zunehmend
vom Arbeitsmarkt verdrängt werden. Und es ist vor allem deshalb ein Problem,
weil es das "Risiko" - unter Anführungszeichen -, in Karenz zu gehen,
nicht auf Männer und Frauen gleich verteilt, sondern immer noch sind es im
Besonderen die Frauen, die damit rechnen müssen und deren ArbeitgeberInnen
damit rechnen müssen, dass sie in Karenz gehen.
Deshalb bin ich durchaus der Meinung, dass ein
nächster Reformschritt darin bestehen müsste, eine verpflichtende Väterkarenz
einzuführen. Ich bin der Meinung, dass es notwendig ist, dass auch Väter nicht
nur ihrer Verantwortung nachkommen, sondern ihr auch nachkommen können, und
dass das sichergestellt wird, indem man Männer dazu verpflichtet, bei ihren
Kindern zu Hause zu bleiben, so wie wir Frauen im Mutterschutz dazu
verpflichten, und indem wir Zuverdienstgrenzen einfach abschaffen.
Der Vorschlag der GRÜNEN, den Sie vielleicht kennen,
des Karenzkontos leistet dazu sicher einen Beitrag, und bedauerlicherweise ist
nur das Wort "Teilzeit" von diesem Vorschlag übrig geblieben, und
nicht mehr der Entfall der Zuverdienstgrenzen, nicht mehr das Ziel der
Verkürzung der Karenzzeiten und nicht das Recht auf Kinderbetreuung für Väter und
Mütter.
Warum ist es eigentlich zum Beispiel, auch in einer
Stadt wie Wien, nicht möglich, dass Frauenförderpläne Voraussetzung für die
Vergabe öffentlicher Aufträge sind? Das wäre doch eine hochinteressante
Angelegenheit! Ich sehe schon die durchaus streitbare Frau Frauenstadträtin mit
den Bauträgern dieser Stadt um Frauenförderpläne streiten. Das würde mir sehr
gut gefallen! Das würde mir wirklich gut gefallen, wenn es für Firmen nur dann
möglich wäre, öffentliche Aufträge dieser Stadt zu erhalten, wenn diese Firmen
tatsächlich das tun, was schon längst zu tun wäre, nämlich Frauen auch in ihren
Karrieren fördern.
Die angesprochenen Maßnahmen zum Gender Mainstreaming
sind richtig und wichtig, aber, sehr geehrte Damen und Herren, sie müssen auch
umgesetzt werden! Zum Beispiel in den Bezirken: Auf den niedrigsten Ebenen
unserer Stadtverwaltung muss das Gender Mainstreaming auch tatsächlich einen
Niederschlag finden, sonst bleibt es ein schönes und noch dazu schwer
auszusprechendes Wort.
Wichtig ist vor allem auch, glaube ich, wenn wir das
Ziel der Selbstbestimmung ernst nehmen, dass Frauenstimmen wahrgenommen werden,
dass die Frauen nicht nur sichtbar gemacht werden, sondern auch gehört werden,
dass es Maßnahmen gibt, um zum Beispiel Frauenmedien ganz massiv zu fördern.
Ich denke da nur etwa an nette und wirklich gute Zeitschriften wie die
Zeitschrift "nylon", die von einer Gruppe junger Frauen sehr
eigeninitiativ gemacht wird. Hier müsste die Stadt Wien doch sagen: Danke, dass
es Frauen gibt, die so tolle Projekte machen!, und: Wir fördern hier so, dass
das auch sichtbar werden kann. – Oder: Sie müsste auch temporäre Projekte im
Kunst- und Kulturbereich fördern, dort, wo Frauen initiativ werden und
vielleicht auch manchmal mit Männern gemeinsam arbeiten. Das ist nicht nur eine
Frage der Besetzung der Spitzenpositionen, von der wir leider viel gehört, aber
nicht viel gesehen haben.
Schließlich möchte ich gerne auf einen Punkt zu sprechen
kommen, der von einer Frau in einem sehr schönen Projekt namens
"Frauenstimmen" zum Ausdruck gebracht wurde. Das Projekt
"Frauenstimmen" wurde von zwei Wiener Künstlerinnen, Elke Krasny und
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