Landtag,
13. Sitzung vom 07.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 57
Ich kann Ihnen in Schlagworten sagen: Das Kindergeld, das hier
auch angeschnitten wurde, ist eine Verhinderung der Frauen am Arbeitsmarkt, ist
eine Verhinderung der jungen und auch älteren Frauen. Und wenn Sie sehen, dass
die Zahl der Kindergeldbezieherinnen im vergangenen Jahr um etliche Tausend
gestiegen ist, ist das nicht, weil es das Kindergeld gibt, sondern weil die
Arbeitsplatzförderung ganz und gar weggefallen ist und hier vor allem auch die
Förderung für die Frauen.
Viele Frauen und die ganz jungen sind nicht
beinhaltet in Statistiken, die es gibt, wo ganz junge Frauen mit 16 und
17 Jahren heute Kinder bekommen, weil sie keine Alternative haben, am
Arbeitsplatz einzusteigen. Sie sagen lieber, bekomme ich halt die – ich sag es
noch in Schilling – 6 500 S, da hab ich ein Einkommen.
Wenn eine Frau drei Kinder hintereinander bekommt,
ist sie vollkommen aus dem Arbeitsplatz weg.
Wenn wir hier Vereinbarkeit von Beruf und Familie
sagen, dann meine ich, dass es wichtig ist, dass auch Kindergartenplätze
überall sein müssen, nicht nur in Wien, sondern auch in den Bundesländern. Dann
wird die Arbeitslosigkeit der Frauen und die Flucht in das Kindergeld nicht so
arg sein.
Wenn wir sehen, dass Notstandshilfe neu Sozialhilfe
sein soll, wie es im Regierungsprogramm drinnen ist, heißt das, die Frauen sind
dann gänzlich weg, denn bekanntlich gibt es bei Sozialhilfe keine Absicherung
der Allgemeinen Sozialversicherung.
Und zum Frauenministerium möchte ich zum Schluss
sagen: Es freut mich, dass es eine Frau ist, weil der Herr Haupt als
Frauenminister war vielleicht manchmal besser, als wenn jetzt eine Alibifrau
dort ist, die, muss ich sagen, ich kenn sie aus dem Gemeinderat, für Behinderte
sehr viel getan hat. Ob sie für Frauen etwas tut und ob sie als Gräfin – aber
ich habe keine gegenteilige Meinung, mir ist das egal, was wer ist – dann weiß,
was der Großteil der Frauen, die ein Mindesteinkommen haben oder gar kein
Einkommen haben, brauchen, ob sie sich dann durchsetzen kann, dass hier die
Förderungen so geschehen, wie es sein soll, das wage ich zu bezweifeln. (Beifall
bei der SPÖ und bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächste zu Wort gemeldet ist die Frau Abg Cordon. Ich erteile ihr das
Wort.
Abg Waltraud Cecile Cordon (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Leider hab ich nur fünf Minuten Zeit, das
stümperhafteste Pensionsreformprogramm der Republik für Frauen hier
aufzuzeigen, vorzuführen. Aber anscheinend hat sich die Regierung auch nur fünf
Minuten Zeit genommen für dieses Reformprogramm (Heiterkeit und Beifall bei
den GRÜNEN und bei der SPÖ), denn ich kann mir wirklich nicht vorstellen,
dass halbwegs intelligente, halbwegs verantwortungsvolle Politiker sich so
etwas ausdenken.
Aber gut, schauen wir uns das Reformprogramm einmal an! Übrigens: Ich habe
nachgeschaut, was "Reform" laut Wahrig-Wörterverzeichnis bedeutet:
eine "verbessernde Umgestaltung" - wobei ich nur sagen kann: es lässt
sich darüber diskutieren, für wen es besser ist - oder auch eine
"planmäßige Umgestaltung" - wobei ich sagen muss: den Plan vermisse
ich; "mäßig" ist es sicher. (Heiterkeit bei Abgeordneten der
GRÜNEN.)
Die Pensionen für Frauen werden sich in der Zukunft
vermindern, und zwar erstens durch die Durchrechnungszeiten, die sich bis über
einen Zeitraum von 40 Jahren erstrecken werden. Das ergibt eine Minderung
der Pension von 17 bis 30 Prozent. Die durchschnittliche Frauenpension
beträgt heute 678 bis 750 EUR - da differieren die Zahlen. Sie beträgt
damit immer noch nur die Hälfte der durchschnittlichen Männerpension. Jetzt können
Sie sich vorstellen, was davon bei minus 30 Prozent übrig bleibt!
Dazu kann ich nur sagen: Da kann ich auch die
verflossene SPÖ-Regierung nicht ganz aus der Haft entlassen, denn die Anhebung
der Frauengehälter, die die Voraussetzung für eine bessere Pension bildet,
hätte schon stattfinden können.
Die zukünftigen Pensionen der Frauen werden sich auch
durch Teilzeitarbeit vermindern. 80 Prozent der Arbeitsangebote für Frauen
sind Teilzeitbeschäftigungen. Wie viel dann für eine Pension bei Teilzeitarbeit
herauskommt, können Sie sich ausrechnen.
Natürlich werden sich die Pensionen auch durch die
Karenzzeit vermindern. Die Karenzzeit wird zwar angerechnet, aber es wird sich
dadurch nicht sehr viel erhöhen.
Es gibt keine Weiterbildung in der Karenzzeit. Das
heißt, der Wiedereinstieg wird problematisch, was sich wiederum auf die
Pensionen auswirkt.
Was die Anhebung des Pensionsantrittsalters betrifft,
so hat ein Wissenschaftler gesagt: Nun ja, wenn die Frauen länger arbeiten,
dann bekommen sie ja auch eine höhere Pension! - Ich kann nur sagen: Das ist
Zynismus pur!
Es erfolgt eine stufenweise Streichung der
Frühpensionen. Dafür wird es dann eine Übergangszahlung geben. Was die
Betroffenen in diesem Fall bekommen werden, entspricht einem durchschnittlichen
Arbeitslosengeld. So habe ich es gelesen. Das heißt also: Die Höchstsumme
beträgt 900 EUR für Männer, die sonst eine Pension von 1 300 EUR
bekommen würden. Wie viel es wiederum für Frauen sein wird, können Sie sich
auch ausrechnen. Es soll allerdings, wenn es zu hart wird, mit 20 bis
30 Prozent aus dem Sozialtopf aufgestockt werden. Das heißt jedoch: Es
soll damit nicht das Pensionssystem belastet werden, sondern man geht wieder
zurück und schöpft es aus dem AMS-Arbeitslosentopf. Das heißt, dort wird die
Fort- und Weiterbildung wahrscheinlich darunter leiden.
Fort- und Weiterbildung: Mangelnde Fort- und Weiterbildung
verhindert Karriere. Nun ja, manchmal gibt es dann eben den Rückzug in den
Haushalt - für Frauen, die es sich leisten können. Spätestens bei einer
Scheidung werden sie aufwachen. - Sie wissen: Nur jede zweite Ehe in Wien hält!
- Bei der Scheidung soll es, so heißt es, zu einem freiwilligen Splitting
kommen. – Da
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