Landtag,
13. Sitzung vom 07.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 57
wären. Sie hätten nämlich als erste Maßnahme eine
verpflichtende Quote von 50 Prozent Frauen in Regierung und Parlament
gefordert. (Demonstrativer Beifall bei den GRÜNEN.) Sie hätten zunächst
einmal an sich selbst gedacht, um die eigenen weiblichen Mandate abzusichern.
Und ich ahne auch warum: Weil an der Seite der männlichen Kollegen können sich
die grünen Frauen wahrscheinlich maximal den Rang eines Möbelstücks erarbeiten.
Darum steht bei Ihnen die Quote und nicht die Qualifikation im Vordergrund. (Ruf
bei der SPÖ: Ein eigener Vorwurf gegen die FPÖ!)
Aber in Wirklichkeit haben Sie sich mit diesem Thema
ins eigene Knie geschossen, weil das Eis, auf dem Sie sich bewegen, ist äußerst
dünn. Denn unter Bundesminister Haupt wurden 1 465 400 EUR pro
Tag für Frauenförderungsstellen budgetiert, und das wird auch weiterhin so
bleiben.
Es wird eine eigenständige Alterssicherung für Frauen
geben, und die Chancengleichheit für Frauen in der Arbeitswelt ist im
Regierungsprogramm festgeschrieben. (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Die
Frau StRin Landauer wird Ihnen das nachher ganz genau zum Mitschreiben noch
erklären.
Bis zum heutigen Tag wurden durch die freiheitliche
Regierungsbeteiligung 50 000 zusätzliche Frauenarbeitsplätze geschaffen.
(Abg Dipl Ing Martin Margulies: In der Teilzeit!) Aber es stimmt: Es gibt
noch viel zu tun im Bereich der Frauenpolitik. – Sie wollen fragen: Wo? Ja, das
Reinigungspersonal haben wir natürlich nicht angehoben. (Abg Godwin
Schuster: Sondern?) Na, lesen Sie es nach.
Viele Dinge müssen noch umgesetzt werden. Das ist
richtig. 1 000 EUR Mindestlohn ist ein Anfang. Die Ausweitung des
Kindergeldes bis zum 6. Lebensjahr. Flächendeckend flexible Öffnungszeiten
der Kindertagesheime; noch nicht geschehen, auch in Wien nicht. Sowie die
verpflichtende Beistellung eines Anwaltes bei Scheidungsfällen. Aber in
zweieinhalb Jahren Regierungsbeteiligung kann kein Mensch die Versäumnisse der
letzten Jahrzehnte beseitigen.
Unter SPÖ-Ministerin Prammer war das
Frauenministerium ja nicht einmal ein eigenständiges. Es war dem
Bundeskanzleramt untergeordnet. Und außerdem ist mir die Frau Ministerin
Prammer nur durch die angebliche sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz durch
ihren Ex-Mann in Erinnerung geblieben. (Abg Mag Christoph Chorherr: Das ist
tief!)
Aber auch auf Wiener Boden sieht es nicht einmal
rosig aus, was beispielsweise das Gendermainstreaming in der Stadtplanung
betrifft. Da feiern Sie überall das Projekt Frauenwerkstadt als das Meisterwerk
weiblicher Stadtplanung, und dann hat die Wohnzufriedenheitsstudie ein
vernichtendes Urteil darüber abgegeben. Rot-grüne Frauenpolitik heißt Förderung
von Hinterhoffesten aus Steuermitteln und ausufernde Zuwanderungspolitik ohne
Begleitmaßnahmen. Denn ohne die verpflichtenden Deutschkurse treiben Sie
nämlich die Frauen in die Isolation statt in die Integration. (Beifall bei
der FPÖ.)
Die SPÖ-Frauenpolitik ist wie ein roter Teller. Sie
nehmen einen roten Teller, gießen heißes Wasser rein, und dann verkaufen Sie es
als Tomatensuppe. So schaut's aus! (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.)
Selbstverwirklichungswahn ist wahrhaftig nicht das
geeignete Mittel, um mehr Rechte für Frauen zu erwirken. Jede Stimme ist
wichtig, auch wenn es die einer Frau ist. Ich finde es auch nicht so wichtig.
Aber ich kann das scheinbar angeknackste Selbstwertgefühl der GRÜNEN etwas anheben;
indem ich Maria von Ebner-Eschenbach zitiere: "Trösten Sie sich. Eine
kluge Frau hat natürliche Feinde: dumme Männer." Drum arbeiten Sie mehr an
Ihrer Qualifikation, dann brauchen Sie sich auch um die Quoten keine Sorgen zu
machen. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächste zu Wort gemeldet ist die Frau Abg Tomsik. Ich erteile ihr das Wort.
Abg Josefa Tomsik (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr verehrte Frau
Präsidentin! Meine Damen und Herren des Landtages!
Ich weiß jetzt nicht, ob ich erschüttert sein soll
über die Rede der Frau Abg Trammer. Ich möchte nicht sagen
"Kollegin", denn sie qualifiziert sich hier wirklich selbst.
Hier in die Waagschale zu werfen, dass sexuelle
Belästigung am Arbeitsplatz durch den Gatten der ehemaligen Frauenministerin
Prammer etwas ist, was hier zu dem Thema heute passt, wenn sie hier meint, dass
die grünen Kolleginnen nur Möbelstücke sind für ihre männlichen Kollegen und
sie sollen eigentlich lernen – ich hab das so verstanden, dass sie eigentlich
nicht so intelligent sind wie sie meinen –, so glaube ich, dass das etwas ist,
was gerade beim heutigen Thema nicht die Aussage sein sollte, wenn Sie etwas
nachdenken. Aber nur ein bisschen nachdenken.
Die Frau Kollegin Lakatha, die ich wirklich sehr
schätze in ihrer persönlichen Art, hat hier eine Rede gehalten, dass ich mir
gedacht habe, das kann nicht ihre Rede sein, das muss ihr jemand geschrieben
haben. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Denn wenn ich so groß die Frauenfreundlichkeit
des Wiener Vorsitzenden, des Staatssekretärs Finz, herausstelle, der diese
Aussage getätigt hat, und hier drei Frauen sitzen in den Bänken der ÖVP, dann
frage ich mich: Wo ist die Frauenfreundlichkeit? Das ist meine Frage. (Beifall
bei der SPÖ und bei den GRÜNEN.)
Ich denke, die deftige Aussage, die Sie der Kollegin
Sommer-Smolik hier unterschieben, Frau Kollegin Lakatha, hat ihr Staatssekretär
Finz gesagt und nicht die Frau Kollegin Sommer-Smolik. Man sollte sich halt
immer merken, was wer sagt.
Ich denke aber, nachdem heute auch die Mitteilung ist
zum Internationalen Frauentag, dass wir eigentlich nachdenken sollten: Wie ist
der Internationale Frauentag entstanden? Das wird die Frau Stadträtin
garantiert sagen. Ich möchte Ihnen aber trotzdem sagen: Brot und Rosen. Rosen
waren für die Anerkennung der Frauen in der Politik. Brot war, dass sie
dasselbe verdienen wie die Männer. Und das findet nicht statt. Ganz im
Gegenteil.
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