Landtag,
13. Sitzung vom 07.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 57
wissen, dass primär leider noch immer Frauen Hausarbeit
machen. Das liegt aber daran, dass noch immer ein falsches Rollenverständnis
von Männern und Frauen bezüglich Hausarbeit vorliegt. Aber nicht, dass man
daran denkt, dieses Rollenverständnis zu ändern, nein, man will auch noch das
Unternehmen Haushalt fördern. Belohnen wir jetzt auch noch die Frauen, dass sie
Zuhause bleiben? ich glaube, wir wollen das nicht; Sie wollen das sehr wohl. (Beifall
bei den GRÜNEN und bei der SPÖ.)
Meiner Meinung nach zeigt nicht nur dieser Ausspruch
von ÖVP-Obmann Finz, sondern auch dieses Regierungsprogramm die
frauenverachtende und frauenfeindliche Politik dieser Bundesregierung. Und da
nützt auch eine Frauenministerin Rauch-Kallat nichts, denn man muss sagen, das
einzig Positive ist: Sie ist eine Frau. Wir haben jetzt wieder eine
Frauenministerin. Aber das allein ist noch kein Programm. Man wird sich
anschauen, wie sie die Politik dieser Bundesregierung als Frauenministerin
mitträgt, wie sie sich dagegen wehren wird, dass die Chancengleichheit für
Frauen auch wirklich eintritt.
Ich kann vielleicht der Frau Bundesministerin einen
Tipp geben: Es gibt ein feministisches Regierungsprogramm, ausgearbeitet von
vielen Frauenvereinen und vielen Frauenorganisationen, wo man einmal nachlesen
könnte, was es heißt, Frauenpolitik zu machen, was es heißt, feministisch zu
regieren und wo hier wirklich Ansätze zu finden wären.
Morgen ist wieder der Frauentag, der Internationale
Frauentag. Seit 1911 demonstrieren die Frauen für ihre Rechte und kämpfen für
ihre Rechte. Seit Jahren gibt es die gleichen Forderungen, nämlich gleicher
Lohn für gleiche Arbeit, Gleichberechtigung auf dem Arbeitsmarkt, der Kampf
gegen die Diskriminierung. Diese Bundesregierung tut unserer Meinung nach
nichts dazu, diese Forderungen zu erfüllen. Ich denke, Blau-Schwarz wird sich
überlegen müssen, ob nicht in Bezug auf die Frauen ein anderes Frauenbild
zurechtgelegt werden sollte. Denn es kann nicht sein, dass Frauen als Stimmvieh
gehandelt werden, aber sonst eigentlich keine Berücksichtigung finden in der
Regierungspolitik. Und frauenverachtende und frauenfeindliche Politik in
Österreich kann und darf nicht so weitergehen. – Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN und bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön.
Als nächste Rednerin ist die Frau Abg Lakatha
gemeldet. Ich erteile ihr das Wort.
Abg Ingrid Lakatha
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!
Dass gerade die GRÜNEN diese alte Zeitungsmeldung als
Slogan für die heutige Aktuelle Stunde verwenden, ist nicht verwunderlich. Sie
sind für plakative und deftige Ausdrücke bereits bekannt. Ich möchte eigentlich
nur auf die gestrige Gemeinderatssitzung zurückgehen. Da hat der Herr GR
Margulies einen Ordnungsruf erhalten. Der zweite wurde wegdiskutiert. Frau GRin
Jerusalem sprach von den "g'stopften Industriellen". Herr GR Chorherr
hat in Verbindung mit der Flächenwidmung von Inquisition gesprochen. Und die
Frau GRin Sommer-Smolik spricht heute von „Verarschung“. Also Ihre
Ausdrucksweise ist deftig!
Worum es heute geht: Es geht um jede Stimme, und zwar
insbesondere um die Stimmen der Frauen. (Ironische Heiterkeit bei den
GRÜNEN.) Und dass diese Aussage kein Lippenbekenntnis ist, geht daraus
hervor, dass der Landesparteiobmann im Juni angelobt wurde und bereits damals
festgehalten hat, dass er von vier Stellvertretern, die ihm nach unserem Statut
zustehen, drei Frauen wählt. Und bitte, die hat er bekommen. Und das war,
bitte, vor der Wahl.
Und ich möchte jetzt nur zur gestrigen
Nationalratssitzung zurückgehen, zur Angelobung des neuen Nationalrates. Und da
möchte ich Ihnen sagen, das unter den 11 Wiener Mandaten gestern
5 Frauen als Nationalrätinnen angelobt wurden. (Beifall bei der ÖVP.)
Unsere Männer haben sich auch an die Frauenfreundlichkeit unseres Obmanns
gewöhnt.
Zum Thema dieser Aktuellen Stunde möchte ich Ihnen
sagen, dass das eigentlich nur populistisch ist und überhaupt nichts mit
Sachpolitik zu tun hat. Denn gerade Sie, die GRÜNEN, hätten die Chance gehabt,
bei der Regierungsbildung Mitverantwortung zu übernehmen. Aber was war ? Es
wurde von Ihnen immer nur gesprochen. Es gab immer eine mündliche Zusage. Es
gab eine mündliche Zusage des Verhandlungsteams. Am nächsten Tage wurde es
wiederrufen. Das nächste Mal war das Gleiche: Das Verhandlungsteam hat eine
mündliche Zusage gegeben. Es kam aber nie zu einem Abschluss, weil es immer
wieder Wiederrufen wurde.
Sie hätten die Möglichkeit gehabt, auch Ihre
Frauenpolitik einzubringen und die zu vertreten. Aber was haben Sie gemacht?
Nichts.
Da es in Wien ja bekannt ist, dass Sie einen
Kuschelkurs zur SPÖ betreiben, möchte ich Ihnen nur sagen: Die SPÖ wird
bestimmt, sollte es je dazu kommen, gute Nerven dafür brauchen. (Beifall bei
der ÖVP.)
Wir haben nun eine neue Frauenministerin, die sich
immer schon für die Anliegen der Frauen eingesetzt hat und dies in ihrem neuen
Wirkungsbereich verstärkt und vor allem wirkungsvoll durchsetzen wird. (Beifall
bei der ÖVP.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächste zu Wort gemeldet ist die Frau Abg Trammer. Ich erteile ihr das Wort.
Abg Heike Trammer
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau
Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Erfolg braucht Frauen. Erfolg braucht gute Frauen, so
wie Erfolg auch gute Männer braucht.
Es hätte mich schon sehr gewundert, wenn der grüne
Leider-nein-Koalitionspartner nicht ein Frauenthema zur heutigen Aktuellen
Stunde gemacht hätte, nämlich gerade die Grünen, die so ganz haarscharf an
einer Regierungsbeteiligung vorbeigerauscht sind.
Und ich weiß auch schon, was die Grünen gemacht hätten, wenn
sie der neue Regierungspartner gewesen
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