Landtag,
13. Sitzung vom 07.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 57
muss ich schon die Frage stellen: Freiwillig von wem? Vom
Mann? - Ich darf also bitten gehen: Bitte gib mir die Hälfte für die Zeit, in
der ich für dich gearbeitet habe. – "Super"! Wirklich ein
"tolles" Angebot!
Auch die derzeit steigende Arbeitslosigkeit kann ich
in meiner Aufzählung nicht auslassen. Sie wissen: Die Arbeitslosigkeit von Februar
2002 bis Februar 2003 hat in der Altersgruppe von 50 bis 55 zwar abgenommen,
aber in der Altersgruppe der 55- bis 60-Jährigen um 81 Prozent zugenommen!
Hier, muss ich sagen, hat leider auch mein Antrag in Wien nicht gegriffen, dass
man hier unterstützend hilft, eine Imagekampagne durchführt und
Förderungsmaßnahmen setzt. Es sei alles bestens, hat mir die SPÖ erklärt. - Da
kann ich Sie von der SPÖ auch nicht aus der Verantwortung entlassen.
Präsident Johann Römer
(unterbrechend): Frau Abgeordnete, Ihre Redezeit ist vorbei. Wenn Sie bitte
jetzt zum Schlusssatz kommen würden.
Abg Waltraud Cecile Cordon
(fortsetzend): Gut. Okay. Mein Schlusssatz lautet: Bezüglich des Eingriffs
in die heutigen Pensionen mittels einer Erhöhung des Krankenkassenbeitrags um
ein Prozent als "Freizeitbeitrag" frage ich Sie: Wann fängt die
Freizeit von PensionistInnen an und wann hört sie auf? - Danke. (Beifall bei
den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Präsident Johann Römer: Als Nächste zum
Wort gemeldet ist Frau StRin Dipl Ing Dr Rothauer. Ich erteile ihr das Wort.
StRin Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Zum Titel der heutigen
Aktuellen Stunde darf ich nur so viel sagen: Ein falsches Zitat wird nicht richtiger,
auch wenn man es noch so oft strapaziert. - Mehr Zeit will ich diesem Unsinn
bei meiner knappen Redezeit von fünf Minuten erst gar nicht widmen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Über den Verlauf der
Debatte muss ich mein Erstaunen zum Ausdruck bringen, denn es dürfte den
Vorrednerinnen offenbar nicht bewusst gewesen sein - oder sie haben es
ignoriert -, dass sie im Wiener Landtag sprechen. Sie haben so getan, als wären
sie die besseren Bundespolitikerinnen - noch dazu, da Ihre Aussagen, meine
Damen, anders lauten als die Aussagen Ihrer Fraktionskollegen beziehungsweise
-kolleginnen, die gestern bei der Regierungsdebatte im Nationalrat getätigt
wurden.
Meine sehr geehrten Damen
von der grünen Fraktion! Ihr Bundesvorsitzender Van der Bellen hat es ausdrücklich
begrüßt, dass eine Frauenministerin installiert wird, und lobte die Besetzung
mit Rauch-Kallat. (Beifall und Ah!-Rufe bei der ÖVP. – Ruf bei den GRÜNEN:
Besser als der Haupt!)
Die Abgeordnete der Sozialdemokraten Prammer hat es
ebenfalls begrüßt, Frau Kollegin Tomsik, und Sie hat sogar der Ministerin die
Zusammenarbeit angeboten! (Beifall und Ah!-Rufe bei der ÖVP.) Wenn Sie,
Frau Kollegin Tomsik, die ich sonst auch sehr schätze - dieses Kompliment, das
Sie unserer Fraktionskollegin gemacht haben, muss ich zurückgeben -, hier im
Zusammenhang mit der Besetzung des Ministeriums mit Frau Ministerin
Rauch-Kallat von einer "Alibi-Frau" sprechen, dann muss ich Ihnen
dazu sagen: Diese Äußerung disqualifiziert sich sicher von selbst! (Beifall
bei der ÖVP. – Abg Josefa Tomsik: Ich lasse mich gerne überraschen!)
Ich möchte jetzt, weil meine Redezeit unaufhaltsam
weiterläuft, noch ein paar sachliche Kritikpunkte ansprechen, auf die ich
unbedingt antworten möchte.
Frau Kollegin Sommer-Smolik hat die ÖVP dahin gehend
angegriffen, dass sie eine frauenfeindliche Partei sei, was ja völlig unsinnig
ist! Ich darf Sie, weil mir das ein Anliegen ist, etwa nur darauf hinweisen,
dass die ÖVP die einzige Fraktion ist, die eine Frau als Landeshauptmann hat (Rufe
bei der SPÖ: -hauptfrau!) - ja, eine Landeshauptfrau; sie möchte aber nicht
"-frau" genannt werden - und eine Bürgermeisterin einer
Landeshauptstadt. Die erste Bürgermeisterin einer Landeshauptstadt ist eine
ÖVP-Politikerin! (Beifall bei der ÖVP.)
Dass Frauen in Unfreiheit gehalten werden sollen, ist
absolut falsch. Auch mir sei es gestattet, im Folgenden ein Zitat
wiederzugeben. In der Regierungserklärung wurde wörtlich gesagt:
"Mit der Schaffung eines eigenständigen
Ministeriums für Gesundheit und Frauen wollen wir einen wichtigen Akzent
setzen. Frauen brauchen Chancen und Wahlmöglichkeit, die Freiheit, den
individuell besten Weg in der Bildung, im Beruf und in der Familie zu
gehen."
All die Angriffe, die hier gekommen sind, sind ja
insofern obsolet, als die entsprechenden Punkte ja alle als Absichtserklärung,
als Zielsetzung explizit in den Äußerungen zum Regierungsprogramm und im
Regierungsübereinkommen enthalten sind. Die Antwort auf die Frage nach dem Wie,
also wie das erfolgen soll, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten
ergeben. Diese können Sie nicht am Tag nach der Regierungserklärung einfordern.
Ich darf nur noch kurz zu zwei Dingen Stellung
nehmen:
Dass das Kindergeld - das wurde von zwei Rednerinnen
angesprochen - die Frauen aus der Berufstätigkeit treibt, ist derart falsch -
so etwas habe ich überhaupt noch nicht gehört! Gerade das Kindergeld ermöglicht
den Frauen nämlich erstmals einen Zusatzverdienst. Das heißt, man bietet den
Frauen geradezu offensiv die Chance, nebenher auch noch im Beruf tätig sein zu
können. (Beifall bei der ÖVP. – Abg Josefa Tomsik: Frau Kollegin, was soll
eine Putzfrau dazuverdienen?)
Was die Einkommensunterschiede betrifft, meine Damen
und Herren, so ist von Frau Ministerin Rauch-Kallat eindeutig gesagt worden,
dass sie sich diesem Problem ganz intensiv widmen wird. Ich darf Sie, meine
Damen von der sozialdemokratischen Fraktion, schon in aller Deutlichkeit daran
erinnern: Sie haben es mit Ihren Vertreterinnen - angefangen von Frau Dohnal
über Frau Konrad bis zu Frau Prammer - nie geschafft, den Einkommensunterschied
zwischen Frauen und Männern auszugleichen oder zu beseitigen. Fordern Sie das
daher nicht von einer ÖVP-Politikerin am Tag nach der Regierungsbildung ein,
sondern messen Sie ihre Taten dann, wenn sie sie gesetzt hat!
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