Landtag,
11. Sitzung vom 13.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 90
weitem überschreitet. Die Rechte der Hauseigentümer sind
nicht anzutasten, nämlich die Rechte der Staatsbürger. Und das ist etwas, was
Sie heute tun.
Ich
wiederhole noch einmal klar und deutlich: Wenn hier immer wieder in den Raum
gestellt wird, dass man nach fünf Jahren Hauptwohnmeldung - und genau so ist es
im Gesetz vorgesehen - wahlberechtigt sein soll auf kommunaler Ebene, dann
öffnet man dem Missbrauch Tür und Tor. Es wird nicht kontrolliert, ob ein
Aufenthaltstitel ... (Ein Mann, hinter der letzten Bankreihe stehend,
schreit etwas in Richtung Redner.)
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend):
Entschuldigung. Ich glaube, da redet wer mit, der eigentlich nicht mitzureden
hat. - Darf ich Sie bitten, den Saal zu verlassen. (Der Mann wird aus dem
Saal gedrängt.)
Herr Abgeordneter, Sie sind am Wort.
Abg Heinz Christian Strache
(fortsetzend): Danke.
Der Grundsatz beziehungsweise der Punkt, den Sie im
Gesetzesentwurf verankert haben, dass es nur auf die Hauptwohnmeldung ankommt,
öffnet dem Missbrauch Tür und Tor. Warum? - Weil natürlich nach Ihrem Gesetzesentwurf
überhaupt nicht kontrolliert werden wird, ob es einen aufrechten
Aufenthaltstitel gibt. Das wird nicht kontrolliert, das ist nicht einmal
vorgesehen. Und das zeigt ja eigentlich, wie wenig Sie das auch durchdacht
haben.
Das Argument - das wollte ich auch noch ansprechen -,
dass man, wie manche meinen, nach fünf Jahren eben schon mit dem Zahlen der
Steuern letztlich alle Rechte erhalten soll, ist einfach ein wirklich falscher
Ansatz.
Ich glaube, die bestehende Gesetzgebung, die vorschreibt,
dass man mindestens 10 Jahre Aufenthalt in Österreich haben sollte und
dann die Staatsbürgerschaft beantragen kann, ist der Endpunkt der Integration,
und der ist gesetzlich garantiert nach 20 Jahren. Wenn man 10 bis
20 Jahre Steuern leistet, dann kann man mit Fug und Recht behaupten und
sagen: Durch meinen Beitrag, den ich geleistet habe, habe ich ein Anrecht,
wirklich ein Staatsbürger in diesem Land zu werden, und auch ein Anrecht, eine
Gleichstellung im sozialen und rechtlichen Bereich zu erhalten. Das ist
nachvollziehbar. Aber Ihre Argumentation ist überhaupt nicht nachvollziehbar,
sondern bedeutet letztlich ein Verschleudern der Staatsbürgerschaftsrechte. Und
da spielen wir nicht mit und werden wir auch in Zukunft klar und deutlich
unsere Position vertreten.
Zum Abschluss noch. Es war erschreckend, Herr
Klubobmann Oxonitsch, als Sie heute herausgekommen sind und argumentiert haben,
dass die Wählerinnen und Wähler informiert gewesen seien. Sie waren nicht informiert,
Sie haben ihnen nicht reinen Wein eingeschenkt. Sie haben sich heute
herausgestellt und haben gesagt, dass die Wahlniederlage der Freiheitlichen ein
klares Signal der Wähler war und Sie jetzt auf Grund dessen die Staatsbürgerschaftsrechte
beschneiden. Ich finde es gut und richtig, dass Sie das heute hier offen gesagt
haben. Die Wienerinnen und Wiener wissen mit dem heutigen Tag, dass sie die
Freiheitliche Partei in Zukunft stärken müssen, weil sonst die Gefahr besteht,
dass ihre Staatsbürgerschaftsrechte in dieser Stadt, in diesem Land beschnitten
werden. Das wissen die BürgerInnen heute klar und deutlich, und das wird auch
dazu führen, dass die Freiheitliche Partei in Zukunft wieder wesentlich stärker
sein wird, als sie es heute ist. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Zu einer
tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abg Pfeiffer gemeldet.
Abg Gerhard Pfeiffer (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Ich komme nicht umhin, eine tatsächliche Berichtigung
dahin gehend zu machen, dass die Wiener Volkspartei sich nicht der Meinung der
Freiheitlichen angeschlossen hat, sondern dass wir auf Grund unserer eigenen
Diskussionen und unserer eigenen Überzeugungen zu dieser Meinung gekommen sind,
die wir heute hier vertreten haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Herr Abg Dr Stürzenbecher.
Abg Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrte Frau Landesrätin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Der heutige Tag ist für Wien demokratiepolitisch und
integrationspolitisch ein historischer Tag. Wir haben einen großen Schritt
demokratiepolitisch weitergebracht, wenn wir das heute beschließen.
Es ist aber nur begrenzt ein großer Tag für dieses
Haus, denn was von Seiten der ÖVP und der FPÖ gekommen ist, war teilweise,
gemessen an parlamentarischen Kriterien, wirklich unterstes Niveau, und ich glaube,
das kann wirklich nur mehr besser werden. (Abg Dipl Ing Martin Margulies:
Nein!)
Es ist so, dass wir mit diesem großen demokratiepolitischen
Schritt. ... (Zwischenruf des Abg Gerhard Pfeiffer.) Na, Kollege
Pfeiffer, es war ja wirklich so, dass sogar Sie und der Kollege Ulm noch weit
unter dem Niveau vom Klubobmann Kabas waren. Strache war durchaus wieder auf
einer Linie. Und ich glaube, das ist doch etwas, was wir ablehnen sollten. (Beifall
bei der SPÖ.)
Dieser große demokratiepolitische Schritt enthält
auch "Wählen ab 16". Das zeigt Jugendlichen, dass ihre Teilnahme
am demokratischen System erwünscht ist.
Ich möchte es wieder ein bisschen auf die sachliche
Ebene bringen. Im Burgenland haben 85 Prozent der Jugendlichen
teilgenommen, in Oberwölz, soweit ich informiert bin, sogar 100 Prozent. (Abg
Gerhard Pfeiffer: Eine große Gemeinde!) Es gibt also durchaus, soweit es
bisher in Österreich praktiziert worden ist, positive Erfahrungen.
Das Wählen für ZuwanderInnen auf Bezirksebene ist ein
Quantensprung in der Demokratieentwicklung. Wien schließt da in dieser Hinsicht
an Länder mit großer demokratischer Tradition an, teilweise an Großbritannien,
an die Niederlande, an die Schweiz, um nur einige Beispiele zu nennen. Ich
könnte noch mehr aufzählen. Aber Faktum ist, dass es das natürlich schon gibt
und dass
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