Landtag,
11. Sitzung vom 13.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 90
Kosten der kleineren und mittleren Einkommen!
Das heißt, wenn wir jetzt über Ankurbelung der
Wirtschaft und Investitionen sprechen, kann man das nicht unabhängig von dem
Steuersystem tun, in dem das Ganze eingebettet wird. Selbstverständlich muss
investiert werden, aber gleichzeitig muss auch die Konsumnachfrage angekurbelt
werden, und das geht nur durch eine Senkung der Steuer- und Abgabenlast beziehungsweise
eben durch eine Umverteilung.
Was
heutzutage wirklich wichtig ist - und in Deutschland hat die Diskussion über
eine Vermögenssteuer wieder begonnen -, ist, dass nicht weiterhin den Reichsten
und Reichen und Vermögenden in diesem Land permanent Geldgeschenke gemacht
werden und die Armen sie zu bezahlen haben. Das ist nicht unsere Position, und
wir müssten meines Erachtens sowohl auf Bundesebene als auch in Wien danach
trachten, dass es zu einer sozialen Umverteilung kommt, damit tatsächlich
wieder die finanziellen Mittel vorhanden sind, um die Wirtschaft anzukurbeln.
(In Richtung ÖVP:) Mit Ihnen wird das sicher
nicht gehen. Ich weiß, Sie sind nach wie vor die Partei derjenigen, die es sich
richten können, sei es mit Freunderlwirtschaft, sei es mit Postenschacher, da
haben Sie irrsinnig viel Erfahrung mit Ihrem Partner in der Freiheitlichen
Partei. (Zwischenruf des Abg Georg Fuchs.) Da verdient man auch ganz
gut. Ich weiß, dass für Sie das unterste Drittel der Gesellschaft nie gezählt
hat. Ihr Politikverständnis ist bei Margaret Thatcher stehen geblieben. Das ist
das Problem, vor dem die österreichische Gesellschaft momentan steht.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Daher ist es
wichtig, dass wir in der konkreten Situation nicht nur jetzt, als Nachwahl,
diese heutige Diskussion als Wahlkampf-Gag entdecken und sagen: Wien macht
alles immer besser und der Bund macht alles immer schlechter. Wenn ich mir nur
als Beispiel die reale Situation um die Landeslehrer anschaue: Wien war treurer
Diener des Herrn Grasser, Wien hat alle Kürzungen, die Grasser vorgegeben hat,
nachvollzogen. Keinen einzigen zusätzlichen Planposten hat Wien aus eigenen
Finanzmitteln geschaffen. Bitte tun Sie nicht so! Sie können sagen, der Bund
engt die Mittel ein, aber Sie haben nichts dagegen getan. Sie haben versucht,
Wien irgendwie zu verwalten und weiterzuwursteln. Aber der Aufschrei und der
Versuch, bei Finanzausgleichverhandlungen etwas anderes zu bewirken, ist nicht
erfolgt.
Was ebenfalls nicht erfolgt ist - und damit komme ich
zum Schluss -, betrifft die gesamte Wirtschafts-, Technologie- und
Investitionsentwicklung. Vor allem Bundeskanzler Schüssel jammert ja immer so
sehr über Deutschland als Konjunkturlokomotive et cetera - das ist meines
Erachtens nichts anderes, als ein Eingeständnis der eigenen Unfähigkeit, wenn
man sich permanent bei anderen abputzt. Tatsächlich ist viel zu wenig passiert
in den prosperierenden Ländern der Beitrittskandidaten, wo meines Erachtens
Österreich viel größere Chancen gehabt hätte, wo aber sowohl die
Bundesregierung als auch die Wiener Stadtregierung diese Chancen nicht genutzt
haben. - Ich danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
nächster Redner ist Herr Abg Mag Neuhuber gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Frau Präsident! Meine Damen und Herren!
Wir befinden uns offensichtlich im Moment in einer
für die Opposition - auf Bundesebene - ungünstigen Zeit. Auf der einen Seite
die Nachwahlsituation, auf der anderen Seite die Vorweihnachtszeit, da verstehe
ich schon, dass es für die Oppositionspolitiker und -politikerinnen sehr
schwierig ist, Gehör zu finden, auch öffentliches Gehör zu finden. Da muss man
sich dann eben die Themen suchen und sie aufblasen, und so befinden wir uns in
der Situation zwischen der Trotzigkeit des Dr Gusenbauer, weil man ihm
angeblich das Budget nicht erklärt hat (Abg Godwin Schuster: Ein
A 4-Blatt!), und dem Muskelspiel des Herrn Kollegen Kopietz, der sich
als Schiri aufspielt und gelbe, rote und sonstige Karten verteilt. Ich glaube,
dass die Situation zu ernst ist für solches Oppositionskalkül oder auch für ein
Spiel mit der öffentlichen Meinung. (Abg Dr Wilfried Serles - in Richtung
SPÖ deutend -: Aber die sind ja nicht in Opposition!)
Meine Damen und Herren von der Sozialdemokratischen
Fraktion! Sind Sie auch der Meinung, dass es zwischen Vorweihnachtszeit und
Nachwahlzeit schwierig für Sie ist, sich auf Bundesebene Gehör zu verschaffen?
Herr Klubobmann zum Beispiel, meinen Sie auch, dass Themen von der Opposition -
also auf Bundesebene von Ihnen - künstlich aufgeblasen werden? Glauben Sie
auch, dass man mit der öffentlichen Meinung spielt?
Das sind nicht meine Worte - meine Damen und Herren, es
sind nicht meine Worte! Ich habe jetzt gerade zitiert. Was ich bisher gesagt
habe, ist aus der Rede von Kollegin Winklbauer, gehalten gestern in der
Kulturdebatte. Sie messen also, wie man sieht, mit zweierlei Maß, meine Damen
und Herren! (Abg Franz Ekkamp hält ein Blatt mit einer Auflistung des
österreichischen Bundeshaushalts in die Höhe.) Uns halten Sie vor, dass wir
aus Oppositionskalkül mit der öffentlichen Meinung spielen, und Sie machen ganz
genau dasselbe auf Bundesebene. Das habe ich Ihnen gerade nachgewiesen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich verstehe Ihre Larmoyanz. Herr Kollege Kopietz, ich
verstehe Sie, Sie haben es momentan wirklich nicht leicht. Wir haben es ja in
dem Haus erlebt: Seit 1999 schwanken Sie irgendwo zwischen Trotzigkeit,
Aggressivität und Wehmut. Es ist hart, wenn man nach 29 Jahren auf einmal
den Bundeskanzler nicht mehr stellt. Ich weiß, das Loslassen ist nicht einfach.
Jetzt im November haben Sie noch ein weiteres Stückchen von Ihrem
Selbstwertgefühl verloren: Sie sind nach 32 Jahren nicht mehr
stimmenstärkste Partei. Fast 300 000 Stimmen Abstand auf die ÖVP, das muss
man erst einmal verarbeiten - das ist mir ganz klar -, sowohl psychisch als
auch gruppendynamisch. (Abg Harry Kopietz: Mein
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