Landtag,
11. Sitzung vom 13.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 90
Herren, das Sie vor drei Jahren übernommen haben, sodass Sie
am Ende der Wende dort stehen, wo Sie schon waren, allerdings mit dem
Unterschied, dass die Steuerbelastung wesentlich höher ist und die Abgabeneinnahmen
wesentlich höher sind als zuvor. Wirtschaft und Einkommen stagnieren, die
Arbeitslosigkeit steigt, und vom Schuldenstand wurde letztendlich prognostiziert,
dass er mit 5 Milliarden EUR gegenüber 1999 angewachsen ist.
Sie haben versagt, meine Damen und Herren von ÖVP und
FPÖ! Das ist das traurige Ergebnis Ihrer Politik. Diese traurige Wahrheit will
die Bundesregierung letztendlich so lange wie möglich geheim halten, und das
ist auch der Grund, warum der von der SPÖ geforderte Kassensturz nicht erfüllt
wurde. Denn die Regierung hofft, letztendlich eine zweite Auflage in nunmehr
Schwarz-Blau erfahren zu können, um nicht alle Versagen offen auf den Tisch
legen zu müssen.
Wir von der Wiener SPÖ verfolgen mit einiger Sorge
diese Geheimnistuerei der Regierung um das Budget 2003. All diese Maßnahmen
werden die Wienerinnen und Wiener massiv treffen. Da war von Kürzungen der
Wohnbauförderung die Rede - eine Maßnahme, die sich direkt auf das Wohnen der
Menschen in Wien auswirken würde -, da war von der Abschaffung von so genannten
Bagatellsteuern die Rede, von Einnahmenverlusten der Stadt, die bis zu
200 Millionen betragen würden. Da war von einer Kürzung der Mittel an
Länder und Gemeinden die Rede, und ebenso von einer Abschaffung der Steuerbegünstigung
für Arbeitnehmer. Da war die Rede von der Überwälzung weiterer Aufgaben des
Bundes auf die Länder - wir haben das ja schon auf uns nehmen müssen -, ohne
die Mehrkosten dafür abzugelten.
Einsparungen bei den LehrerInnen, bei den Pensionen,
Ausgabensenkungen im Gesundheitswesen - meine Damen und Herren, hinter diesen
Ankündigungen verbirgt sich nichts anderes als ein Versagen in der Budget- und
Wirtschaftspolitik dieser Regierung, verbunden mit der Absicht, den Staat und
die sozialen Sicherungssysteme in Österreich zu schwächen und - darauf geht es
zu - wie bisher zu versuchen, auch in Zukunft alles zu verkaufen und alle
Bereiche der öffentlichen Leistungen durch private Geschäftemacherei zu
ersetzen.
Meine Damen und Herren! Ich sage, das ist ein
schlechter Weg für die Menschen in Österreich. Was wir in Österreich brauchen,
ist, keine neoliberalen Dogmen, sondern endlich wieder den praktischen
Hausverstand einzusetzen. Wir brauchen eine Politik, die ihre Verantwortung für
die Menschen wahrnimmt, die Arbeitslosigkeit bekämpft, wieder Chancen auf
Arbeit verschafft und letztendlich unser Land auch für die EU-Erweiterung fit
macht. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich fordere Bundeskanzler Schüssel und die ÖVP vor
allem auf, ihre Geheimnistuerei und Trickserei zu beenden, endlich einmal ehrlich
zu sein und die Karten auf den Tisch zu legen, weil nur so auch mit einer
Unterstützung anderer gerechnet werden kann. (Abg Dr Matthias Tschirf: Das
ist im Internet! Ist schon im Internet!) Meine Damen und Herren von der
Wiener ÖVP! Wirken Sie auf den Wiener Wolfgang Schüssel ein, wirken Sie auf
Ihren Vorsitzenden und Obmann Staatssekretär Finz ein - sofern er Ihnen zuhört
-, dass er den Wienerinnen und Wienern endlich sagt, was 2003 von dieser
Bundesregierung für Österreich und vor allem für Wien zu erwarten ist! - Ich
danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Für
weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren
Abgeordneten nur einmal zum Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit
5 Minuten begrenzt ist.
Als nächster Redner hat sich Herr Abg Dipl Ing Margulies
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Dipl Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Die heutige Aktuelle Stunde hat mich ein bisschen
verwundert, weil ich mir gedacht habe, an und für sich ist ja der Wahlkampf
vorbei, die Wahlen sind letztendlich geschlagen. (LhptmSt Dr Sepp Rieder:
Das ist, glaube ich, ein Irrtum!) Was sich jetzt hier in Wien abspielt, ist
ein bisschen dieselbe Diskussion, die permanent auf Bundesebene rennt.
Nichtsdestoweniger ist es ganz spannend, auch einmal
hier im Wiener Landtag über die Budgetsituation auf Bundesebene zu diskutieren,
wobei ich glaube, dass es notwendig ist, von vornhinein eine klare Feststellung
zu treffen, die ich - obwohl sich Kollege Kopietz dagegen ausgesprochen hat,
den neoliberalen Weg weiter zu beschreiten - seitens der Sozialdemokratie
wirklich vermisst habe. Man muss sich einmal überlegen, was letztendlich mit den
Steuern und Abgaben passiert, die gegenwärtig eingehoben werden. Wir haben die
höchste Steuer- und Abgabenquote, aber real - und das wissen wir alle - sagt
eine Quote noch überhaupt nichts darüber aus, wer tatsächlich die
Steuerlastträger und -trägerinnen sind. Und das ist momentan das Fatale an
unserer österreichischen Gesellschaft, dass es eine ungerechte Verteilung der
Steuerlast in Österreich gibt! Das Problem und die Einkommensausfälle rühren
daher, dass auf Grund der Konjunkturschwäche gerade die kleineren und mittleren
Einkommen nicht mehr in jenem Maße wie früher zu den Steuereinnahmen beitragen
können, aber gerade die Vermögenden im Vergleich zu noch vor einigen Jahren ihren
Anteil am Tragen der Steuerlast erheblich reduziert haben.
Das ist von politischer Bedeutung, und das gehört
tatsächlich geändert, wenn wir uns irgendwann einmal wirklich damit auseinander
setzen wollen, dass es wichtig ist, ein solidarisches Gesellschaftsmodell
aufrechtzuerhalten. Da nützt es nichts, über das Ausräumen der diversesten
Fonds zu reden. Das wird selbstverständlich passieren, und es stellt eine
bodenlose Frechheit dar, dass die Arbeitslosenversicherung ausgeräumt wird,
dass der Familienlastenausgleichsfonds ausgeräumt wird, wobei prognostiziert
wird, dass der Familienlastenausgleich ab dem Jahr 2003 regelmäßig ins Minus rutschen
wird. Natürlich sind das bodenlose Frechheiten, die diese Bundesregierung
begeht, und das alles auf
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