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Gemeinderat, 60. Sitzung vom 20.11.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 88 von 100

 

der ganzen Welt. Kann eine Stadtregierung das beeinflussen? Ja, ein bisschen in Planung, und so weiter können die Wiener Linien das beeinflussen. Ja, die müssen eine gescheite Intervallplanung machen. Aber natürlich kann man ein parkendes Auto, einen defekten LKW, und so weiter nicht einplanen, und alle ärgern sich.

 

Es sind die Zufriedenheitswerte der Wiener Linien genannt worden, sie sind enorm dafür, dass es ... (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Vor einem Jahr!) Natürlich vor einem Jahr. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Heute ist es nicht mehr ganz so!) Jetzt muss man sie wieder abfragen. Wahrscheinlich wird es mehr sein, eh klar. Baustellen frustrieren auch. Jeder, der schon einmal ein Haus gebaut hat, jeder, der eine Wohnung saniert hat, weiß das, Baustellen frustrieren. Ich habe schon einmal eine Wohnung saniert - um Gottes Willen, ich wäre froh gewesen, wenn ich die Preissteigerung in Prozenten gehabt hätte bei meinem eigenen Bau, die wir im Moment bei der U-Bahn in Wien haben. Das ist so, dass es nicht wirklich gut planbar ist und ich am Anfang das Blaue vom Himmel erzähle, und dann kostet es halt mehr, das ist so!

 

Aber um zurückzukommen auf das Thema: Es betrifft AnrainerInnen extrem, es betrifft jeden, der zur Arbeit muss, der seine Kinder in die Schule bringen muss. Es sind alle frustriert, aber es gehört halt einmal gebaut. Darüber sind wir uns einig, und das ist auch gut und wichtig so.

 

Wen betrifft es extrem und am allermeisten, meiner Meinung nach? Nämlich die Unternehmer, die ihre Schaufenster im Einzugsgebiet einer Baustelle haben, die oft komplett zusperren können, weil sie überhaupt keinen Zugang mehr zu ihren Geschäften haben, und so weiter. Für diese Unternehmer und Unternehmerinnen ist ja seit Beginn des Baus schon etwas passiert, es gibt Förderungen der Wirtschaftsagentur, der Wirtschaftskammer, aber im Grunde ist das alles ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber man muss helfen, man muss sich bemühen.

 

Was ich sage, worüber wir wirklich diskutieren müssen und was wir uns anschauen müssen: Durch die Verzögerungen haben sich die Rahmenbedingungen für diese Unternehmer verändert. Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir schnell, effizient und gut helfen können und diese Leute nicht im Stich lassen. Das wäre mir ein besonderes Anliegen, und ich bin mir auch ganz sicher, dass da auf allen Ebenen schon daran gearbeitet wird, und ich hoffe, dass wir auch da sehr zeitnah etwas präsentieren können als Stadt Wien zu diesem Thema.

 

Abschließend natürlich meine besten Genesungswünsche an die Führerin der U1. Wir alle sind bei Ihnen und freuen uns sehr. Vielen, vielen Dank für Ihren Einsatz, Sie haben Schlimmeres verhindert, was man so hört.

 

Danke für die Aufmerksamkeit, und ich freue mich auf die weiterhin sehr sachliche Diskussion. Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS und von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.)

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Sequenz. Bitte, Sie sind am Wort.

 

18.36.47

GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE)|: Liebe Kollegen und Kolleginnen, sehr geehrte Frau Vorsitzende! Der Herr Stadtrat hat uns leider schon verlassen.

 

Der Kollege Peter Kraus hat seine Rede eingeleitet mit: Die Wiener lieben ihre Öffis. Ja, und ich bin eine davon. Ich liebe die Wiener Linien, ich fahre um 1 EUR kreuz und quer durch Wien. Was heißt, ich fahre? Ich lasse mich chauffieren. Ich lasse mich durch Wien fahren um 1 EUR, ein geniales rot-grünes Projekt, für das ich heute noch dankbar bin und viele, viele WienerInnen auch. (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.)

 

Ich würde sogar noch ein Stückchen weiter gehen. Ich würde sagen: Nicht nur die WienerInnen lieben ihre Öffis, sondern die Wiener Linien sind für viele andere Länder ein Beispiel. Dass der Herr Ornig uns da jetzt Deutschland vorführt, womöglich noch die Deutsche Bahn, und nächstes Mal kommen Sie dann mit Infra-Projekten aus den USA, dann stehen wir noch besser da.

 

Aber nichtsdestotrotz hat die heutige Dringende Anfrage gezeigt, dass es bei dem aktuellen U-Bahn-Bau zu massiven Problemen gekommen ist: die zeitlichen Verzögerungen, aber auch die Kostenexplosionen. Was noch viel zu wenig erwähnt wurde, ist, dass jeder Tag einer Verzögerung eine ungeheure Belastung für die Betriebe ist, die in der Nähe solcher Baustellen sind, beziehungsweise auch für die AnrainerInnen. Der große Unterschied ist: Eine neue Linie, die gebaut wird und die sich verzögert, geht mir nicht ab, die kenne ich nicht. Aber eine Linie, die WienerInnen schon seit, ich weiß nicht, wie lange benützen, nach der sie vielleicht sogar ihren Arbeitsplatz, ihre Wohnung ausgerichtet haben, wenn sich die derart um Jahre verzögert, dann granteln die Leute auch, wenn sie die Wiener Linien lieben. Das ist genau der große Unterschied.

 

Interessanterweise hat die teilweise Sperre der 2er-Linie die wenigste Beeinträchtigung gebracht. Ich hoffe, dass das bei der Oberflächengestaltung in Zukunft auch berücksichtigt wird und das nicht so überdimensional ausfällt. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Insgesamt kann man aber sagen, dass Großbauvorhaben immer zu Problemen führen, das ist nicht die Ausnahme, das ist die Regel. Deswegen würde ich sagen, ist es vor allem beim U-Bahn-Bau vielleicht Zeit für ein Umdenken, dass man sich fragt, ob neue Linien, vor allem in der dicht verbauten Bestandstadt, überhaupt noch sinnvoll oder zeitgemäß sind.

 

Ich möchte Ihnen jetzt einige Gründe nennen, warum. Ich schicke gleich voraus: Natürlich haben U-Bahnen ihre Berechtigungen, wenn es um hochfrequentierte Strecken geht, um lange Distanzen, und so weiter. Aber die Nachteile sind auch nicht zu übersehen: Die Kosten sind enorm. Wir reden jetzt bei beiden Ausbaustufen von 6 Milliarden, insgesamt geht es da um 10 km. Rechnen Sie das einmal aus, was da ein Kilometer kostet - das sind enorme Kosten.

 

Wenn ich mir anschaue, was eine Straßenbahn kostet, die auf einem eigenen Gleiskörper fährt, dann ist das ein Bruchteil dieser Kosten. Eine U-Bahn ist ein Projekt, das

 

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