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Gemeinderat, 60. Sitzung vom 20.11.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 53 von 100

 

lich überall anders auch, nicht nur bei uns - kleine alternativpädagogische Schulen. Das sind kleine Schulen, die oftmals ein Öffentlichkeitsrecht haben, manchmal aber auch noch nicht, und ganz einfach mit reformpädagogischen Ansätzen einen anderen Zugang zur Bildung haben. Viele Schülerinnen und Schüler und deren Eltern fühlen sich in diesen Schulen besser aufgehoben. Sie müssen dann natürlich auch ihre Prüfungen ablegen, um in die nächste Schulstufe aufsteigen zu können, oder auch bei einem Schulwechsel. Sie haben also die volle Berechtigung in unserem Schulsystem. Trotz allem haben es diese Schulen nicht leicht. Wir alle wissen, dass konfessionelle Schulen, also etwa eine katholische Privatschule oder eine evangelische Privatschule, und so weiter, und so fort, die Personalkosten seitens des Bundes zur Verfügung gestellt bekommen. Wenn es aber keine konfessionelle Privatschule ist, sondern eine reformpädagogische, dann bekommt diese keinerlei Personalkosten seitens des Bundes. Es gibt die Per-se-Förderung des Personals, das muss ich dazusagen, es gibt auch dort einen Fördertopf, wo Geld ausgeschüttet wird, aber in Wahrheit gibt es hier eine massive Unterscheidung und in Wahrheit ein Ungleichgewicht.

 

Wir fördern den Dachverband der Wiener Alternativschulen schon relativ lange, auch im Rahmen dieses Poststücks 10 wieder mit 385.000 EUR. Der Dachverband verwendet das Geld für einen kleinen Verwaltungsbetrag, den sie sich einbehalten, und es geht darum, Personalkosten an ihren Schulen zu fördern und direkt zu subventionieren, um das Lehrpersonal zu bezahlen. Es gibt aber viele andere Schulen, die nicht in diesem Wiener Dachverband vertreten sind, sondern in anderen Dachverbänden, und deswegen haben wir schon vor vier Jahren, zu Koalitionsbeginn, vereinbart, dass wir natürlich auch auf jene schauen müssen, weil hier noch einmal eine Ungleichbehandlung enthalten ist. Daher haben wir jetzt das Projekt auf den Weg gebracht, dass wir einen Fördertopf von 1 Millionen EUR aufstellen, der zweckgebunden ist für die Personalkosten genau jener Schulen, die nicht in diesem Dachverband sind und auch nicht konfessionelle oder internationale Privatschulen sind, die aber trotzdem ein reformpädagogisches Konzept verfolgen. - Das ist, glaube ich, gut so. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Ein weiteres Poststück, das wir hier ebenfalls verhandeln, ist das Poststück Nummer 11. In diesem geht es um die Bildungsgrätzl. Ich war, glaube ich, erst letzte Woche beziehungsweise vorletzte Woche bei der Eröffnung des 31. Bildungsgrätzls in Favoriten. Ich glaube, Favoriten hat mittlerweile sowieso die meisten Bildungsgrätzl, wie Favoriten überhaupt sehr stark vertreten ist, nicht nur in diesem Gemeinderat, sondern auch in der gesamten Bildungslandschaft. Dort tut sich nämlich gerade extrem viel. Das merkt man an den handelnden Personen, die sehr dahinter sind. Das Bildungsgrätzl befindet sich dort sogar gemeinsam mit dem PH- Standort, was etwas ganz Besonderes ist. Man spürt, wie viel Energie drinsteckt, wenn Bildungseinrichtungen über ihren Tellerrand hinausschauen, gemeinsame Projekte machen, einander in ihren Aktivitäten gegenseitig befruchten, was in Wahrheit den Kindern zu Gute kommt.

 

Wir reden oft davon, dass wir uns in einem starren Bildungssystem befinden, wo alles sehr strikt vorgegeben ist, dass es in Wahrheit kein über den Tellerrand hinaus Schauen gibt und nichts von extern kommt. Genau das passiert aber in einem Bildungsgrätzl. Dort kommt von extern nicht nur Expertise, sondern es kommen auch ganz viel Einfluss und Energie von den benachbarten Bildungseinrichtungen. Es können da ja auch Jugendzentren oder eine Musikschule dabei sein, und so weiter, und so fort. Über diese Förderung soll eine kontinuierliche, institutionenübergreifende Zusammenarbeit sichergestellt werden, und deswegen fördern wir das Programm „Wiener Bildungsgrätzl“ wiederum für dieses Jahr mit 200.000 EUR, wobei jedes Bildungsgrätzl jeweils maximal 5.000 EUR daraus beziehen kann. - An dieser Stelle noch zur Info: 77.000 Kinder und Jugendliche sind in einem Bildungsgrätzl beheimatet, und insgesamt kooperieren bis jetzt 550 Institutionen miteinander. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

So viel zu den Poststücken. Jetzt möchte ich noch auf einen Antrag der GRÜNEN eingehen, und zwar betreffend die bessere Durchmischung. Ich habe natürlich die Debatte in den letzten Tagen verfolgt. Bessere Durchmischung ist natürlich ein hehres Ziel, das immer und überall verfolgt werden kann, wenn auch hier der Ansatz sehr komplex ist, weshalb wir diesem Antrag jetzt per se nicht zustimmen. Ich bin immer noch der Meinung, dass die Ressourcen den Schülerinnen und Schülern auf Grund eines Chancenindexes folgen sollen. Ich hätte natürlich gern, dass jede einzelne Schule in Wien einen solchen Ruf hat und so ist, dass jeder Elternteil diese gerne für seine Kinder aussucht und darauf vertrauen kann, die beste Bildung für sein Kind zu wählen.

 

Ich weiß genau, dass es solche Schulen gibt, die beliebter sind, weil eben dort zum Beispiel der Anteil an Kindern mit deutscher Muttersprache etwas höher ist als in anderen Schulen. Ich bin jedoch nicht der Meinung, dass wir das durch eine Durchmischung, wie es jetzt in Ihrem Antrag formuliert ist, wirklich gewährleisten können, weil ich glaube, dass wir dadurch um ein Stück weit mehr befeuern, dass Eltern ihren Wohnort unzulässigerweise wechseln, um genau sozusagen ihre Schule zu bekommen. Außerdem meine ich, dass dadurch zum Beispiel auch das Thema Privatschule natürlich einen anderen Stellenwert für Eltern bekommt, die einen gewissen Informationsvorsprung haben. Bei der Schulplatzzuteilung und bei der Schulwahl spielen so viele Kriterien eine Rolle, da wir uns in Summe in einem sehr komplexen System befinden. Ich würde das wirklich gerne einmal komplett durchdiskutieren, denn wir haben viele Überlegungen dazu angestellt, wie ich jetzt mitgeben möchte. Ich glaube aber wirklich, dass der Chancenindex das Mittel erster Wahl sein muss, und es dann ein bisschen eine Zusatzhandlung sein kann, wie der Chancenindex seine Auswirkungen in Entfaltung bringt.

 

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