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Gemeinderat, 60. Sitzung vom 20.11.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 27 von 100

 

müssen wir sicherstellen, dass Mädchen und Buben die gleichen Chancen haben, ihre Talente zu entfalten. Es darf keine geschlechterspezifischen Barrieren geben, wenn es um die Berufswahl geht. Bildungsinitiativen, die Mädchen für die MINT-Berufe begeistern, sind entscheidend, um ihnen langfristig die gleichen beruflichen Möglichkeiten wie Buben zu eröffnen.

 

Doch Bildung alleine reicht auch nicht. Frauen brauchen Rahmenbedingungen, die es ihnen ermöglichen, das Gelernte in der Berufswelt umzusetzen. In Österreich arbeiten noch immer 40 Prozent der Frauen in Teilzeit. Das schränkt nicht nur die aktuellen Einkommensmöglichkeiten ein, sondern führt langfristig zur Altersarmut. Wir brauchen daher den Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen, um Frauen die Rückkehr in die Vollzeitbeschäftigung zu erleichtern, sofern sie es wünschen und in der Familie so vorsehen. Wir brauchen flexible Arbeitszeitmodelle, die es Frauen und Männern ermöglichen, Beruf und Familie zu vereinen, und wir brauchen ein automatisches Pensions-Splitting, damit Frauen auch bei Teilzeitarbeit finanziell abgesichert sind und ihre Leistungen in der Familie entsprechend gewürdigt werden.

 

Ein weiterer Schlüssel zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit ist die finanzielle Bildung. Denn nur, wer versteht, wie Finanzen, Vermögensaufbau, Altersvorsorge funktionieren, kann langfristig eigenständig wirtschaften. Wir setzen uns daher dafür ein, dass Finanzbildung ein fester Bestandteil des Schulunterrichtes wird, mit besonderem Fokus darauf, Mädchen und junge Frauen in dieser Kompetenz zu stärken, und dass Beratungsstellen für Frauen insoweit ausgebaut werden, dass sie sie dabei unterstützen, ihre finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen. Frauen müssen lernen, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen, sei es, um sich aus der Abhängigkeit zu lösen oder auch, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

 

Mit viel Engagement haben wir alle gemeinsam in den letzten Jahren bei der Gleichstellung von Frauen durchaus Fortschritte erzielt, doch diese Errungenschaften sind heute in Gefahr. Ich kann es Ihnen nicht ersparen, es kommt immer wieder - durch den Zuzug von Menschen aus Kulturen, in denen ein rückständiges Frauenbild vorherrscht, entsteht in Wien zunehmend eine Parallelgesellschaft. Diese Parallelstruktur fördert patriarchale Denkmuster, in denen Frauen als minderwertig betrachtet und oft keine Chance auf Selbstbestimmung haben. Wir müssen anerkennen und sehen, dass in diesen Kulturen Frauen früh verheiratet und wirtschaftlich abhängig gemacht werden, ihnen der Zugang zur Bildung und Erwerbsarbeit verwehrt wird und Gewalt und Unterdrückung oft als normal angesehen werden. - Alles Themen, gegen die wir vehement aufzutreten haben. Wir dürfen daher nicht zulassen, dass solche Denkweisen unsere Errungenschaften gefährden. Unsere Werte wie Gleichberechtigung, Freiheit und Selbstständigkeit müssen für alle Menschen gelten, die in unserem Land leben.

 

Es braucht klare Maßnahmen, um patriarchale Strukturen und Parallelgesellschaften zu bekämpfen. Integrationsprogramme müssen verpflichtend gemacht werden, explizit Frauen stärken und durchaus auch an finanzielle Ansprüche gekoppelt werden. Organisationen und Vereine, die frauenfeindliche Strukturen fördern, dürfen keine öffentlichen Gelder erhalten, Bildungs- und Aufklärungskampagnen müssen vermitteln, dass in Österreich Frauen die gleichen Rechte und Chancen wie Männer haben. Diese Maßnahmen sind nicht nur ein Schutz unserer Werte, sondern eine klare Botschaft an alle Frauen und Mädchen in dieser Stadt: Ihr habt ein Recht auf Freiheit, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung.

 

Gleichberechtigung ist keine Aufgabe, die nur uns Frauen betrifft. Männer spielen in diesem Thema eine ganz zentrale Rolle. Sie müssen sich aktiv an der Förderung von Gleichberechtigung beteiligen, sich von traditionellen Rollenbildern lösen und Frauen als gleichwertige Partnerinnen betrachten. Nur, wenn Männer Verantwortung übernehmen und sich aktiv für Gleichberechtigung einsetzen, können wir echte Fortschritte erzielen.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und die Förderung von Gleichberechtigung sind keine isolierten Themen. Sie betreffen unsere gesamte Gesellschaft. Wir müssen daher die Bildung finanzieller Unabhängigkeit fördern, Parallelstrukturen konsequent bekämpfen und Männer aktiv in den Gleichstellungsprozess einbinden. Wir dürfen weder einen Millimeter im Kampf gegen Gewalt noch in der Förderung von Gleichberechtigung abrücken. Lassen Sie uns sicherstellen, dass jede Frau, jedes Mädchen in unserer Stadt sicher, frei und selbstbestimmt leben können. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Bakos, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin.

 

11.38.22

GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender, werte Frau Stadträtin, werte Kolleginnen und Kollegen!

 

Worüber sprechen wir heute bei diesem Schwerpunkt? Wir sprechen über die Kleinprojekteförderung mit dem Titel „Meine Stadt. Meine Stimme. Mehr Teilhabe. Demokratiehauptstadt Wien für Frauen.“ Das ist das Motto, unter das wir den Kleinprojektetopf stellen. Worum geht es? Es geht um partizipative Innovationen und Projekte, die auf die Bedürfnisse, Ideen, Anliegen von Frauen, von Wienerinnen eingehen, die eine Beteiligung im unmittelbaren Lebensumfeld von Frauen ermöglichen und damit Frauen in dieser Stadt, die ja die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, zu Partnerinnen der Demokratie machen und eben auch zur Hauptstadt der Frauen.

 

Mit diesem Förderschwerpunkt sollen niederschwellige und kostenfreie Projekte unterstützt werden, die aktiv Mädchen und Frauen einbinden und ihnen die Möglichkeit geben, sich in die Gestaltung ihrer Lebensrealitäten einzubringen. Ganz besonders erwünscht ist - und das freut mich natürlich als Jugendsprecherin -, dass es vor allen Dingen Projekte sind, die Mädchen aktivieren, sich mit vielen Themen auseinanderzusetzen. Was sind das für Projekte? Das sind zum Beispiel wirtschaftliche Alphabetisierungskurse für ukrainische Geflüchtete. Es sind Mädchenschachtage dabei, aber genauso auch Vorträge zum Beispiel zum Thema Frauengesundheit.

 

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