Gemeinderat, 58. Sitzung vom 25.09.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 94 von 135
Jetzt werde ich zu einem Projekt sprechen, das von einer der Institutionen betrieben wird, nämlich KÖR, also Kunst im öffentlichen Raum. Wir haben einen Antrag geschrieben, es geht um die Erhaltung der 23-teiligen Intervention zur Erinnerung an Johanna Dohnal. Die Kurzgeschichte ist, vor 13 Jahren, 2011, wurde der 1. Teil dieser Intervention eröffnet und seither ist leider einiges damit passiert. Hintergrund war das Sichtbarmachen von Frauen im öffentlichen Raum, es ging darum, besonders in Parks, die Männern gewidmet sind, auch ein Zeichen für Frauen zu setzen, und es ging und geht darum, das Andenken an Johanna Dohnal als großartige Frauenpolitikerin, die wir auch parteiübergreifend so sehen - sie hat sehr viel für die Frauenrechte durchgesetzt, sie hat sehr viel im Bereich der Familienrechte durchgesetzt, im Bereich der Abtreibung, es ging um Frauenhäuser -, auch zu erhalten. Was wir jetzt sehen, ist leider, dass der Status quo 2024 ist, man findet diese Birken quasi nicht mehr oder nur schwer, in Google Maps sind nur einige verzeichnet, in den Bezirken selber findet man sie zum Teil nicht, zum Teil kann man, wenn man wissend ist, sich bei den Magistratsabteilungen die Nummer der Bäume heraussuchen und dann weiß man, wo diese ungefähr stehen. Ein Problem, warum man sie nicht findet, ist auch, weil sie nicht alle beschriftet sind. Theoretisch war die Intervention so gesetzt, dass es eine Birke gab und daneben eine Betontafel mit dem Namen für Johanna. Diese Betontafeln sind nicht bei allen Birken vorhanden, und das führt dazu, dass zum Beispiel im 13. Bezirk, wo die Birke auch nicht beschriftet war, rund um die Birke herum mittlerweile eine Hundezone errichtet worden ist. Die Birke ist noch immer nicht beschriftet, und man weiß es nur, wenn man sich auskennt, dass sich dort dieses Erinnerungszeichen findet. Oder im 2. Bezirk, da gibt es zwar eine Beschriftung, aber leider ist die Birke mittlerweile verschwunden, wir wissen nicht, verstorben, abgeschnitten worden, wir wissen nicht, was passiert ist, da gibt es nur noch die Tafel ohne Birke.
Der dritte Kritikpunkt, den wir dazu haben, oder der vierte, je nachdem, wie man es rechnet, ist, dass es auch keine Gesamtdarstellung dieses Projektes gibt. Auf der Web-Seite von KÖR gibt’s eine, aber wie Sie wissen, schauen nicht alle Leute, die in einem Park spazieren gehen, auf die Web-Seite von KÖR, und bei anderen KÖR-Projekten besteht dieses Problem nicht, dass nicht erklärt wird, dass es sich um ein zusammenhängendes Projekt handelt, wo man die anderen Teile finden kann oder dass es das in jedem Bezirk gibt. Zumindest die Info, die sich auf der Web-Seite findet, könnte sich auch irgendwo im öffentlichen Raum finden. Wir haben ja auch andere Beschreibungen in den Parks. Nachdem wir jetzt immer wieder diese Kontextualisierung und Renovierung von Karl Lueger besprechen, und das wird mindestens 500.000 EUR kosten - wir wissen, da gibt es auch dann noch das Problem mit der Platane, das wird sehr viel Geld kosten -, finde ich, es wäre an der Zeit, auch dieses Erinnerungsmal an Johanna Dohnal ordentlich zu finanzieren und gemeinsam zu entscheiden - ein Teil davon liegt beim Herrn StR Czernohorszky und ein Teil davon liegt bei (in Richtung Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler) dir -, wer sich um die Bäume kümmert, wer sich um die Beschriftung kümmert und dass es insgesamt eine Beschriftung gibt.
Zu dem Thema haben wir einen Antrag eingebracht. Warum machen wir das? In Wien gibt es nur 14 Denkmäler für Frauen, aber 283 für Männer, und selbst bei den Gedenktafeln ist es so, dass es nur 11 Gedenktafeln für Frauen gibt und 531 für Männer. 8 davon sind übrigens für Sobieski. Das ist so. In diesem Zusammenhang stellen wir deshalb den Antrag, und wir sind nach Vorbesprechungen auch bereit, dass dieser Antrag zugewiesen wird. Es ist mir ein Anliegen, dass auch den nächsten Generationen bekannt ist, was Johanna Dohnal überhaupt gemacht hat. Das wissen die Kinder, die heute in die Schule gehen, nicht mehr unbedingt. Auch die Künstlerin Isabella Kresse kommt bei diesem Kunstwerk nirgends vor, sie wird nicht genannt im öffentlichen Raum. Es ist also eine doppelte Unsichtbarmachung von Frauen. So, glaube ich, wollen wir das nicht.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie unseren Antrag ernst nehmen, wenn wir wirklich diskutieren, wie Sie das immer wieder vorschlagen, dass wir das in der Kulturkommission machen. Ich glaube, dass es bei vielen Themen auch funktioniert. Ich würde mich freuen, wenn dieses Kunstwerk, diese Interventionen wieder ernsthaft sichtbar, verstehbar und auch für alle vermittelbar werden. Herzlichen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich werde heute nicht zu lange reden, Ich werde nur noch kurz einen Satz zu dem Antrag der ÖVP zum Thema Sobieski sagen. Wir werden dem Denkmal niemals zustimmen (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Aber geh!), und zwar aus einem ganz einfachen Grund, das wissen Sie schon: Wenn mit so einem Denkmal ein regelmäßiger Aufmarschort der Identitären noch gestärkt wird, dann können wir das nicht mit öffentlichen Geldern unterstützen. Das müssen wir auf jeden Fall ablehnen. Warum das so ist, können Sie sich anschauen, wenn Sie den Kampf um den „Siegfriedskopf“ in der Universität hernehmen. Der ist übrigens auch von Josef Müllner geschaffen, ebenso wie die Lueger-Statue, und es hat 16 Jahre Debatte gebraucht, um ihn so zu dekonstruieren, dass man ihn heute nicht mehr als Aufmarschort verwendet. Ich finde, es macht keinen Sinn, neue Aufmarschorte für rechtsextreme Gruppen in dieser Stadt zu etablieren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Herzlichen Dank, länger will ich Sie jetzt nicht mehr befassen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Sachslehner. Sie sind am Wort.
GRin Mag. Laura Sachslehner, BA (ÖVP): Vielen Dank, Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich möchte zu Beginn kurz auf das vorliegende Poststück zu sprechen kommen und erklären, warum wir das heute ablehnen. Es ist ganz kurz erklärt. Es ist de facto immer das gleiche Spiel, das wir im Kulturbereich erleben: Man beschließt einfach offenbar planlos wirklich absurd hohe Summen von Geld, ohne dass man wirklich weiß, wofür das anscheinend aufgewendet wird und was tatsächlich gebraucht wird.
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