Gemeinderat, 58. Sitzung vom 25.09.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 135
noch gesehen hat, dass sie hier allein steht, hat seitdem tatsächlich Folgendes dazubekommen: 1 School Nurse, die mit 20 Stunden die Woche am Standort ist, 1 administrative Unterstützungskraft mit 40 Stunden die Woche, 1 Schulsozialarbeiterin mit 20 Stunden pro Woche und 1 Klinische Psychologin, die wir zusätzlich über das Projekt „Mutmillion“ in die Schule geschickt haben, noch einmal mit 20 Stunden die Woche. Das sind in Summe zweieinhalb Vollzeitäquivalente, die es vorher an dieser Schule nicht gegeben hat. Das nur als Beispiel dafür, was in der Zwischenzeit passiert und was noch einmal unterstreicht, dass wir überall dort investieren, wo es irgendwie möglich ist und wo es notwendig ist. (Beifall bei NEOS und SPÖ. - GR Mag. Josef Taucher: Das ist gut so! Das zeigt auch ehrliche Politik!)
Ich möchte jetzt aber eigentlich zum Thema kommen. Jetzt habe ich wieder 20 Minuten, sehe ich, 17 nur noch. (Heiterkeit bei den NEOS und der Rednerin.) Ich habe es schon angekündigt: Es geht ja um ein neues und ganz wichtiges Projekt. Viele fragen sich: Na ja, was ist das überhaupt? Warum machen wir das, gerade, wenn die Herausforderungen im Bildungsbereich jetzt so riesengroß sind? Ich habe es angesprochen und ich sage es hier immer wieder: Ich rede hier nie irgendetwas schön. (GRin Mag. Mag. Julia Malle: Na ja! - GR Mag. Josef Taucher - in Richtung GRin Mag. Mag. Julia Malle: Na hallo!) Die Herausforderungen, die wir haben, sind massiv: Der Personalmangel, dass wir eine Überforderung der Pädagoginnen und Pädagogen haben, dass wir wenig Ressourcen für wirklich schulautonome Entscheidungen haben, dass wir Kinder haben, die mangelnde Deutschkenntnisse mitbringen. Die Gewaltbereitschaft in den Schulen ist ein Thema, das uns immer mehr beschäftigt. Auch über den auftretenden Platzbedarf haben wir schon gesprochen, aber auch darüber, dass wir seit 1962 keine wirklich großen Reformen in diesem Bildungssystem haben. Das bedeutet eine Schule, die für eine Gesellschaft konzipiert worden ist, die sehr homogen ausschaut, in der jeder Deutsch kann, in der die Kinder keine Probleme von außen mitnehmen. Diese Gesellschaft hat sich verändert, aber die Schule ist einfach nicht mitgewachsen.
An all diesen Problemen, die es gibt, müssen wir arbeiten. Wir müssen diese Krisen und Herausforderungen meistern. Das tun wir auch, indem wir Unterstützungspersonal ausbauen, dort hineinstecken, wo es nur geht, und Gewaltschutzprogramme, Deutschförderkurse, Deutschkurse und mobile Schulklassen errichten, also all das Krisenmanagement leisten, das passieren muss, um die Schule am Laufen zu halten. Wirkliche Reformen, die wir dringend brauchen, die große Hebel umstellen könnten, lassen aber leider auf sich warten. (GRin Mag. Mag. Julia Malle: Stimmt!)
Jetzt muss ich aber sagen, dass wir trotz der vielen Herausforderungen in unserem Schulsystem, in den Wiener Schulen und in ganz Österreich Lichtblicke haben. Es gibt Schulen, die zeigen, dass es anders funktionieren kann: Wenn sie darüber hinaus gehen, sich in einem starren Stundenplan zu bewegen, wenn sie über ihre eigentlichen Kompetenzen hinaus agieren, wenn sie ihre volle Schulautonomie auch wirklich ausnutzen, wo den Lehrerinnen und Lehrern, aber auch den Kindern das Unterrichten und Lernen in einer Schule wieder wirklich Spaß macht.
Solche Schulen gibt es in Wien. Das sind richtige Inseln. Die passieren deshalb, weil es zum Beispiel trotz widriger Umstände eine engagierte Schulleiterin gibt, weil es ein engagiertes und motiviertes LehrerInnen- und PädagogInnenteam gibt. Solche Beispiele gibt es. Da ziehen alle im Kollegium an einem Strang. Die können dank der handelnden Personen, die vor Ort sind, Unglaubliches auf die Beine stellen. Da gibt es in Wien viele Beispiele. Mir fällt zum Beispiel die Mittelschule in Aspern ein, aber auch die Open School. Falls sie jemand nicht kennt: Die Open School existiert seit 2018 in dieser Form und ist ein ganz erfolgreiches Schulformat für 12- bis 15-jährige Kinder. Sie ist eine öffentliche Schule der Stadt Wien. Da hat man gezeigt - das sagen sie selbst: Wir zeigen, wie es ohne Reformen, die wir eigentlich alle bräuchten, möglich ist und wie es anders laufen kann, einfach mit den vorhandenen Ressourcen am Standort. Da werden die Schüler von einem LehrerInnenteam, das immer zusammen ist, jahrgangsübergreifend unterrichtet. Sie werden von Lehr-Coaches unterstützt. Sie haben natürlich einen herkömmlichen Stundenplan überwunden, weil sie das im Rahmen der Schulautonomie ja auch dürfen. ExpertInnen werden an die Schulen geholt, die sie inspirieren sollen. Peers achten darauf, dass alle auch wirklich das Beste aus sich herausholen.
Der Tag ist in Lernbüros, Workshops und Openlab-Lernbüros aufgeteilt, wo wirklich einmal die Grundkenntnisse, Deutsch, Mathematik und Englisch, unterrichtet werden. Die SchülerInnen arbeiten dort natürlich auch selbstständig, erreichen ihre Ziele dann eigenverantwortlich in den Workshops. Dort arbeiten sie zusammen mit ExpertInnen zu Gruppenthemen und befassen sich dann weiter auch mit - ich sage einmal - den Nebenfächern, Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften, Wirtschaft, Politik und auch Berufsorientierung. Im Openlab geht es dann darum, auch persönliche Talente zu entfalten und persönliche Stärken zu finden. Sie werden darin gestärkt, können experimentieren, trainieren, üben und sich entdecken. All diese Arbeit erweitert den Horizont natürlich irrsinnig. Es gibt eine unglaubliche Zufriedenheit mit diesem Schulmodell. Auch die Lehrerinnen und Lehrer, die dort unterrichten, berichten natürlich von einer ganz anderen Schulkultur. Dass so eine andere Schulkultur auch in unserem Schulsystem möglich ist, ohne dass es etwas großartig Neues braucht, und dass die Schulautonomie das eigentlich erlaubt, zeigt dieses Beispiel. Deswegen ist es so ein wichtiger Ansatz.
Dann komm ich auch gleich auf das Zentrum für Bildungsinnovation zu sprechen. Diese Beispiele sollen und dürfen keine Inseln bleiben. Wir müssen sie in die Breite bringen. Deshalb dürfen wir den Fokus auch nicht in der Krise belassen, sondern müssen darüber hinaus über den Tellerrand denken und gemeinsam an einem Ziel weiterarbeiten. Das heißt, Chancengerechtigkeit für jedes Kind. Das heißt, dass jedes Kind gern in die Schule geht. Da kommt eben das Zentrum für Bildungsinnovation ins
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