Gemeinderat, 58. Sitzung vom 25.09.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 135
Politisch und pädagogisch unterwegs: Das ist mein persönlicher Zugang im Einsatz für Kinder und Familien in unserer Stadt. Bei all meinen bisherigen Gesprächen stand immer ein zentrales und wichtiges Thema im Fokus. Es betrifft den Kinder- und Jugendschutz in all seinen Bereichen. Kinderschutz liegt in der Verantwortung von uns Erwachsenen. Dafür brauchen wir ein neues Bewusstsein und auch gelungene Netzwerke. Kinderschutz ist überparteilich, vielschichtig und eine besondere Art von Menschenrechten.
Sehr geehrter Herr Bildungsstadtrat! Nun möchte ich bestimmte Bereiche aufgreifen. Sprechen wir über Kinderschutz in elementarpädagogischen Einrichtungen! Der Kindergarten darf und soll kein Ort von Gewalt und Missbrauch sein. Leider kennen wir die Vorkommnisse der letzten Jahre in Wiener Kindergärten. Deshalb ist es weiterhin notwendig, hinzuschauen und konkrete Maßnahmen zum Schutz der Kinder zu setzen. Missbrauchsfälle in Wiener Kindergärten dürfen nicht länger vertuscht oder auch verharmlost werden, sondern gehören aufgedeckt, weil nur so ein Systemversagen verhindert werden kann. Kinderschutz muss in Kindergärten ganzheitlich gelebt werden und auch weit über ein paar zusätzliche Unterrichtseinheiten an Fortbildung hinausgehen. Das beste Kinderschutzkonzept und der beste Kinderschutzbeauftragte sind für ein missbrauchtes Kind wenig hilfreich, wenn die Rahmenbedingungen in einem Kindergarten nicht passen.
Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen fehlt es an ausgebildeten Fachkräften, an Zeitmanagement innerhalb des Tagesablaufs, an effektiver Elternkooperation und häufig an mentaler und körperlicher Kraft. All das und noch mehr sind aber ganz wichtige Tools, um richtig hinsehen zu können, Zeichen oder Verhaltensmuster an Kindern zu erkennen und dann entsprechend zu agieren. Genau hierfür können weitere gezielte Maßnahmen zur Prävention zum Einsatz gebracht werden, und zwar direkt vor Ort. Deshalb finde ich es ratsam, bei Bedarf externe Expertinnen und Experten direkt in den Kindergarten einzuladen. Damit würden drei wichtige Säulen professionell abgedeckt werden.
Die erste Säule: Im klassischen Sesselkreis kann man mit Kindern altersadäquat und spielerisch über Kinderschutz sprechen. Pädagoginnen und Pädagogen erfahren kompetente Hilfe und Unterstützung. Auch betroffene Eltern können sich genau an diesem Ort spezielle Hilfe und Unterstützung holen. Vor allem, wenn Missbrauch zu Hause stattfindet, hätten die Eltern, vor allem auch Mütter, die Möglichkeit, sich Hilfe zu holen. Deshalb fordere ich externe Kinderschutzexperten und -expertinnen. Es ist eine Chance für junge Kinder, für Pädagoginnen und Pädagogen sowie auch für Eltern, sich bei möglichem Missbrauch diesen Personen anvertrauen zu können, und zwar wie gesagt an einem Ort, der eben keine Angst auslöst, sondern einem Ort der Geborgenheit und des Schutzes. (Beifall bei der ÖVP.)
Sehr geehrter Herr Stadtrat, wir sprechen hier vom Kinderschutz. Ich werde auch nicht müde, hier auch dieses Thema noch einmal aufzugreifen, und zwar das Schwimmen in elementarpädagogischen Einrichtungen. Seit 2021 setze ich mich gegen das Ertrinken von Kindern ein. Sie wissen: Schwimmen ist mehr als baden gehen. Sie kennen bereits all die Fakten, die ich Ihnen schon in den letzten Jahren mitgegeben habe. Ertrinken ist die zweihäufigste Todesursache bei Kindern. 50 Prozent der 8-jährigen Kinder in Wien können nicht schwimmen. Erst in der 3. Klasse Volksschule finden Schwimmkurse statt. Für viele Kinder ist erst das der Erstkontakt mit dem Element Wasser. Sämtliche Experten sprechen sich dafür aus, dass ab dem 3. Lebensjahr das beste Alter ist, um schwimmen zu lernen beziehungsweise sich Selbstrettungskompetenzen anzutrainieren. Die Mission muss lauten: 2034 sollen in Österreich keine Kinder mehr ertrinken, weil sie nicht schwimmen können.
Um aber das gemeinsam zu erzielen, ist es wichtig, Grundkompetenzen im Kindergartenalter zu vermitteln. Ein altersadäquater Schwimmunterricht im Kindergarten soll zukünftig gefördert und finanziert werden. Dafür muss aber auch die geeignete Schwimminfrastruktur in unserer Stadt geschaffen werden. Seit Jahren arbeite ich mit Expertinnen und Experten zu diesem Thema zusammen. Leider musste ich aber feststellen, dass Sie, sehr geehrter Herr Bildungsstadtrat, an dieser Problematik bislang wenig verändert haben. Sie wissen: Herzensthemen sind da, um weiter hartnäckig an ihnen dran zu bleiben. Das werde ich auch noch. Deshalb würde ich Ihnen gern einen neuen Blickwinkel zu diesem Thema und zu dieser Problematik eröffnen.
Wasserflächen üben auf viele Kinder eine Faszination aus. Genau diese Faszination birgt dann die große Gefahr, vor allem dann, wenn nicht nur Schwimmkenntnisse fehlen, sondern auch die Verhaltensregeln beim Spielen am Wasser nicht trainiert wurden. Im Sommer hatte ich unter anderem auch Gespräche mit der Österreichischen Wasserrettung und auch mit anderen Organisationen. Gemeinsam empfehlen wir, Expertinnen und Experten in Kindergärten und Volksschulen einzuladen, um mit den Kindern gemeinsam und theoretisch den richtigen Umgang im und rund um das Wasser zu trainieren. Ähnlich wie - ich weiß nicht, vielleicht würde ich es so sagen - Zahnputzexperten, die in den Kindergarten kommen, könnte man vielleicht auch hier externe Trainer suchen, die den Kindern diese Schwimm-Skills einmal theoretisch aneignen. Selbstverständlich spreche ich mich auch weiterhin dafür aus, die Vermittlung von Grundkompetenzen im Schwimmen in den Bildungsplan der Wiener Kindergärten aufzunehmen.
Abschließend habe ich noch einen weiteren Punkt betreffend Kinderschutz, und zwar geht es dabei um den Kinderschutz im öffentlichen Raum. Es geht um die Intimsphäre von Babys und Kindern auf Wiens Spielplätzen. Spielplätze sind Erholungsräume für die ganze Familie, von den Kleinsten bis zu den Größten. Eltern mit jungen Kindern sind häufig mit Wickeln im öffentlichen Raum konfrontiert. Wickeln auf einem Tisch ist wenig appetitlich, im Kinderwagen ist häufig zu wenig Platz, und der Fußboden ist auch wenig komfortabel. Um eine optimale Kinder- und Familienfreundlichkeit auf Spielplätzen zu gewährleisten, spreche ich mich für Outdoor-Wickeltische aus. Outdoor-Wickeltische bieten Sichtschutz für Babys und Kleinkinder
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