Gemeinderat, 58. Sitzung vom 25.09.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 135
ist. Das ist eigentlich etwas, was wir auch politisch, denke ich, besprechen sollten, weil das ja den Standort Österreich, den Forschungsstandort Österreich und den Forschungsstandort Wien ungemein stärkt. Uns ist ehrlich gestanden nicht ganz klar, weshalb das irgendwie in technischen Fußnoten versandet, ohne dass wir darüber auch politisch diskutieren. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.)
Sie werden sich vielleicht erinnern, dass wir an dieser Stelle schon mehrmals appelliert und eingefordert haben, dass die Stadt Wien auch eine neue und präzise Standort- und Innovationsstrategie vorlegen soll. Warum? Damit wir uns sozusagen vergewissern können, in welchen Bereichen - sei das nun Life Science, sei es Quantentechnologie, seien es andere innovative Sektoren - Wien wirklich international und auf europäischer Ebene Vorreiter werden möchte, wie man besser mit den Ebenen des Bundes, mit den Ebenen der Europäischen Union zusammenarbeitet und die angewandte Forschung und Spin-outs gemeinsam mit der Grundlagenforschung stärkt. Wir sehen, der Standort schafft hier bereits Fakten. Es ist gut, dass diese administrativ und finanziell unterstützt werden, es wäre aber auch wünschenswert, dass sie politisch mehr diskutiert und unterstützt werden. Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Kaske. Ich erteile es ihm.
GR Prof. Rudolf Kaske (SPÖ): Sehr geschätzte Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren via Livestream!
Obwohl ich doch schon jetzt einige Zeit in diesem Haus bin, bin ich immer wieder verwundert, dass gewisse Tagesordnungspunkte für ganz andere Dinge und Diskussionen missbraucht werden. Ich sage das einmal so, wie ich es mir denke, aber es ist wahrscheinlich dem Wahlkampf geschuldet. Da hat ein Bürgermeister dieser Stadt einmal gesagt, es ist eine Zeit der fokussierten Unintelligenz, glaube ich. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Er hat aber die Eigenen auch gemeint!) So war das Zitat, und ich glaube, das passt auch auf die Diskussion über die Lohnnebenkosten. Wer glaubt, sie senken zu müssen - ich zitiere Kollegen Gstöttner -, der ist am Holzweg. Das sage ich auch ganz klar und deutlich dazu. (Heiterkeit bei der ÖVP.)
Nun zur Post 16, denn um die geht es ja wohl: Bei Post 16 geht es, wie gesagt, um die Nachdotation der Wirtschaftsagentur Wien in der Höhe von insgesamt 67 Millionen EUR zur Schaffung zusätzlicher Laborinfrastruktur für den Life-Science-Standort Wien.
Ich darf nur ganz kurz zur Ausgangslage kommen. Es gab seinerzeit einen Gemeinderatsbeschluss, nämlich am 22.6.2022, da wurde die Zuführung von Barmitteln in der Höhe von 67 Millionen EUR an die Wirtschaftsagentur Wien für den Bau eines Laborgebäudes zur Stärkung des Life-Science-Standortes bereits einmal vom Gemeinderat genehmigt. Bis dato wurden allerdings keine Finanzmittel für dieses Projekt an die Wirtschaftsagentur Wien ausbezahlt, da die anhaltend schlechten Marktbedingungen eine Neubewertung des Projektes notwendig gemacht haben. Es waren ursprünglich mindestens rund 20.000 m² Nutzfläche und Gesamtinvestitionskosten in der Höhe von rund 223 Millionen EUR - das war aber auf Preisbasis 2021. Da die Errichtung entsprechender Laborgebäude ein großer limitierender Faktor in der Entwicklung des Life-Science-Sektors in Wien darstellt, wurde das Projekt nicht wie private Projekte, die zeitgleich am Markt waren, zurückgelegt, sondern modifiziert.
Auf Grund der geschilderten, geänderten Marktsituation, vor allem der erhöhten Baukosten und des hohen Zinsniveaus, wurde das Projekt umfassend überarbeitet. Dabei wurden zwei wichtige risikominimierende Maßnahmen gesetzt, erstens die Implementierung eines Bauphasenmodells, das heißt, die Schaffung von zwei unabhängig voneinander realisierbaren Bauetappen, und zweitens eine belastbare Vorverwertung - aber dazu komme ich später.
Die Wirtschaftsagentur Wien beabsichtigt daher nunmehr bis 2029 vorerst die Realisierung einer 1. Bauetappe eines Labor- und Bürogebäudes in Neu Marx mit einer vermietbaren Fläche von rund 12.000 m² und einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 168 Millionen EUR. Dafür müssen die für das alte Projekt beschlossenen 67 Millionen EUR de facto umgewidmet werden. Als Standort wird nach wie vor das Stadtentwicklungsgebiet Neu Marx in direkter Nachbarschaft zum bereits bestehenden Vienna BioCenter als beste Option gesehen. Zudem bietet dieser Standort einen wichtigen Erfolgsfaktor für mögliche spätere Unternehmensansiedlungen.
Nun, meine geschätzten Damen und Herren, zur Vorverwertung, ein Institut für Künstliche Intelligenz in der Biomedizin als sogenannter Ankernutzer: Mit dem neuen Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Boehringer Ingelheim Stiftung AITHYRA konnte ein langfristiger attraktiver Ankernutzer aus dem Life-Sciences-Bereich mit zukunftsweisendem Schwerpunkt im Bereich Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Biomedizin gefunden werden. In der vorigen Woche wurde dieses einzigartige Projekt auch den Medien vorgestellt. Wien war durch StR Peter Hanke vertreten, der Bund mit Bundesminister Polaschek.
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften baut mit AITHYRA ihren Schwerpunkt in den Life Sciences weiter aus und erhöht mit der Förderung von 150 Millionen der gemeinnützigen Boehringer Ingelheim Stiftung dieses neue Institut für Künstliche Intelligenz in der Biomedizin in Wien Neu Marx. Das neue Institut wird über die Entwicklung KI-gestützter Forschungsansätze revolutionäre Fortschritte in der Biomedizin erzielen. Es wird auch letztlich durch die mit Hilfe der KI gewonnen Erkenntnisse wesentlich zur Förderung menschlicher Gesundheit beitragen, und ich glaube, das ist ein ganz, ganz wichtiger Faktor.
Boehringer Ingelheim und die Österreichische Akademie der Wissenschaften - das hat Kollege Gstöttner schon erwähnt - konnten Michael Bronstein, Professor an der Universität Oxford, als sogenannten Gründungsdirektor des Institutes gewinnen. Diese Ansiedlung wird die Attraktivität des Life-Science-Forschungsstandortes Wien und des Projektes der Wirtschaftsagentur natürlich auch nach
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