Gemeinderat, 58. Sitzung vom 25.09.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 135
im Gesundheitsbereich, welche Ausbildungsplätze braucht es, wie stocken wir die auf? Insofern Danke für dieses Fachkräftezentrum. Ich glaube, das war ein wesentlicher erster Schritt in die richtige Richtung.
Zum Schluss noch einmal zu den heute zu beschließenden Maßnahmen für den Wiener Arbeitsmarkt. Wir haben es schon gehört, zwei Maßnahmen stehen zur Abstimmung: Einerseits die Adaptierung des Wiener Ausbildungsgeldes und andererseits die Einrichtung einer Jugendstiftung. Meiner Meinung nach sind das beides sehr sinnvolle und gute Maßnahmen. Gute Arbeitsmarktpolitik, davon bin ich wirklich zutiefst überzeugt, geht aber immer nur im Zusammenspiel von Bund, Ländern, Institutionen und SozialpartnerInnen und definitiv nur Hand in Hand mit einer wirklich zukunftsfähigen Wirtschaftspolitik. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Kriz-Zwittkovits, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin.
GRin Margarete Kriz-Zwittkovits (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Berichterstatterin! Geschätzte Damen und Herren hier im Saal und zugeschaltet via Livestream!
Wir haben es schon einige Male gehört, es geht um 2 Poststücke, um Sonderdotierungen für den WAFF von in Summe zirka 38 Millionen EUR, aufgeteilt auf einige Jahre. Es sind zwei große Themenblöcke, die wir behandeln: das Wiener Ausbildungsgeld in einer Fortführung und eine Jugendstiftung der Stadt Wien. Die Fachkräftesituation, das Angebot an Fachkräften ist eine ganz wesentliche Standortfrage neben vielen anderen Fragen, die zu behandeln sind. Heute geht es um die Fachkräftesicherung, und es ist ein Zusammenspiel von verschiedensten Institutionen und Unternehmungen notwendig, um auch da das Angebot zu schaffen.
Die Privatwirtschaft ist tatsächlich unter Druck. Das können Zahlen und Fakten insofern belegen, da es dazu ja genug Umfragen gibt. Um Ihnen vielleicht ein bisschen einen Überblick zu geben: In Summe sind 67 Prozent der Wiener Unternehmen vom Fachkräftemangel stark beziehungsweise sehr stark betroffen. Der aktuelle Fachkräftebedarf in Wien liegt bei mindestens 30.000. Wenn man das nun mittelfristig für die nächsten 3 bis 5 Jahre aufrechnet, werden an die 55.000 Fachkräfte benötigt. Davon sind vor allem schwerpunktmäßig Abgängerinnen und Abgänger von HTLs, aus der Lehre, aus technischen Berufen und den Fachhochschulen notwendig, denn genau die technischen Fächer sind sehr wichtig, um diesen Transformationsprozess in die digitale Welt und in die Welt der Künstlichen Intelligenz miteinzuplanen.
Neben sehr kurzfristigen Maßnahmen - eine Maßnahme ist da tatsächlich auch die Aufstockung dieser Ausbildungsgelder, die heute zum Beschluss anstehen - ist das duale Ausbildungssystem, das wir seit vielen Jahrzehnten haben, eine sehr, sehr bewährte Ausbildungsform, um die wir auch immer wieder beneidet werden. In der täglichen Praxis zeigt sich aber natürlich auch da, dass es für Betriebe nicht einfach ist, sondern eher schwieriger wird, qualifizierte junge Menschen für eine derartige Lehrausbildung zu rekrutieren, und darin liegt schon auch ein großer Wermutstropfen. Im Wesentlichen geht es natürlich darum, wie man Arbeitssuchende weiterqualifizieren und mit offenen Stellen kombinieren kann. Dabei spielen die Qualitätssicherung und die Fortbildung eine sehr wesentliche Rolle, und natürlich auch da die Ausbildung bei den Jugendlichen.
Wenn wir die Arbeitslosenzahlen anschauen - das wurde heute schon ganz kurz einmal gestreift -, ist es doch so, dass in Wien die Arbeitslosenzahl strukturell immer höher liegt als im gesamten Bundesgebiet, nämlich bei 10,7 Prozent, die Langzeitarbeitslosigkeit zunimmt und vor allem im Jugendbereich, und das ist heute auch ein großes Thema, die Arbeitslosigkeit sehr stark zunimmt.
Auffallend ist - das sind Zahlen vom AMS, denen wir durchaus die höchste Glaubwürdigkeit zuordnen können -, dass vor allem bei geflüchteten Personen die Zahl der Arbeitslosen massiv und kontinuierlich steigt, und da vor allem bei den Jugendlichen. Das heißt, die Zielgruppe für Maßnahmen ist bereits identifiziert. Das Hauptproblem, und das ist auch etwas, was uns die Betriebe immer wieder berichten, liegt vor allem in den Basiskenntnissen. Das Problem mit den Basiskenntnissen zieht sich über alle Bewerberinnen und Bewerber hinweg, sodass eine mögliche Ausbildung, vor allem eine Lehre schwer möglich ist, ein Fokus liegt also sicher auf den Basiskenntnissen.
Analysiert man noch einmal die Arbeitslosenzahlen, so sieht man, dass mit einem reinen Pflichtschulabschluss - und das ist, glaube ich, hier im Saal natürlich auch bekannt - die Arbeitslosenrate oder das Risiko, arbeitslos zu werden, viel höher liegt, nämlich bei 75 Prozent, wohingegen dieses Risiko bei einem Lehrabschluss - und das zu festigen, ist natürlich auch Ziel im unternehmerischen Sinne - wesentlich geringer ist. Da kommt wieder einmal das duale System ins Spiel, und ich habe Ihnen auch hierzu ein paar Zahlen mitgebracht. Wie schaut es jetzt aus? Es wird ja immer wieder kolportiert, die Wirtschaft bilde zu wenig aus oder wir könnten mehr brauchen. Ich bin eine Verfechterin von Zahlen und Fakten und habe Ihnen dazu ein paar mitgebracht: Wien hatte 2023 bundesweit den höchsten Zuwachs an LehranfängerInnen um teils über 20 Prozent im Monat. Das ist eine sehr schöne Summe. Wie schaut es real aus? Wiens Betriebe bilden per Ende Juli mehr als 13.000 Lehrlinge aus - ein Plus von 4 Prozent gegenüber dem Vormonat, also es ist im Steigen. Wien ist somit der zweitgrößte Lehrlingsausbilder nach Oberösterreich, und die Zahlen zeigen nach oben. Auch die Anzahl der Betriebe, die sich bereit erklären, Lehrlinge auszubilden, ist gestiegen. Per Jahresende 2023 liegt da die Zahl bei 3.400 Ausbildungsbetrieben, immerhin um 100 mehr als noch vor 5 Jahren.
Wer bildet noch aus für die Wiener Wirtschaft? Da möchte ich doch auch die Wirtschaftskammer Wien ins Spiel bringen, die der größte private Bildungsanbieter ist. Durch den Umbau des Bildungscampus - sie kennen vielleicht die Institution WIFI, wie es landläufig genannt wird - konnten noch eine Erweiterung und ein Ausbau von sieben Bildungseinrichtungen unter einem Dach durchgeführt werden, ein Zweig, der gerade für Wien besonders
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