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Gemeinderat, 58. Sitzung vom 25.09.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 13 von 135

 

wollte. Man hat gesagt: Okay. Jetzt haben wir den notwendigen Platz, die Parkraumauslastung ist nicht mehr so hoch, jetzt können wir das machen.

 

Ein zweiter, vielleicht ganz interessanter Zahlenkomplex ergibt sich, weil wir bei allen größeren Umgestaltungsprojekten die Menschen befragen und mit einbeziehen, zum Beispiel betreffend den Enkplatz im 11. Bezirk oder die Äußere Mariahilfer Straße. Sehr interessant und, ehrlich gesagt, auch unerwartet ist dabei für mich, dass die Stellplätze in dieser Hitparade dessen, was die Leute in ihrem Wohngrätzl gerne haben möchten, faktisch keine Rolle oder wenn, dann nur eine sehr ungeordnete Rolle spielen. So war es auch in Simmering so, dass die Zahl der Leute, die gesagt haben, dass ihnen Stellplätze sehr wichtig oder am wichtigsten sind, einstellig war, sie lag etwa zwischen 8 und 9, ich weiß es jetzt nicht auswendig, sie war aber sehr niedrig. Hingegen war die Quote andere Wünsche, etwa nach mehr Bäumen, mehr Begrünung, Schattenplätze zum Sitzen, Wasser zum Kühlen, viel höher, da sind wir immer bei über 70 oder 80 Prozent gelegen.

 

Das zieht sich, egal, wo wir Projekte machen, wie ein roter Faden durch und hat meiner Meinung nach sehr viel mit Corona zu tun, als man eben nicht auf Urlaub fahren konnte. Sie kenn‘ ja all die Einschränkungen, die man damals hatte. Und seitdem ist es den Menschen sehr wichtig, dass sie in ihrer unmittelbaren Wohnumgebung, quasi vor ihrer Haustüre, Plätze haben, wo sie im Schatten sitzen und in Ruhe auch Zeit verbringen können, wenn sie halt keine Zeit haben, dass sie an die Alte Donau fahren oder einen Park in der Nähe aufsuchen. Da hat es sozusagen einen Paradigmenwechsel gegeben, und die Prioritätensetzung der Menschen hat sich geändert.

 

Dazu kommt, dass in Wien über 40 Prozent der Haushalte überhaupt kein Auto besitzen. Wie Sie wissen, haben wir in Wien mittlerweile auch mehr Jahreskartenbesitzer als Autobesitzer. Das ist also tatsächlich ein gesellschaftlicher Wandel im Vergleich zu der Zeit vor 5 oder sogar vor 10 oder 20 Jahren im Gange.

 

Sie wissen, dass wir auch beim Radwegausbau in den Flächenbezirken sehr in die Pedale getreten sind. In den Flächenbezirken gab es, wenn überhaupt, nur sehr alte Infrastruktur, teilweise aus den 80er oder 90er Jahren, oder gar keine Radinfrastruktur. Es ist uns aber gelungen, in diesem Zusammenhang wirklich gute Pakete auf den Weg zu bringen, die aber natürlich im Straßenraum Platz brauchen. Das ist, glaube ich, logisch. Die Quadratur des Kreises schaffe leider nicht einmal ich. Dafür haben wir auf der anderen Seite bei Betrachtung des aktuellsten Modal-Split, also der Analyse, wer in Wien welches Verkehrsmittel auf dem Weg zur Arbeit benutzt, gesehen, dass wir es geschafft haben, dass die Quote der Radfahrer und Radfahrerinnen mit 10 Prozent 2-stellig geworden ist, und ich meine, dass das eine schöne Entwicklung ist. Die Entwicklung des Modal-Split ist halt sehr zäh und träge, aber ich hoffe, dass sich in diese Richtung durch den massiven Ausbau der Radinfrastruktur mit über 50 Projekten pro Jahr auch noch etwas tut, und zwar gerade und insbesondere auch in den bevölkerungsstarken Flächenbezirken, wo es bisher kein Angebot gegeben hat.

 

Meine persönliche Erfahrung ist, dass Leute sehr wohl aufs Rad umsteigen, wenn es Verbesserungen gibt, außer sie sind so hart gesotten wie Sie, Herr Gemeinderat, denn Sie haben das Rad auch schon früher benutzt, als es noch keine tolle Infrastruktur gegeben hat. Ich meine aber, die Mehrheit der Menschen freut sich schon darüber, wenn es eine gute und sichere baulich getrennte Radinfrastruktur gibt, die sie benützen kann. Und wenn das Angebot besser wird, dann steigen auch mehr Leute aufs Rad um, es werden deswegen dann aber auch weniger Parkplätze gebraucht.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Bitte, GR Mahdalik.

 

9.52.47

GR Anton Mahdalik (FPÖ): Sehr geehrte Frau Stadträtin!

 

Herzlichen Dank für die ausführliche Antwort, um die ich gar nicht ersucht habe. Wenn wir nun aber schon so nett über Mobilität plaudern, dann möchte ich die geheimnisumwitterte Fußgängerbeauftragte ansprechen, die seit 2012 den Wiener Steuerzahler zwischen 1,5 und 2 Millionen EUR gekostet hat. Zwei ihrer Schlager, nämlich das Einkaufswagerl-Sharing und die Fußgänger-Highways, sind nicht gekommen, weil wahrscheinlich keiner weiß, was das genau ist. In Erinnerung geblieben ist mir die 580.000 EUR teure Fußwegekarte für die Innere Stadt, in der auf verschwiegene Gasserln wie Kärntner Straße oder Kohlmarkt hingewiesen wurde und ganz revolutionär öffentliche Aborte eingezeichnet waren, damit die Leute ihre Geschäfte nicht mehr wie früher rund um die Pestsäule oder im Donnerbrunnen erledigen.

 

Sehr geehrte Frau Stadträtin! Können Sie mir sagen, was Frau Jens beruflich so macht?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte.

 

Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Herr GR Mahdalik kommt wie immer mit einer provokativen Frage. - Ich glaube, dass die Mobilitätsagentur in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus gerückt ist, weil man sich in der Mobilitätsagentur verstärkt - und ich rede jetzt nicht von der Fußgängerbeauftragten, sondern über die ganze Institution - um die Radwegplanung kümmert. Wir haben Martin Blum ja zum Radfahrbeauftragten der Stadt gemacht, und er nimmt seinen Job sehr intensiv wahr. Er verhandelt mit allen Bezirken über die gesamte Radwegplanung. Ich meine, das ist eine sehr wichtige Aufgabe, und wir haben diese aufgewertet.

 

Aufgewertet haben wir auch den Job der Fußgängerbeauftragten, weil es jetzt von Seiten der EU und auch von Seiten des Bundes große Fördermöglichkeiten für fußgängerfreundlich ausgestaltete Routen gibt. Die Bezirke stehen insgesamt dahinter und haben auch entsprechende Pläne beschlossen, die Voraussetzung dafür sind, dass man sich die Gelder aus den Fördertöpfen abholen kann. Das sind teilweise Förderungen bis zu 50 Prozent für diesen Bereich, wobei ich jetzt zu meinen Leuten schaue, damit ich keinen Blödsinn erzähle. Mehr? Okay, passt, danke. Dabei wird von Seiten der Mobilitätsagentur intensiv beraten und werden die Bezirke entsprechend unterstützt. Insofern sind wir mit im Trend mit anderen

 

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