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Gemeinderat, 58. Sitzung vom 25.09.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 11 von 135

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Bitte, Frau GRin Mag. Nittmann.

 

9.38.02

GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat!

 

Herzlichen Dank für Ihre Ausführungen. Ich finde es auch ganz wichtig, dass man einen Fokus auf die Frauengesundheit legt. Wir wissen, dass es einen Mangel an Gynäkologen gibt, und daher ist es gut, dass Sie die Errichtung dieses Zentrums forcieren. Ich denke aber, dass das nur sozusagen die halbe Miete ist. Es geht hier ja nicht nur um Krankheiten, die typischerweise Frauen betreffen, sondern es geht - und das ist, wie ich glaube, ein ganz ein wesentlicher Punkt - um jede Form der Krankheit. Was wir brauchen, ist Gendermedizin, also geschlechtsspezifische Medizin.

 

Daher lautet meine Frage: Inwieweit gibt es Maßnahmen der Stadt Wien, die Ausbildung in diese Richtung zu stärken? Wir wissen nämlich zum Beispiel ganz genau, dass gerade bei Herzproblemen die Medikation bei Männern und Frauen völlig unterschiedlich ist und mitunter eine sozusagen männliche Medikation bei Frauen letal sein kann. Es ist also ganz wichtig, in allen Bereichen und bei allen Krankheiten geschlechterspezifische Medizin anzuwenden. Welche Ausbildungsmöglichkeiten gibt es, und inwieweit wird bei der Ausschreibung von Stellen darauf Bedacht genommen, dass Menschen eine solche Ausbildung haben, wenn sie in den WIGEV-Spitälern arbeiten?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.

 

Amtsf. StR Peter Hacker: Das ist ein wichtiges Thema. Ich teile die Auffassung, dass dieses Thema Bedeutung hat. Ich glaube, wir sind gerade in einer Phase, in der es in der wissenschaftlichen Welt so etwas wie einen Bewusstseinswerdungsprozess gibt, was wir wahrscheinlich auch der Tatsache zu verdanken haben, dass unter den jungen Ärztinnen und Ärzte die meisten Ärztinnen sind und da eine Verweiblichung - das meine ich jetzt ganz positiv unter Gänsefüßchen, denn ich möchte nicht missinterpretiert werden - der Medizin stattfindet. Und Frauen legen einen Fokus darauf: In den meisten Studien werden Männer im strammen Alter zwischen 30 und 50 betrachtet. Was aber hat das mit der Wirkung eines Medikamentes bei einer Frau zu tun? Ich glaube, da befinden wir uns in einem Bewusstseinswerdungsprozess in der gesamten Forschung.

 

Wie Sie wissen, sind wir nicht für Forschung, sondern für die Behandlung verantwortlich. Ich teile aber erstens einmal die Auffassung, dass die Notwendigkeit besteht, dass hier anders geforscht wird. Ich weiß, dass es Grundsatzpapiere der europäischen und internationalen Forschungsgemeinschaften gibt, in welchen darauf aufmerksam gemacht wird, dass bei Studien in Hinkunft besser darauf geachtet werden muss, wer eigentlich die Probanden sind, die bestimmte Medikamente ausloten. Und ich weiß, dass wir in verschiedenen Förderungsprogrammen, sowohl bei der Kollegin für Wissenschaftsförderung als auch bei mir, überall versuchen, gendermedizinischen Forschung zu unterstützen.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Bitte, Frau GRin Spielmann.

 

9.40.50

GRin Viktoria Spielmann, BA (GRÜNE): Schönen guten Morgen, Herr Stadtrat!“

 

Wie Sie wahrscheinlich wissen, ist am 28.9. der Safe Abortion Day, also der Internationale Tag für sicheren Schwangerschaftsabbruch. Dabei geht es auch darum, dass man einen guten niederschwelligen Zugang zu dieser wichtigen Gesundheitsversorgung bekommt.

 

Somit zu meiner Frage auch im Hinblick auf die Versorgungslage in Wien: Wie Sie wissen, gibt es nicht wirklich viele Abbrüche an den WIGEV-Spitälern. - Ich persönlich finde das natürlich sehr schade, auch wenn ich weiß, dass die diesbezügliche Gesetzeslage auf Bundesebene, solange der Schwangerschaftsabbruch kriminalisiert wird, schwierig ist. Nichtsdestotrotz meine ich, dass wir in dieser Hinsicht in Wien besser sein könnten. Im Hinblick darauf darf ich den „Standard“ vom April 2022 zitieren: „An den vier städtischen Wiener Kliniken Landstraße, Hietzing, Ottakring und Floridsdorf wurden im Vorjahr insgesamt 260 Abbrüche durchgeführt. Derzeit würden Gespräche laufen, um das bestehende Angebot weiter aufzustocken, teilt der Wiener Gesundheitsverbund auf ‚Standard‘-Nachfrage mit.“

 

Daher meine konkrete Frage: Was ist aus diesen Plänen der Aufstockung betreffend Angebot an den WIGEV-Spitälern im Zusammenhang mit Schwangerschaftsabbruch geworden? Gibt es da Ausbaupläne?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Herr Stadtrat.

 

Amtsf. StR Peter Hacker: Wahrscheinlich bin ich, wie wir wissen, einer der wenigen für Spitäler Verantwortlichen in Österreich, der das klar und unmissverständlich zum Ausdruck bringt. Das vermisse ich eh in der österreichischen Gesundheitsdebatte. Ich finde es bemerkenswert, dass es auch in den sehr konservativen Bundesländern immer die Frauen sind, die gegen dieses System wettern. Das haben wir jetzt erst vor Kurzem in mehreren westlichen Bundesländern erlebt. Ich setze daher wirklich auf die Kraft der Frauen, dass sie dieses unsägliche Gesetz irgendwann einmal, ganz offen und ehrlich gesagt, aus dem Parlament hinausfegen. Ich finde das ja unerträglich.

 

Es ist aber Teil meines Problems, dass ich keine Anordnung geben kann, sondern dass ich das einfach zur Kenntnis nehmen muss. Ich kann nicht einmal in die Ausschreibung hineinnehmen, dass ich darauf bestehe, dass Abtreibungen stattfinden. Das darf ich nicht tun. Ich hätte große Lust, es zu tun. Ich würde es gerne tun, und ich mache auch in allen Gesprächen ganz unmissverständlich klar, dass ich eine klare Meinung dazu habe: Erstens geht 50 Prozent der Bevölkerung, nämlich uns Männer, dieses Thema nichts an. Und zweitens haben wir diese Möglichkeit den Frauen zur Verfügung zu stellen.

 

Ich kann Ihnen jedenfalls berichten, dass all unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den gynäkologischen Abteilungen der WIGEV-Spitäler das auch so sehen. Das versichern sie mir und bemühen sich sehr, diesbezüglich ein gutes Service für Frauen zu bieten, die diese Situation

 

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