Gemeinderat, 56. Sitzung vom 27.06.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 113
der trotzdem nicht, und die Umbenennungen von verschiedensten Gassen, Plätzen passiert sehr schleppend. Wir müssen da wirklich voranschreiten, es geht darum, Erinnerungskultur ernst zu nehmen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Aus biologischen Gründen sterben immer mehr Zeitzeugen, und wir müssen bei der Erinnerungsarbeit grundsätzlich überlegen, wie wir sie weiter machen können. Erst vor wenigen Wochen mussten wir die großartige Käthe Sasso begraben, Kollege Schmid war beim Begräbnis dabei und organisierte danach noch ein wunderbar schönes Gedenken im Wiener Rathaus. Dafür möchte ich mich ausdrücklich bei dir bedanken, dass da einmal - nicht so selbstverständlich - auch andere Parteien mit eingebunden waren, ÖVP und GRÜNE. Das ist auch etwas, wo ich heute ausdrücklich ein Lob bringen möchte.
Lob hat auch Schatten, und einer der Schatten, wie ich es sehe, ist zumindest ein Herr, der uns sehr auseinanderbringt, heute hat es schon Frau Kollegin Berner gesagt, nämlich der Herr Lueger. Ich bitte, dass wir uns endlich klar machen, was wir mit diesem Mann machen. Ich würde ja nach wie vor der Meinung sein, ihn nicht womöglich 3,5 Grad schiefzustellen, da gibt es eh offensichtlich technische Probleme, ich würde vorschlagen, dass wir ihn, wie es in Tallinn oder in Berlin passiert, in ein Denkmal setzen und dort hin entsorgen. Ich möchte heute auch Kollegen Eppinger für seine Initiative danken, dass eine Gedenktafel im 8. Bezirk in der Albertgasse montiert wird, das halte ich für ganz notwendig. Danke dafür.
Für mich ist eine Erinnerungskultur allerdings nicht mit 1945 zu Ende. Wir haben in Ottakring vor vielen Jahren begonnen, Kollegin Haase wird sich vielleicht noch erinnern, und die ZeugInnen der Zeit geschaffen, um an eine andere Gruppe, nämlich Zuwanderinnen und Zuwanderer der 60er Jahre, zu erinnern. Heuer, anlässlich 60 Jahre GastarbeiterInnen in Wien, 60 Jahre, nachdem die Anwerbeaktionen gestartet wurden, würde ich es besonders wichtig finden, auch das als Schwerpunkt zu sehen. Ich habe das bis jetzt ein bisschen vermisst.
Ich habe eine tolle Ausstellung erlebt, die auf sehr private Initiative gestartet wurde, „Es kamen Menschen an“ war der Titel dieser Ausstellung. Sie hat sehr schön gezeigt, wie diese Menschen, die vor 60 Jahren nach Österreich gekommen sind, in Bildern und Geschichten dargestellt wurden, warum sie gekommen sind, woher sie gekommen sind, was sie dort gemacht haben, und war drei Tage vis-à-vis der Ankerbrotfabrik in der Galerie OstLicht präsentiert.
Werte Kolleginnen und Kollegen, Kultur - und da würde ich mich freuen, wenn die Stadt in diesem Bereich oder für diese Schwerpunkte ein bisschen mehr Geld ausgibt - ist in diesem Bereich nicht nur eine Kostenfrage, das wäre auch zu billig zu argumentieren. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir weiter ganz besonders in der Gruppe der Migrantinnen und Migranten gute Arbeit leisten und deren Stellenwert auch beachten. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit war sieben Minuten, die Restredezeit der GRÜNEN ist drei Minuten. Zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Arnoldner, die selbstgewählte Redezeit ist fünf Minuten. Bitte.
GRin Mag. Bernadette Arnoldner (ÖVP): Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Wienerinnen und Wiener!
Wir sind bei der Rechnungsabschlussdebatte zu Kunst, Kultur und - Wissenschaft, das darf man nicht vergessen. Kunst und Kultur sind nicht nur wesentliche Bestandteile unserer Identität als Stadt, sondern sie sind eben auch ein unverzichtbarer Kitt für das soziale Gefüge und die individuelle Entfaltung unserer Bürgerinnen und Bürger. Man denke nur daran, wie schön es ist, wenn man mit Freunden in ein Konzert geht, wie man sich gut unterhalten kann, wenn man mit den Kindern, der Familie in ein Museum geht, sich austauscht, und was man mit nach Hause nimmt an Erinnerungen, oder wenn die Kinder selbst in die Oper gehen mit der Schule und was sie da erzählen. Alles ganz, ganz wichtige Dinge, die unsere Kinder, uns selbst unterstützen, um sich weiterzuentwickeln, weiterzukommen und auch für unsere Persönlichkeit gut sind. Als Wien stehen wir an der Spitze einer globalen Bewegung, was eben diese Kultur bedeutet, und es ist unser Auftrag, dass wir eine kulturelle Landschaft stärken und vor allem für unsere Generationen und unsere Kinder da sind. Denken wir einmal holistischer darüber nach.
Wir haben, glaube ich, die letzten zwei Tage den Begriff Künstliche Intelligenz noch nicht gehört. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Doch.) Haben wir gehört, Entschuldigung, dann habe ich es überhört. Aber umso wichtiger ist es, dass wir uns als menschliche Intelligenz motivieren und eben weiterentwickeln, wie ich gesagt habe. Umso wichtiger ist es, dass wir Zugang zu Kunst und Kultur fördern. Die Künstliche Intelligenz wird den Faktor Mensch nie ablösen, das ist klar, aber die Künstliche Intelligenz ist angekommen und sie bringt Vorsprung, und wir müssen uns damit konfrontieren.
Wenn ich daran denke, wie viele Kinder heute mit einem Handy dasitzen und in dieses Kastl reinschauen und nicht mehr wissen, was sie wollen, wer sie sind und was sie brauchen, mache ich mir Gedanken darüber, wie wir das unterstützen können und wie wir dem entgegenwirken können. Ich glaube, dass wir da einen großen Aufholbedarf und ganz viele Chancen in Kunst und Kultur haben und deswegen der Zugang zu Kunst und Kultur, vor allem in der Kindheit und Jugend leicht zugänglich gemacht werden sollte. (Beifall bei der ÖVP.)
Die kulturelle Bildung ist in den jungen Jahren besonders wichtig, damit man sich kreativ entfalten kann. Es prägt die soziale, emotionale, aber auch intellektuelle Entwicklung, und damit eben auch die Persönlichkeit. Wenn ich jetzt in andere Städte schaue, wie zum Beispiel Paris, sehe ich, dass es kostenlosen Eintritt in alle Museen bis zum 26. Lebensjahr gibt. Ich glaube, das können wir uns als Stadt Wien auch zum Vorbild nehmen und als einen Anreiz sehen, dass wir auch ein Kinder- und Jugend-Kultur-Ticket einführen. (GRin Mag. Ulrike Nittmann: Bundesmuseen!) Das heißt, wir könnten kostenlosen oder stark ermäßigten Eintritt oder Kombi-Angebote einführen. All das braucht es, damit junge Menschen, damit Kinder Anreize haben, wieder mehr ins Theater zu gehen, mehr in
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