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Gemeinderat, 56. Sitzung vom 27.06.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 71 von 113

 

und setzt an einer Schnittstelle zwischen Digitalisierung und brennenden gesellschaftlichen Fragen an.

 

Ich möchte auch noch kurz den Wiener Ball der Wissenschaften ansprechen, der alljährlich eine hohe Anzahl an Studierenden über die Landesgrenzen hinaus anlockt. Besonders erfreulich ist auch, dass inzwischen große Gruppen zum Beispiel aus Deutschland, England, aber auch Italien gezielt zum Wiener Ball der Wissenschaften anreisen und das Event dazu nutzen, um sich zu vernetzen. Aber auch für weitere Aktivitäten, wie zum Beispiel als mitteleuropäisches Alumnitreffen der Johns-Hopkins-Universität mit ihren Standorten in den USA oder Italien wird dieser Austausch genutzt.

 

Die hohe Anzahl der Studierenden am Ball ist sehr erfreulich, wird aber auch gezielt und bewusst gefördert durch stark vergünstigte Kartenpreise. Den thematischen Mittelpunkt bildete anlässlich des 200. Geburtstags von Gregor Mendel das Thema Genetik. Gregor Mendel pendelte als Wissenschaftsnetzwerker zwischen Wien und Brünn und definierte anhand der Erbse die Grundzüge der Vererbungslehre. Die Genetik ist eine Schlüsselwissenschaft. Umso erfreulicher ist es, dass dieses Thema auch beim Wiener Ball der Wissenschaften aufgegriffen wurde. Im Arkadenhof des Rathauses erwartete die Gäste eine Erbse mit 7 m Durchmesser, vermutlich wahrscheinlich die größte Erbse der Welt. Dies war ein Gastgeschenk des Mendel-Museums in Brünn.

 

Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals herzlich beim Ballorganisator Oliver Lehmann bedanken für die alljährliche Organisation dieses Balles. Ich freue mich schon auf den nächsten Wiener Ball der Wissenschaften. Im nächsten Jahr wird das zehnjährige Jubiläum stattfinden.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, wie Sie sehen, setzt die Stadt Wien, allen voran natürlich auch unsere Kulturstadträtin, alles daran, Wiens Position als führende europäische Forschungs- und Innovationsmetropole auszubauen und zu stärken und Fortschritt und Innovationskraft unserer Stadt zu sichern. Mit 23 Hochschulen und über 120 außeruniversitären Einrichtungen ist Wien im wahrsten Sinne des Wortes eine Wissenschafts- und Forschungsmetropole. Auf die zahlreichen Impulse für diesen Wissenschaftsstandort können wir, denke ich, alle sehr stolz sein, und ich freue mich auch in diesem Sinne auf die zahlreichen weiteren Projekte, die noch kommen werden. Herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Kunrath, und ich erteile es ihm. Fünf Minuten sind eingestellt. Bitte.

 

16.39.32

GR Nikolaus Kunrath (GRÜNE)|: Herr Vorsitzender! Liebe Frau Stadträtin! Hallo den Kolleginnen und Kollegen und am Livestream, wenn noch jemand da ist!

 

Heute muss ich einmal mit einem Lob beginnen, nämlich mit einem Lob, das ich ausdrücklich aussprechen möchte für das Wien Museum. Es ist heute schon mehrmals genannt worden, es ist tatsächlich ein Museum geworden, das Besonderheiten hat, und unter der Leitung von Matti Bunzl ist da etwas gelungen, was wirklich eine sehenswerte Sache ist und was, welch Zufall, einen österreichischen Preis bekommt - es wäre toll, wenn das international dann auch gelingt, aber immerhin -, dann ist das schon etwas. Was mir besonders gefällt, ist, wie man damit umgeht. Die Dauerausstellung finde ich großartig, und ich finde auch die einzelnen Themenausstellungen gut, manchmal mit ein bisschen zu wenig Platz, das ist jetzt mein persönlicher Zugang, vor allem, wenn ich mir die letzte Ausstellung „Raub“ anschaue, die gemeinsam mit dem Jüdischen Museum Wien durchgeführt wird. Da ist es ein bisschen sehr eng, da ist ein bisschen zu wenig Platz, um darüber nachzudenken und Distanz zu finden.

 

Da möchte ich auch gleich dieses zweite Museum, das ich in Wien besonders schätze, loben, nämlich das Jüdische Museum Wien, das so großartige Ausstellungen zeigt. Barbara Staudinger macht gemeinsam mit ihrem Team - und da sei vielleicht besonders der Kurator Hannes Sulzenbacher hervorgehoben - wirklich gute Arbeit und Hervorragendes. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS sowie von GR Peter L. Eppinger und GRin Ingrid Korosec.) Da wird unter anderem auch versucht, den Antisemitismus deutlich in einer anderen Form zu bekämpfen, den Antisemitismus, der seit dem 7. Oktober vor allem im westeuropäischen Bereich massiv zugenommen hat, auch in Wien. Ich möchte da nicht darauf eingehen, woher er kommt, denn das führt immer dazu, dass nicht über die Ursachen, sondern nur über die Täter gestritten wird (GR Mag. Manfred Juraczka: Niemand streitet in dem Zusammenhang!) und es gegenseitige Schuldzuweisungen gibt. - Manfred (in Richtung GR Mag. Manfred Juraczka), oh ja!

 

Wie passiert das? Ich selbst konnte nach dem Gefühl der Verhundertfachung der Übergriffe am 76. Gründungstag des Staates Israels gemeinsam mit dem Kollegen Florianschütz, der jetzt gerade nicht da ist, teilnehmen, zum Glück, muss ich sagen, denn ich war wenige Tage vorher in Brüssel, und in Brüssel gab es für Israels Botschaft keine Möglichkeit, den 76. Jahrestag der Gründung Israels zu feiern, weil kein Hotel in Brüssel Israel übernommen hat. Das zeigt, wie dramatisch die Situation sich in Westeuropa darstellt, und das zeigt, wo wir arbeiten müssen, wie wir es angehen müssen und dass wir wirklich weiter darangehen müssen, Antisemitismus zu bekämpfen.

 

Ich hoffe auch, in Wien besonders, dass der Auftrag des Mai-Gemeinderats ernst genommen wird und bald begonnen wird, eine Antisemitismusstrategie auszuarbeiten, dass neben der Bundesstrategie auch Wien als größte Stadt Österreichs ein wesentlicher Faktor in der Auseinandersetzung sein kann. Für mich - und das ist der zweite Schwerpunkt heute - ist die Erinnerungspolitik und -kultur weiterhin das, worauf es sich zu konzentrieren gilt.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Frau Stadträtin, ich würde mir wünschen, dass wir uns in dieser Stadt vor dem 80. Jahrestag, vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs nochmals besonders anstrengen. Nächstes Jahr ist dieser Zeitpunkt, und es wird fast spät, jetzt damit zu beginnen, endlich die belasteten öffentlichen Orte tatsächlich entsprechend umzubenennen oder wenigstens mit sinnerfassenden Zusatztafeln erklärend zu kennzeichnen, wobei ich persönlich ja die zweite Wahl nur sehr schwach finde. Das endlich neu überdenken, bitte, bitte machen wir das, ich sage es jedes Jahr, aber die Tafeln passieren lei

 

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