Gemeinderat, 56. Sitzung vom 27.06.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 113
ökonomische Unabhängigkeit natürlich ganz zentral ist, wenn es um das Thema Gewaltschutz geht.
Wir stellen uns aber auch neuen Herausforderungen. Der Bereich Digitalisierung ist einer, der uns ja auch in vielen Geschäftsgruppen, aber natürlich in der Frauenpolitik beschäftigt. Wir wissen, Digitalisierung ist nicht automatisch einfach gendergerecht, sondern das sind Prozesse und Entwicklungen, die wir gestalten müssen, die wir politisch gestalten müssen und die auch sozial gestaltet werden müssen. Digitalisierung, so groß und breit wie der Begriff ist, ist natürlich auch ein Querschnitt und trifft auf den anderen Querschnitt, nämlich der Frauenpolitik. Was ist passiert? Was machen wir? Warum haben wir da einen Blick drauf? Einerseits natürlich, weil es auch viel den Arbeitsmarkt und weil es viele Frauen am Arbeitsmarkt betrifft. Da gab es in Zusammenarbeit von Frauenservice und WAFF ganz viele Workshop-Angebote zum Thema Arbeitsmarkt und Digitalisierung. Auch viele Vereine, viele Organisationen, wie zum Beispiel das AWZ Austria haben viel dazu beigetragen, dass es Workshops im Digitalisierungsbereich gibt, um Frauen zu unterstützten und zu fördern: 300 weitere Studienplätze, und vieles mehr. Es wurde auch schon das Thema Sicherheit im Internet für Frauen angesprochen. Auch da bietet das Frauenservice einen Leitfaden zur Sicherheit im Internet für Frauen.
Sicherheit im Internet ist schon die Überleitung. Ich habe vorhin gesagt, Digitalisierung ist ein Querschnittsthema. Auch Gewaltschutz hängt natürlich eng mit dem Thema Digitalisierung zusammen. Da haben wir auch schon einmal den Hinweis auf die Kampagne bei den letzten „16 Tage gegen Gewalt“ gehört, die sich mit dem Themafeld Cybergewalt beschäftigt hat - ein großes Themenfeld, nicht nur für junge Frauen, ganz im Gegenteil: Es betrifft leider auch alle Frauen, wenn es um Social Media geht, aber natürlich auch, wenn es um andere Bereiche geht. Wir haben schon vor vielen Jahren auf Initiative der Gewaltschutzorganisationen und der Frauenhäuser die Kompetenzstelle gegen Cybergewalt gegründet, weil wir wissen, dass sich da auch Gewaltbeziehungen einfach verschärfen. Dass wir da auf einem guten Weg sind, davon konnte ich mich selbst gemeinsam mit meinem Kollegen Neumayer überzeugen. Wir waren am Töchtertag bei der MA 01 und haben dort gesehen, wie mit den jungen Frauen an den Themen Datensicherheit gearbeitet wird. Wir haben aber vor allem auch gesehen, wie fit die schon sind, wie gut sich die schon auskennen. Da mache ich mir gar keine Sorgen, dass die nächste Generation da auch gut vorbereitet sein wird.
Meine Zeit neigt sich dem Ende zu. Noch ein paar Highlights aus dem letzten Jahr, es ist so viel passiert, dass man es auch gar nicht in aller Kürze zusammenfassen kann. Es sind schon die Frauenbefragung und dazu auch die 1. Wiener Gleichstellungsenquete nach dem 3. Gleichstellungsmonitor erwähnt worden. Das finde ich deswegen auch noch erwähnenswert und besonders wichtig, weil es zeigt, wie wir in dieser Stadt frauenpolitisch arbeiten, nämlich einerseits faktenbasiert, datenbasiert, mit hinschauen, mit wirklich genau analysieren, wie die Lage der Frauen ist, auf der anderen Seite aber auch gemeinsam mit den Wienerinnen. Das ist das, was bei der Frauenbefragung im Vordergrund gestanden ist, das Zuhören, das Einholen von den Ideen von den Wienerinnen. Ich glaube, das ist das, was Frauenpolitik in Wien seit vielen Jahrzehnten sehr auszeichnet und wo auch im letzten Jahr wieder noch ganz viel mehr passiert ist. Wir haben dabei alle Wienerinnen im Blick.
Noch ein paar Spotlights: Nicht zu vergessen sind die Alleinerzieherinnen, die wirklich auch immer noch mit den Folgen der Pandemie zusätzlich zu ihrer eh schon schwierigen Situation zu kämpfen haben. Auch da gab es einen Thementag im Frauenzentrum, eine Studie, gemeinsam mit der Arbeiterkammer beauftragt, die da noch einmal genauer hinschaut. Natürlich aber auch mit dem Wiener Wohn-Ticket für Alleinerziehende gibt es da sehr viel, wo wir diese Frauen in einer sehr besonderen Situation unterstützen können.
Ich komme jetzt zum Ende und möchte am Schluss ein ganz großes Dankeschön aussprechen, ein Dankeschön an die vielen MitarbeiterInnen in den Vereinen, in den Gewaltschutzorganisationen, an die MitarbeiterInnen im Frauenzentrum, vom Frauennotruf, aber ganz besonders auch an die MitarbeiterInnen vom Frauenservice Wien, von der MA 57, die im letzten Jahr auch eine ganz wunderbare Auszeichnung bekommen haben, eine europäische Auszeichnung, ein Gütesiegel für exzellente und innovative öffentliche Arbeit. Ich glaube, diesem Gütesiegel kann ich nur zustimmen, das hat die MA 57 auf jeden Fall verdient: Exzellente Arbeit und ganz innovativ. Vielen herzlichen Dank für Ihre Arbeit. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Die tatsächliche Redezeit waren 14 Minuten. Die Restredezeit der Fraktion sind 15 Minuten. Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Sachslehner. Die Restredezeit der Fraktion sind 9 Minuten, die ich einstelle.
GRin Mag. Laura Sachslehner, BA (ÖVP): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich möchte gar nicht mehr so im Detail auf die Frauendebatte eingehen, weil meine Kollegin Sabine Keri eh schon das meiste gesagt hat. Ich möchte nur noch auf eines eingehen, was Sie gesagt haben, Frau Huemer von den GRÜNEN. Sie haben davon gesprochen, dass ein wichtiger Schritt zur Gleichstellung die Arbeitszeitverkürzung wäre. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich kann nicht nachvollziehen, wie die Gefährdung unseres Standortes, die Gefährdung von Unternehmen oder der Verlust von Arbeitsplätzen ein Beitrag zu mehr Gleichstellung in diesem Land sein soll. Das halte ich für extrem widersprüchlich, und man kann auch bei der Frauenpolitik nicht einfach irgendwelche ideologischen Konzepte hernehmen und dann von mehr Gleichstellung sprechen. (Beifall bei der ÖVP.)
Gleichzeitig haben Sie davon gesprochen, dass Frauen in Teilzeit gezwungen werden. Das ist natürlich auch nicht die ganze Wahrheit, denn es gibt ja genug Frauen, die sich aus den unterschiedlichsten Gründen freiwillig und ganz bewusst für Teilzeit entscheiden. Ich
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