Gemeinderat, 56. Sitzung vom 26.06.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 100 von 104
nen, weil sie körperliche oder auch psychische Beschwerden haben, die sie praktisch auch aus dem Berufsleben hinausschießen. Auch der Wiener Patientenanwalt hat das vor Kurzem in seinem Bericht hier thematisiert und fordert genauso spezialisierte Ambulanzbehandlungen wie wir. Da braucht es mehr interdisziplinäre Zusammenarbeit, um diesen Betroffenen eine möglichst baldige Behandlung und Therapie zu ermöglichen.
Unser nächster Antrag führt zu den Kinder-Adipositas-Zentren in Wien. In Wien sind 24 Prozent der Wiener Kinder übergewichtig oder adipös. Das ist nicht nur ein Problem im weiteren Gesundheitsverlauf, wir wissen, die Zunahme von Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder orthopädischen Erkrankungen ist damit verbunden, sondern hat auch psychosoziale Auswirkungen. Das Boston Children Hospital hat ein eigenes Programm entwickelt und gilt als Vorbild für so ein Kinder-Adipositas-Zentrum in Wien.
Eines meiner Lieblingsthemen ist die Ausbildung von Fachärztinnen und -ärzten. Da stellen wir den Antrag für die Errichtung von Simulationslaboratorien für Chirurginnen und Chirurgen im Wiener Gesundheitsverbund. Wir haben da schon perfekte Beispiele ganz in der Nähe. Der Prof. Bruno Podesser hat ein exzellentes Laboratorium im AKH, in Tulln gibt es ein Virtuell-Reality-Simulationsprogramm, das verpflichtend für alle Ausbildungsärztinnen und -ärzte ist und wirklich ein sehr gutes Beispiel darstellt. Und was wir noch brauchen, ist eine starke Unterstützung für unsere jungen Fachärztinnen und Fachärzte im Wiener Gesundheitsverbund, da sind wir für die Errichtung einer Stabsstelle für Allgemeinmedizin, wie sie im Kepler-Universitätsklinikum in Linz seit 2021 besteht. Die soll die jungen FachärztInnen in ihrer Facharztausbildung begleiten, eine zentrale Anlaufstelle sein, Ausbildungsmodelle entwickeln und sie für ihren weiteren Beruf vorbereiten.
Abschließend, die Wiener Volkspartei steht für innovative Evolution im Gesundheitsbereich und nicht für Revolution und Zerstörung bestehender und bewährter Strukturen, und ich ersuche Sie um Zustimmung zu unseren Anträgen. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dr. Ngosso, selbstgewählte Redezeit zehn Minuten. Bitte, Frau Gemeinderätin.
GRin Dr. Mireille Ngosso (SPÖ): Liebe KollegInnen, späte Stunde, ich werde mich kurz halten, wir haben ja noch den morgigen Tag!
Ich möchte mich zuerst einmal ganz herzlich bedanken bei allen unterschiedlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vom Fonds Soziales Wien, von der MA 40, von allen unterschiedlichen Abteilungen, vielen Dank für eure großartige Arbeit. Wir wissen das sehr zu schätzen, und ich bin wirklich sehr stolz, in dieser Stadt zu leben. (Beifall bei der SPÖ.)
Der Fonds Soziales Wien sorgt dafür, dass Menschen in Wien die Unterstützung erhalten, die sie brauchen, um ein gutes Leben führen zu können, mit einer regelmäßigen Evaluierung und Weiterentwicklung ihrer Leistungen, mit dem Blick auf den Bedarf der Bedürfnisse der Menschen. Das Angebot umfasst Leistungen der Pflege, Betreuung, Behindertenhilfe, Wohnungslosenhilfe, Schuldnerberatung sowie Grundversorgung für geflüchtete Menschen. Im Jahr 2023 unterstützte der FSW rund 146.000 Menschen gemeinsam mit seinen rund 170 Partnerorganisationen rasch und individuell. Mit rund 2.600 MitarbeiterInnen ist die FSW-Unternehmungsgruppe Vorreiter im Gesundheits- und Sozialbereich, zudem ist der Fonds Soziales Wien für den Betrieb der telefonischen Gesundheitsberatung 1450 verantwortlich.
Jeder ältere Mensch möchte mit Respekt behandelt werden und sein Leben selbstbestimmt gestalten, und zur ganzheitlichen Pflege und Betreuung von SeniorInnen gehört mehr als nur Fachwissen. Die Pensionisten-Wohnhäuser der Stadt Wien bieten tausenden Wienern und Wienerinnen ein Zuhause, und als Stadt Wien ist es uns sehr wichtig, dass sich alle BewohnerInnen in den jeweiligen Häusern wohlfühlen. Ohne Personal wäre das natürlich nicht möglich, daher ist die Grundlage für ein gemütliches Zuhause Menschen, die gerne dort arbeiten. - Und wieder an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an alle MitarbeiterInnen, die sich wirklich tagtäglich um unsere SeniorInnen kümmern. (Beifall bei der SPÖ)
Das vergangene Jahr 2023 stand bei den „Häusern zum Leben“ im Zeichen der Zukunft, bis 2030 werden durch Neubauten der Häuser Heidehof und Maria Jacobi sowie durch Umbauten in anderen Häusern 450 zusätzliche Pflegeplätze geschaffen, und in einer späteren Phase kommen dann noch einmal 200 Plätze dazu. Ein besonders schönes Projekt ist das generationsübergreifende Projekt, das gibt es schon seit 2017, wo sich junge Menschen gemeinsam mit SeniorInnen den Wohnraum teilen. 2022 waren es 23 Personen, mittlerweile sind es 41 junge WienerInnen, die sich ein Dach mit älteren MitbewohnerInnen teilen. Für die jungen Menschen gibt es günstigen Wohnraum, gute Lage und eine besondere Atmosphäre, sie wiederum helfen den BewohnerInnen mit 25 ehrenamtlichen Stunden aus - also wirklich eine tolle Win-win-Situation für beide.
Auch die 150 Pensionistenklubs der Stadt Wien bieten allen SeniorInnen vielfältige Möglichkeiten zu individuellen Freizeitgestaltung. 4.000 neue Mitglieder, fast 1,5 Millionen KlubbesucherInnen in einem Jahr, 250.000 Klubaktivitäten, also die Reihe an beindruckenden Zahlen könnte ich lange weiter fortführen. Wir in Wien setzen hier auf Kontinuität und Weiterentwicklung mit innovativen Konzepten für die Medizin der Zukunft.
Und wenn ich schon bei der Zukunft bin, möchte ich noch einen kurzen Sprung zu einem weiteren Zukunftsthema machen, das viel zu wenig Platz in unserer Gesellschaft findet, und das, obwohl es mehr als die Hälfte der Bevölkerung betrifft, und ich spreche von Frauengesundheit, liebe KollegInnen. Diversitätsaspekte in der Medizin beschäftigen mich schon seit meiner Studienzeit, sowohl im Medizinstudium also auch in der Praxis fällt mir immer wieder auf, wie wichtig die gendersensible Medizin ist, oder auch zu welchen fatalen Folgen es führt, wenn auf Grund von verschiedenen Aspekten wie Gender, Migrationserfahrung, sozioökonomischer Status, Bildung und Einkommen falsche Diagnosen gestellt werden. Der Mann gilt in der Medizin als Prototyp des Menschen. Die Medizin
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