Gemeinderat, 56. Sitzung vom 26.06.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 104
Was sind denn so die Modelle, die weltweit gerne kopiert werden, und warum kommen die Gäste zu uns? Natürlich, das Motiv Nummer 1, in die Stadt zu kommen, ist das imperiale Wien, ist unser historisches und kulturelles Erbe. Wir sorgen aber selbst und höchstpersönlich dafür, dass wir Visitenkarten in unseren Tourismusbetrieben produzieren, und das ist unsere Nachwuchsarbeit. Das sind die Lehrlinge, die ausgebildet werden, die in unseren Betrieben Großartiges lernen, die in der dualen Ausbildung zu Fachleuten ausgebildet werden, die wir dann in die Welt hinausschicken, die dort wieder neue Ideen gewinnen und mit den Ideen zurückkommen und damit Wien weiterentwickeln können. Diese Ausbildungstätigkeit, sowohl im Lehrlingsbereich als auch in der schulischen Ausbildung, die Tourismusschulen, sowohl im privaten, aber natürlich auch im öffentlichen Bereich, sind ein Garant dafür, dass wir so gut dastehen, dass die Gäste immer wieder kommen und dass wir tatsächlich Visitenkarten haben, um die uns die ganze Welt beneidet. - Großartiger Dank für alle, die in der Ausbildung im Tourismus tätig sind. (Beifall bei der ÖVP.)
Wie steht es im Moment um den Tourismus per se? Wie ist der Status quo? - Wir sind jetzt beim Rechnungsabschluss, da gilt es, auch ein bissel zurückzuschauen, Bilanz zu ziehen. Wir haben im Jahr 2023 einen Umsatzrekord erreicht und zum 2. Mal in der Geschichte des WienTourismus die Milliardenmarke mit 1,2 Milliarden EUR Umsatzrekord in der Hotellerie geknackt. Der Nächtigungsrekord wurde nur ganz knapp verfehlt mit 25,7 Millionen Nächtigungen, wobei da natürlich nicht von einer Verfehlung gesprochen werden kann. Die Kongressbilanz ist großartig: 6.500 Kongresse, Corporate Events mit Firmenveranstaltungen mit bis zu 633.000 Teilnehmern. Auch eine Rekordballsaison liegt hinter uns: 560.000 Besucherinnen und Besucher haben zu einer Wertschöpfung von 185 Millionen EUR beigetragen. All das auf dem Boden der Unternehmerinnen und Unternehmer, die in diesem Bereich und in diesem Segment tätig sind.
Das erfüllt mich tatsächlich mit sehr viel Stolz, hier für diesen Bereich tätig sein zu dürfen. Deshalb ist es mir auch wichtig, dass Wien genau diese Funktion, diese Visitenkarte und diese Vorreiterfunktion weiter behält. Um diese Vorreiterfunktion weiter zu behalten, muss man sich die Situation, die wir im Moment vorfinden, sehr, sehr genau ansehen. Es ist schon sehr viel über die aktuellen großen Infrastrukturprojekte gesprochen worden, da möchte ich jetzt gar nicht weiter viel darüber reden. Ich glaube, das ist in allen Gremien und bei allen einschlägigen Personen ausreichend diskutiert worden.
Mir geht es darum, jetzt einmal den Fokus auf ein Problem zu legen, vor dem wir im Moment stehen, das wahrscheinlich vielen noch gar nicht bewusst ist. Das Thema Location ist nicht nur ein Ernst-Happel-Stadion, das Thema Location ist nicht nur eine neue Event-Arena, das ist nicht nur das Thema der Stadthalle, sondern das sind ganz, ganz viele kleine Locations, die wir in der Stadt haben, und ganz viele mittelgroße Locations. Da steuern wir im Moment in eine Richtung, die das zukünftige Nummer 1 Sein schwierig machen wird, denn es sperren viele kleine Locations zu. Es werden viele große Locations, die wir im Moment noch zur Verfügung haben, wie der Kursalon, in Zukunft nicht mehr für Events zur Verfügung stehen, und die Aula der Wissenschaften wackelt im Moment auch. Deshalb ist es, glaube ich, an der Zeit, sich das Thema ganz genau anzusehen und sich vielleicht mit allen Kräften, die hier im Haus sind, zusammenzusetzen und eine Taskforce Location zu bilden, die einen Masterplan entwickelt, wie wir die Locations der Zukunft garantieren können, sodass jede Veranstalterin und jeder Veranstalter auch die Location in der Stadt finden, die sie brauchen. Wir müssen an verschiedenen Schrauben drehen, wir müssen auch den Location-Betreibern mehr Sicherheit geben. Das Beispiel Arena ist zwar sehr, sehr gut gelöst worden, aber es zeigt trotzdem, dass wir ein veritables Problem haben, das in England mit dem „Agent of change principle“ sehr, sehr gut gelöst ist, indem jener, der länger da ist, auch die stärkeren Rechte hat. Ich glaube, da können wir gemeinsam Großes vollbringen, wenn wir auf diese Art mit einem Konzept und einem Masterplan für Locations in Wien neue Wege gehen. Da würde ich gerne alle dazu einladen, hier mitzuarbeiten, denn das ist das, was die Event-Wirtschaft der Zukunft in Wien braucht. (Beifall bei der ÖVP.)
Einen zweiten Aspekt möchte ich noch zusätzlich erwähnen - auch ein sehr, sehr positives Beispiel aus meiner Sicht: Wir fragen natürlich auch im Rahmen des WienTourismus immer wieder die Tourismusgesinnung ab, nämlich wie zufrieden auch die Wienerinnen und Wienern mit dem Tourismus sind. Da muss man tatsächlich sagen, neun von zehn Wienerinnen und Wiener finden den Tourismus für die Stadt positiv und fühlen sich davon auch nicht gestört. Das soll auch so bleiben. Deshalb sind solche Initiativen wie die Heartbeat Streets, die im Moment vom WienTourismus als Werbekampagne gefahren werden, sehr, sehr wichtig. Entzerrung der Tourismusströme ist sehr, sehr wichtig, aber auch das Thema Innere Stadt neu denken, größer denken und das Thema Verkehrsberuhigung der Inneren Stadt. Es ist ein ganz, ganz wichtiges Thema, hier voranzukommen, denn es gibt ein sehr, sehr plakatives Beispiel für mich, und das ist die Umgestaltung des Neuen Marktes gewesen. Da ist neuer Raum oberhalb der Erde geschaffen worden, eine Tiefgarage ist gebaut worden. Und was ist passiert? Die früher so stark frequentierte Kärntner Straße hat an Druck verloren, weil einfach mehr Platz zum Ausweichen ist für die Gruppen, die wir einfach immer in der Stadt haben werden. Deshalb ist es einfach wichtig, auch zum Thema Verkehrsberuhigung noch mehr zu tun und mehr Konzepte zu entwickeln, mehr Verkehr unter die Erde zu bringen, um mehr Menschen auch im 1. Bezirk bewegen zu können in einem Gefühl des großen Raumes, der einfach zur Verfügung steht.
Damit komme ich schon zum Ende, mit meinem Ceterum Censeo: Natürlich wollen jeder Gast und jede Besucherin, die in die Stadt kommen, einkaufen gehen. Dieses Einkaufen soll nicht am ersten Tag stattfinden. (GR Mag. Manfred Juraczka: In Rom kann man das am Sonntag!) Schön, auch in Rom kann man am Sonntag einkaufen - eine Diskussion, die ich auch schon mit dem Toni Faber geführt habe, denn er arbeitet ja auch am Sonntag. Es gibt einen Kollektivvertrag für den Handel, der die
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