Gemeinderat, 55. Sitzung vom 18.06.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 80
Hause stattfinden, oder man kann zu einer Beratungseinrichtung gehen, je nachdem, was gewünscht wird. Ich finde diesen intersektoralen und auch ressourcenorientierten Ansatz sehr positiv. Was mir an Frühen Hilfen schon immer sehr gut gefallen hat, ist, dass es ein Projekt ist, das wirklich evidenzbasiert ist und das auch weiter laufend beforscht und evaluiert wird.
In Wien haben wir drei Einrichtungen, die Frühe Hilfen tragen, nämlich „Die Möwe“, die Diakonie und die Volkshilfe. Österreich-weit gibt es dazu natürlich noch ein nationales Koordinationszentrum. Das Ganze ist also insgesamt sehr gut aufgestellt. Ich glaube aber, im Hinblick auf all diese Komplexität ist es ganz wichtig, zu wissen, dass es ganz einfach eine Telefonnummer und eine E-Mail gibt. Egal, von wo an diesem Angebot Interessierte anrufen oder ein Mail senden, sie bekommen dann das passgenaue Angebot für die jeweilige Situation und für den Ort, wo sie wohnen.
In Wien gibt es ein ganz breites Netzwerk an Unterstützungseinrichtungen, mit denen die Trägerorganisationen zusammenarbeiten. Wir nützen also ein bestehendes Präventionssystem, und dieses wird auch noch weiter ausgebaut und kommt somit wirklich zu den Menschen, die es brauchen.
Meine Kollegin Ursula Berner wird noch ein bisschen mehr dazu sagen. Ich kann abschließend nur noch einmal betonen, dass ich das für einen großartigen Schritt halte, um gesundheitliche Chancengerechtigkeit bedarfs- und bedürfnisgerecht herzustellen. Es ist dies ein wichtiges Instrument, das uns hilft, Kinder beim gesunden Aufwachsen zu unterstützen und auch die Eltern gesund bleiben beziehungsweise nicht krank werden zu lassen. Ich bin wirklich stolz, dass es eine entsprechende Einigung gegeben hat. Es war ja nicht so einfach, diesen Finanzausgleich und die Gesundheitsreform auf die Beine zu stellen. Letztendlich hat aber die Vernunft im Hinblick auf die Kindergesundheit gesiegt, und wir alle haben heute die Frühen Hilfen für alle Unter-Drei-Jährigen in ganz Wien. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Berner. Ich erteile es ihr.
GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Uns sind die Frühen Hilfen so wichtig, dass wir zwei Wortmeldungen dazu machen. Wir meinen, es gibt in diesem Zusammenhang einen Grund zu Feiern. Wir als GRÜNE haben uns schon länger dafür engagiert. Wie Sie wahrscheinlich wissen, habe ich in Wien schon 2021 Anträge dazu eingebracht, dass die Frühen Hilfen endlich ausgebaut werden und nicht nur im Westen Wiens bezogen werden können. Das ist jetzt der Fall, und deshalb meine ich, dass das für die Stadt und für uns alle im Hinblick auf die Zukunft ein Grund zu feiern ist.
Im Moment werden in Wien ungefähr 2.000 Kinder beziehungsweise Familien von den Frühen Hilfen unterstützt. Das ist gut so, und das ist ein guter Anfang. Wir wissen aber, dass fast 20.000 Kinder jährlich in Wien geboren werden, und deshalb würden wir uns freuen, wenn die Prävention noch ein bisschen umfassender ausfallen könnte.
Tatsächlich muss es ja unser Ziel in dieser Stadt sein, dass jede Familie beziehungsweise jedes Neugeborene die gleichen Chancen hat. Das heißt, dass jedes Neugeborene beziehungsweise jede Familie einen Besuch gleich nach der Geburt oder vielleicht sogar vor der Geburt bekommt, um Vertrauen aufzubauen und um das Angebot kennen zu lernen, damit die Menschen letztlich eine gute Basis haben und auch in Zukunft wissen, dass sie, wenn sie nicht mehr gut weiterkommen, auf die Angebote der Stadt zurückgreifen können. Das wäre der Sinn. Es geht um Vertrauen, statt um Kontrolle, und für diesen „move“ setzen wir uns ein. Wie kann das geschehen? Indem man frühzeitig persönliche Gespräche führt, und indem wir auch von Seiten der MA 11 und von Seiten von anderen NGOs den Fokus noch viel mehr auf persönliche Gespräche und auf das persönliche Zugehen zu den Familien legen.
In Wien werden derzeit jährlich etwa 20.000 Kinder geboren. Bei 10 Prozent der Babys und Familien läuft am Anfang nicht alles so gut, wie man sich das wünscht. Es gibt Entwicklungsverzögerungen bei den Kindern, oder es tauchen psychische Probleme oder auch soziale Probleme in der Familie auf, weil man sich zum Beispiel die Miete nicht mehr leisten kann oder der Job verlustig geht. Genau in solchen Fällen kann mit den Frühen Hilfen geholfen werden, noch bevor es zu spät ist. Die Frühen Hilfen sind deshalb in erster Linie eine sozial gerechte und notwendige Maßnahme, die mehr Solidarität in die Gesellschaft bringt.
Meine Kollegin Barbara Huemer hat das schon ganz gut ausgeführt. Es gibt unterschiedlichste Studien, die zeigen, was für ein tolles Investment ein Investment in Frühe Hilfen ist. Ich habe hier eine Zahl, die von achtfacher Hilfe ausgeht. Das heißt, wer 1 EUR investiert, der kann davon ausgehen, dass in Zukunft um 8, vielleicht sogar um 13, 16 oder 23 EUR weniger in soziale Unterstützung, in AMS-Leistungen oder in psychosoziale Unterstützung investiert werden müssen.
Ich halte es also rein aus einem solchen wirtschaftlichen Faktor für sinnvoll und wirkungsvoll, diese Fördermittel noch weiter auszubauen, und wir werden jedes Mal dafür sein, wenn Sie das weiter ausbauen wollen. An dieser Stelle spreche ich einen herzlichen Dank an die Europäische Union und an den Bund aus, dass die Mittel so weit aufgestockt werden konnten, dass jetzt in ganz Wien ein gutes Angebot der Frühen Hilfen möglich ist. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Damit dieses Angebot aber auch wirklich bei allen ankommt, ist es notwendig, dass wir uns noch ein bisschen mehr auf die Sprachen konzentrieren. Auf eine Anfrage an StR Wiederkehr wurde uns geantwortet, dass die Information zu den Frühen Hilfen tatsächlich auch auf Englisch auf der Website vorhanden ist. Das ist ein guter erster Schritt. Wir wissen aber, dass Wien eine Stadt ist, die eine lange vielsprachige Tradition hat. Wien ist die Stadt der ehemaligen Donaumonarchie, hier werden Sprachen wie Ungarisch, Polnisch, Kroatisch, Tschechisch und Slowakisch gesprochen. In den letzten Jahren sind aber noch mehr Sprachen dazugekommen, und wir wissen, dass die Stadt Wien ihre Vielsprachigkeit als große Ressource
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