Gemeinderat, 55. Sitzung vom 18.06.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 80
solche Projekte, wie die Thaliastraße, die Mariahilfer Straße - sowohl die Innere, die wir schon seit Längerem erleben dürfen, als auch die Äußere, die jetzt demnächst startet -, den Bereich der Wagramer Straße beim Donau Zentrum, wo gemeinsam mit der Umgestaltung für den Radweg auch ein Straßenpark entstehen und ganz viel Fläche entsiegelt wird, den Praterstern, die Praterstraße mit dem neuen Nestroyplatz, die Argentinierstraße, die nicht nur eine Fahrradstraße wird, sondern auch eine Flaniermeile mit vielen kleinen Aufenthaltsflächen, die begrünt werden, sodass man sich dort auch an heißen Tagen wohlfühlt, die Wiedner Hauptstraße, und viele mehr - bis hin zu großen Projekten, wie der verkehrsberuhigten Inneren Stadt, die wir hoffentlich auch bald umsetzen können, oder unsere NEOS-Vision für einen verkehrsberuhigten Ring mit weniger Kfz-Spuren für die fahrenden und parkenden Autos, aber dafür einen Fahrrad-Highway, der der Nutzungsstruktur tatsächlich gerecht wird, mit einer Entflechtung des Fuß- und Radverkehrs, sodass der Ring wieder das wird, wofür er ursprünglich angelegt wurde, nämlich eine Flanierrunde um das Historische Zentrum Wiens für BesucherInnen und vor allem für die WienerInnen. Danke. (Beifall bei den NEOS und von GRin Mag. Andrea Mautz.)
Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Sequenz, und ich erteile es ihr. Bitte, Sie sind am Wort.
GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, werte ZuseherInnen am Livestream!
120, Jahre nachdem ein berühmter Wiener das überdachte Wiental attraktiver gestalten wollte, beschließt der Wiener Gemeinderat genau das. Das war Otto Wagner, der schon vor 100 Jahren davon träumte, einen Prachtboulevard zu errichten, und zwar genau auf der Fläche, wo jetzt dieser grausliche Parkplatz ist, auf dem am Wochenende der Flohmarkt stattfindet. Genau dieser Bereich wird jetzt umgestaltet, dort entsteht ein Park. Das flotte Wort, das dafür kreiert wurde, ist ZWIDEWIE. Ich weiß nicht, welche Marketingagentur sich das überlegt hat, das heißt „Zwischen den Wienzeilen“. Aber dieser Schandfleck, eine Betonwüste, in der wir 50 bis 60 Grad messen im Sommer - auf den Oberflächen der Autos haben wir voriges Jahr über 70 Grad gemessen -, dieser Schandfleck ist jetzt Geschichte, und das ist gut so. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Um noch einmal auf Otto Wagner zurückzukommen: Wir alle kennen die schönen Jugendstilbauten, die die Wienzeile säumen, und von ihm stammt auch die Idee der Überplattung, die nach der Regulierung dort errichtet wurde. Ich habe es schon gesagt, er wollte dort einen Prachtboulevard vom Karlsplatz bis nach Schönbrunn errichten, immerhin war das die Pendlerroute des Kaisers, und dem wollte er etwas bieten. Die gesamte Überplattung ist, muss ich aus heutiger Sicht sagen, Gott sei Dank nicht gekommen, nämlich die Überplattung eines kühlenden Flusses. Das ist in Zeiten wie diesen, wo sich die Städte derartig erhitzen, mittlerweile ein No-go. Was ebenfalls nicht kam und dort beim Wienfluss geplant war in den 50er und 60er Jahren, ist eine Autobahn - eine Autobahn, die bis zum Karlsplatz führen sollte. Bitte vergessen wir das auch nicht.
Da ich jetzt schon ein bisschen in der Geschichte bin, darf ich sagen, dass der Naschmarkt eigentlich als Provisorium gedacht war, als er 1916 vom Freihaus dort hin übersiedelte. - Ein Provisorium, vor 100 Jahren, und genau so schaut es dort aus. Nämlich schiach! Von den vielen Ständen, die es dort einmal gab - über 600 -, sind nicht mehr so viele erhalten. Alle, die dort durchgehen, sehen, dass es mittlerweile sehr viel Gastronomie gibt. Das wird gut angenommen, gebe ich zu, das verleiht dem Ganzen auch ein gewisses Flair, den Standlern gefällt das aber nicht so gut, die beäugen das eher misstrauisch. Deswegen finde ich es auch gut, dass nur ein Drittel dieser Marktfläche als Gastronomie verwendet werden darf.
100 Jahre nach Otto Wagner begannen die ersten Bezirksorganisationen, die an den Naschmarkt angrenzen, sich zu überlegen, was könnte man dort Schöneres gestalten. Die erste Idee, die entstand, war, den ganz letzten Parkplatz umzugestalten. Vor 20 Jahren war das ein No-go, ganz egal, wie schiach, Parkplätze mussten damals gerettet werden, wie das heutzutage in Wien noch so schön heißt. Es gab 2009 auch ein Projekt von StudentInnen, die auch ganz tolle Ideen einbrachten. Das waren auch viele leere Kilometer, denn auch da wäre es den Parkplätzen an den Kragen gegangen.
Aber ein Stück dieses Konzepts, das diese Studenten sich damals überlegten, hat überlebt, nämlich die Wientalterrassen, die unter Maria Vassilakou in der Nähe der U4-Station Pilgramgasse errichtet wurden. Das wird sehr gut angenommen, ist ein wunderschönes Projekt. Auch der Radweg im Wiental ist ein Projekt, das diese Gegend attraktiver macht. Aber es sollte halt dann noch viele Jährchen dauern, bis auch die Idee der Klimaanpassung in Wien soweit angekommen ist, dass man sich an diesen Parkplatz traut. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Gestern haben sich die GRÜNEN-Bezirksgruppen auf diesem Parkplatz getroffen und mit einer kleinen Feier dieses Projekt abgefeiert, das sie seit 2006 verfolgen. - Seit 2006! Und ich möchte jetzt an dieser Stelle dieser wirklich engagierten, schlagfertigen Bürgerinitiative danken, die - es wurde heute schon erwähnt - das Schlimmste verhinderte, nämlich diese monströse Halle.
Jetzt komme ich dann gleich zu den Punkten, wo wir nicht zu 100 Prozent überzeugt sind. Das ist erstens einmal diese Halle, die verrückt und justament vor dem schönsten Jugendstilhaus platziert wurde. Das verstehe ich nicht ganz.
Das Nächste sind die Pläne: Die Jury hat ja sehr viele Verbesserungsvorschläge gefordert, und wir wissen nicht, wie viele dieser Vorschläge jetzt in das endgültige Projekt eingeflossen sind, weil wir die Pläne nicht kennen. Auch die Bürgerinitiative hat sich um diese Pläne bemüht, und ich möchte kurz zitieren, wie ihr geantwortet wurde: „Auch wenn Pläne nicht geheim sind, bedeutet das nicht, dass sie allgemein zugänglich sind.“ - Also schmeck‘s, auf gut Wienerisch! Das war, das ist der Umgang mit BürgerInnen in Wien. Wie gesagt, dieser grazile Marktraum, der jetzt
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