Gemeinderat, 55. Sitzung vom 18.06.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 80
sondern auch Personen, die andere Erfahrungen mitbringen. Das ist eine Bereicherung für den Unterricht.
Seit vielen Jahren wird das ja in Berufsschulen so gemacht, und wenn man Berufsschülerinnen und -schüler fragt, welchen Unterricht sie besonders genießen, dann sind das oft diejenigen, die Erfahrungen aus der Praxis mitbringen. Dementsprechend ist es kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch. Darum bemühe ich mich auch darum, dass kein Konkurrenzdenken entsteht, und darum finde ich auch die gleiche Bezahlung extrem wichtig.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Stadtrat. Damit ist die 5. Anfrage beantwortet und die Fragestunde beendet.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Der NEOS Rathausklub hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema „Neue Herausforderungen brauchen neue Lösungen - Schule als Wertevermittlerin in der heutigen Zeit“ verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte die Erstrednerin, Frau GRin Mag. Emmerling, die Aktuelle Stunde zu eröffnen. Die Redezeit ist zehn Minuten. Bitte schön.
GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher via Livestream oder auf unserer Galerie!
Der Titel unserer Aktuellen Stunde lautet „Neue Herausforderungen brauchen neue Lösungen", Wertevermittlung an Wiens Schulen. Es ging heute ja auch in der Fragestunde schon ein bisschen um Bildung und um Schulen, aber ich glaube, bei diesem Titel ist klar, worum es hier geht, nämlich dass wir den Tatsachen ins Auge blicken müssen, dass sich unsere Gesellschaft, aber auch unsere Herausforderungen massiv verändern. Wir trippeln von einer Krise in die andere, und das macht etwas mit uns allen und vor allem mit unseren Kindern. Schule, wie sie früher einmal war, hat sich in dieser Form verändert. Zu groß sind die Herausforderungen und Probleme, die Kinder und Jugendliche mit sich tragen und die dann schließlich auch in die Schule und ihr unmittelbares Umfeld einfließen. Es gibt viele Faktoren, die dabei eine Rolle spielen. Das sind unter anderem auch massive psychische Belastungen, Depressionen bis hin zu Suizidgedanken, die vor allem durch die Corona-Pandemie zum Vorschein kamen, das sind Abstiegsängste, Unsicherheiten, Kinderarmut, fehlende Zukunftshoffnung, fehlende Perspektiven, Kriege und Krisen, die uns alle ein Stück weit Angst machen.
Dann haben wir natürlich kulturelle Konflikte, die an die Oberfläche treten, und zwar nicht erst jetzt, sondern schon davor, aber verstärkt eben durch erwähnte Belastungen, aber auch durch die multiplen Krisen und die gesamtpolitische und auch weltpolitische Lage, in der wir uns befinden. Das ist ein Phänomen unserer Zeit der westlichen Welt. Überall auf der Welt lässt sich das beobachten, nicht nur in Wien. Massiv verschärft hat sich diese Zuspitzung in der Auseinandersetzung, die auch in der Schule stattfindet, seit dem 7.10.2023, als die Hamas Israel angegriffen hat und diese Auseinandersetzung vor allem auch in den Schulen aufgeschlagen ist.
Wien ist eine großartige Stadt, die eigentlich seit Jahrhunderten Kraft aus der Vielfalt ihrer Bewohnerinnen und Bewohner schöpft. Auch jetzt, wenn Wien so stark wächst, macht uns diese Vielfalt stark. Mehrsprachigkeit macht uns stark, genauso wie uns unsere Demokratie stark macht, unsere Freiheit und unser Frieden, den wir haben. Alle jene, die das anerkennen und diesen Frieden und diese Freiheit leben wollen, sind bei uns mehr als willkommen. Wir müssen diese Werte aber auch gegenüber denjenigen verteidigen, die sie mit Füßen treten. Das sind wir uns schuldig, vor allem unserer Demokratie schuldig, unserer Freiheit schuldig, aber auch jenen schuldig, die vor Krieg und Terror fliehen, um bei uns ein sicheres neues Heimatland zu finden. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.)
Diese Herausforderungen sind aber massiv groß und gestiegen, und bei all dieser Entwicklung müssen wir auch anerkennen, dass unsere liberalen Werte und unsere Demokratie auf dem Prüfstand stehen, offen angegriffen und in Frage gestellt werden. Da geht es jetzt um eines: Was können wir tun, um das friedliche Zusammenleben aller Menschen, die bei uns leben, aller Kinder, die unsere Schulen besuchen, aller Religionsgemeinschaften, aller Kinder mit unterschiedlichsten Herkünften zu stärken? Worauf können wir uns gemeinsam verständigen, und wovon braucht es eindeutig mehr? Und wir müssen dringend darüber reden, wie wir miteinander leben wollen, was unserer Grundprinzipien, unsere gemeinsamen und unverrückbaren Werte sind, denn unsere Demokratie, die wir uns errungen haben, ist unser höchstes Gut. In dieser herrscht auch - das darf man in dieser Frage natürlich nicht vergessen - Religionsfreiheit, und deswegen müssen wir auch alles dafür tun, damit Religion nicht die Menschen trennt. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.)
Wien hat für die Menschen, für die Kinder, Schülerinnen und Schüler, die zu uns kommen, sehr viele Angebote, um nicht nur Integration zu fördern, sondern auch, um die Demokratie zu stärken. Bildung ist der Schlüssel für all das und die Schule ist der Ort, wo wir alle zusammen erreichen und alles zusammenkommt. Alle Maßnahmen, jede einzelne, die im Bereich der Chancengerechtigkeit gesetzt wird, sind nicht nur ein wesentlicher Baustein in Richtung Integration und Zusammenleben, sondern auch für das Glück jedes einzelnen Kindes, das bei uns ist, und somit auch für das Glück für die Zukunft dieser Stadt. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Wir investieren daher in den Zukunftsbereich Kindergarten, indem wir die Investitionen massiv gesteigert haben, denn wir wissen, der Kindergarten ist die erste wichtige Bildungseinrichtung. Wir bauen Ganztagesschulen aus, denn wir wissen, Kinder, die ganztägig in Schulen betreut sind, haben bessere Startchancen und es führt auch zu einer besseren Integration. Wir stocken die Basisbildung zum Nachholen vom Pflichtschulabschluss aus, wir bieten Sommerdeutschkurse in sehr, sehr großem Rahmen an. Mit den Wiener Bildungschancen, ein Workshop-Programm für jede Wiener Pflichtschule, gibt
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