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Gemeinderat, 54. Sitzung vom 22.05.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 53 von 109

 

Ich habe heute in der Aktuellen Stunde darüber gesprochen, dass wir auch diese Bildungsinnovation brauchen, dass Schule sich weiterentwickelt und dass es so viele Schulstandorte gibt und auch Pädagoginnen und Pädagogen, die das tragen, und dass die anderen davon etwas mitnehmen und davon lernen müssen. Genau darauf zielt auch dieser Antrag ab, was wir ja auch im Bildungsversprechen versuchen, natürlich im kleineren Kreis, wo wir versuchen, den Pädagoginnen und Pädagogen und auch den Schulleitungen mitzugeben, was es gibt an Best Practice, wie man sie bestmöglich unterstützen kann. Das in die Breite zu bringen, da sind wir durchaus einer Meinung.

 

Noch ein Antrag - ein Schulsozialarbeiter pro Schule. Ich glaube, dass wir das alle wollen, das ist nicht von der Hand zu weisen, das hätten wir auch sehr gerne. Wir sind momentan in Wien am Deckel der Co-Finanzierung angelangt, das wisst ihr (in Richtung ÖVP) auch. Wir hätten gerne mehr, es wäre super, wenn man diesen Deckel komplett aufhebt. Aber wir in Wien bauen darüber hinaus aus, stellen weitere SchulsozialarbeiterInnen an. Das sind Schritte, die wir setzen, die weitergeführt werden und à la longue, in einiger Zeit, dazu führen, dass wir ausreichend Schulsoziarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter haben. Wir brauchen sie dringend, und das wäre absolut wünschenswert. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Stadler, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat.

 

15.11.58

GR Felix Stadler, BSc, MA (GRÜNE)|: Sehr geehrter Herr Stadtrat, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!

 

Wir werden dem vorliegenden Poststück der Erweiterung der Volksschule natürlich zustimmen. Ich kann mich in ganz vielem dem anschließen, was meine Vorrednerin Kollegin Emmerling angesprochen hat. Wir möchten diese Erweiterung der Volksschule aber auch dafür nutzen, ein bisschen darüber zu sprechen, was in den Schulen passiert, und wollen den hier schon angesprochenen Antrag zu einer echten Feedback-Kultur und zu einer echten Evaluationskultur im Wiener Bildungssystem einbringen.

 

Ich möchte zwei kurze Anekdoten erzählen und erklären, warum uns dieser Antrag ein echtes Anliegen ist. Zum einen gab es vergangenen Herbst ein Bildungsforum von einer großen Bildungs-NGO, wo auch Vertreterinnen und Vertreter aller Parteien und vor allem auch Vertreterinnen und Vertreter aus diesem Haus anwesend waren. Dort war die gesamte Bildungs-Community anwesend, wir haben über alles Mögliche diskutiert, darüber, wie man Schule und Elementarbildung verbessern kann. Da war wirklich alles versammelt, was in Österreich und in Wien sich im Bildungsbereich in den letzten Jahren Rang und Namen gemacht hat. Bei einer dieser Diskussionen kommt ein Elternvertreter aus Schwechat und sagt: „Ja, wir in Schwechat haben ein großes Problem, und zwar haben wir keine Schulplätze mehr an den guten Schulen. Wir haben Schulplätze nur noch an der einen schlechten Schule.“ Ich habe aufgehorcht, weil ich einmal in Schwechat unterrichtet habe, und zwar genau an der Schule, die er mit der schlechten Schule gemeint hat. Ich bin dann nachher zu ihm hingegangen, habe gefragt: „Wie kommen Sie darauf, dass das die eine schlechte Schule ist in Schwechat?“ Er hat gesagt: „Na ja, das hört man so, das ist die schlechte Schule.“ Ich habe mir dann gedacht, das ist eigentlich ein Wahnsinn, worauf unser Bild von guten oder schlechten Schulen basiert. Ich selber habe die Bildungsstandardergebnisse meiner Schule, dieser einen schlechten Schule, ja gekannt und ich habe jedes Jahr gesehen, dass wir über dem Erwartungswert lagen, also über jenem Wert, der für unsere Schule erwartet wurde auf Grund dessen, welche SchülerInnen bei uns in die Schule gehen, wo sie herkommen, welche Sprache sie sprechen. Unsere Ergebnisse lagen jedes Mal über dem Erwartungswert. Per se würde ich meinen, dass wir die Definition einer guten Schule waren, weil wir mehr erreicht haben, als es unserer Schule von der Statistik her zugetraut wurde. Ich bin dann zu ihm hingegangen und habe gemeint: „Ihr Bild, glaube ich, stimmt nicht, wir sind nicht die schlechte Schule. Wir sind eine gute Schule. Es ist einfach ein Hörensagen, worauf unser Bild fußt von guten und schlechten Schulen.“

 

Die zweite kurze Anekdote: Nach dem heute schon mehrfach angesprochenen Bildungs-Festival gab es eine Key-Note von einem Londoner Direktor, der von Teachfirst UK war, der Organisation, für deren österreichische Ausführung ich teilgenommen habe, Teach For Austria. Wir waren nachher noch mit ihm essen und er hat irgendwann gefragt: „Wie wurde die Entscheidung getroffen, welche Direktorinnen und Direktoren bei diesem Bildungs-Festival sprechen dürfen? Sind das besonders gute Schulen und worauf fußt diese Entscheidung?“ Ich habe nur gemeint: „Ja, ich glaube, sie sind von besonders guten Schulen.“, und er hat dann gefragt: „Und woher wisst ihr, dass das gute Schulen sind? Was gibt es da für Daten?“ Ich habe gesagt: „Wir wissen es nicht, wir sagen halt, es sind gute Schulen.“ Er hat mich angeschaut und gesagt: „That is madness. You have no idea what's going on in your schools.“ Also: Das ist Wahnsinn, ihr habt anscheinend keine Ahnung, was an euren Schulen tatsächlich für Qualität passiert oder nicht passiert.

 

Das stimmt, und ich finde, das müssen wir ändern, und deswegen bringen wir heute diesen Antrag ein, dass wir eine daten- und evidenzbasierte Schulentwicklung und auch Bildungspolitik in Wien und in Österreich brauchen. (Beifall bei GRÜNEN und NEOS.) Wir dürfen nicht länger im Blindflug unterwegs sein. Diesen Blindflug müssen wir beenden, und wir können das auch in Wien beenden. Wir waren alle gemeinsam in Hamburg, dort haben wir gesehen, wie das funktionieren kann. Es gibt eigentlich in Europa fast nur Länder, die das schon besser hinbekommen - ob in London, das wird oft genannt, oder aber auch in Estland, in Schweden, in Finnland -, alle Bildungssysteme in Ländern, die wir hier oft loben, und alle Bildungssysteme in Städten, die wir hier oft loben, haben diese Transparenz und haben diese Daten über Qualität an Schulen und Qualität des Unterrichts.

 

Der zweite Punkt, der uns dabei ganz wichtig ist, wofür die Daten nur eine Grundlage sind, ist ein Feedback-System. Schulen sind lernende Organisationen. Um lernen zu können, brauche ich Feedback. Leider ist das an unseren Schulen noch nicht sehr etabliert. Wir wollen das ändern.

 

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