Gemeinderat, 53. Sitzung vom 22.04.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 76
geschüttet wird, wenn man auf Sozialen Medien Likes bekommt. Das heißt, es bringt das soziale Reward-System, also das soziale Belohnungssystem durcheinander. Man kann messen, dass diese Ausschüttung an Hormonen gleich ist wie bei jemandem, der Drogen nimmt. Das ist in MRTs messbar. Das ist in MRTs messbar, das sind keine Lappalien und keine Kleinigkeiten, meine Damen und Herren, das sind Eingriffe in die Gehirne junger Menschen, die über Soziale Medien gemacht werden. Das kann man nachweisen, und damit müssen wir uns beschäftigen. Das ist Realität.
So sagen auch Kinder und Jugendliche in Dokumentationen, wenn sie darauf angesprochen werden: Ja, ich bin social-media-süchtig, das heißt, ich werde unruhig, ich werde ungehalten, ich werde grantig, wenn ich es nicht habe, und ich habe den Impuls, immer wieder hinzugreifen und durchzuscrollen. Es ist eine Sucht, womit wir zu tun haben, und mit der gleichen Aufmerksamkeit, wie wir andere Süchte behandeln, müssten wir uns eigentlich auch das anschauen. (Beifall bei der ÖVP.)
Letzter Punkt eines unvollständigen Problemaufrisses ist die mentale Gesundheit. Ich glaube - das sagen die Jugendlichen auch selber -, das Problembewusstsein ist da. Sie wissen, dass die Bilder von den Instagram-Modells bearbeitet sind. Obwohl sie das rationale Wissen haben, emotional sehen sie diesen perfekten AI-generierten Körper aber trotzdem als Vorbild. Sie wissen, dass es viele Fake News im Internet gibt, und trotzdem werden sie von einer emotionalisierenden Headline emotionalisiert, weil es nicht über die Ratio funktioniert, sondern über die Emotion. Sie wissen, dass es oft Trolle sind, die negative Kommentare geben, und trotzdem sind sie als Menschen verletzt.
Sie sehen, meine Damen und Herren, die Mechanismen in Sozialen Medien, die Gefahren von Sozialen Medien können wir vielleicht gar nicht nur mit Aufklärung, mit rationaler Aufklärung lösen. Vielleicht müssen wir andere Wege finden, weil es eben in die tiefsten menschlichen Bedürfnisse eingreift, in das Belohnungssystem, in das Selbstbewusstsein, in das soziale Ansehen und in die Angst- und Bedrohungswahrnehmung.
Ich denke, meine Damen und Herren, dass wir als Politik Verantwortung tragen. Wir tragen Verantwortung, Menschen nicht nur vor den physischen Gefahren zu schützen, sondern auch vor den Gefahren der realen Welt. Umso mehr tragen wir die Verantwortung, Menschen, die mit Jugendlichen und Kindern arbeiten, darauf vorzubereiten. Das heißt, wir sollten uns mit den Fragen auseinandersetzen, welche Gefahren es gibt. Was wäre legislativ möglich, um darauf einzugehen, und wie schaffen wir einen kontinuierlichen Informationsaustausch zwischen Experten und den Leuten, die tatsächlich mit den Jugendlichen arbeiten?
Sie sehen, das ist ein bisschen skizzenhaft, was ich Ihnen gebracht habe, aber es ist ein transportierter Hilferuf von Eltern, von Lehrern, von Pädagogen, von Sozialarbeitern, die Unterstützung benötigen. Ich glaube, diese Unterstützung sollen wir ihnen geben. Deswegen ist das, was passiert, gut, aber schauen wir, dass wir das einmal zusammenfassen, möglichst breit verstehen und dann auch so kanalisieren, dass die Leute, die im Feld sind, die mit den Jugendlichen arbeiten, damit etwas anfangen können und wirklich kontinuierlich Informationen bekommen, was gerade die Gefahren sind, welche Sozialen Medien angesagt sind, welche Trends dort gerade angesagt sind. Das ist ja auch ein Punkt, dass dann Trends gefolgt wird. Das müssen sie wissen, und ich glaube, das müssen wir als Politik tatsächlich herstellen. Das wäre unsere Aufgabe. Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlussort.
Wer der Postnummer 14 zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zustimmung erfolgt bei SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN gegen die Stimmen von FPÖ und GR Kieslich.
Es liegt ein Antrag vor. Dieser Antrag - gerade eben von Kollegin Hungerländer eingebracht - betrifft die Einberufung einer Enquete zu Sozialen Medien in der Kinder- und Jugendarbeit. Es wird die Zuweisung an den Bildungsausschuss beantragt. Wer der Zuweisung zustimmt, bitte ich um ein Zeichen. - Die Zuweisung erfolgt mit den Stimmen von SPÖ, NEOS, GRÜNEN und ÖVP. Hiermit ist der Antrag zugewiesen.
Zu Postnummer 17 der Tagesordnung, es ist eine Genehmigung eines Rahmenbetrages für die Förderung von Einrichtungen der Erwachsenenbildung und von Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche, liegt keine Wortmeldung vor. Wer der Postnummer 17 zustimmt, bitte ich um ein Zeichen. - Die Zustimmung erfolgt bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN gegen die Stimmen von ÖVP, FPÖ und GR Kieslich, mehrstimmig angenommen.
Es liegen dazu Anträge vor:
Antrag der FPÖ, Beschäftigungsoffensive für Lehrpersonal. Wer diesem Antrag beitritt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP und FPÖ. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist daher abgelehnt.
Antrag der FPÖ, Maßnahmen für einen verbesserten Industriestandort. Sofortige Abstimmung wird beantragt. - Zustimmung bei FPÖ, es sind also die Antragsteller selbst. Der Antrag hat damit nicht die erforderliche Mehrheit und ist abgelehnt.
Antrag der GRÜNEN, Ausbau von Frühwarnsystemen in Jugendzentren und Bildungseinrichtungen. Auch hier wird die sofortige Abstimmung beantragt. Wer dem Antrag zustimmt, bitte ich um ein Zeichen. - Die Zustimmung ist bei den GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist daher abgelehnt.
Wir kommen nun zur Postnummer 2 der Tagesordnung. Sie betrifft einen Hilfebeitrag Wiens zur Linderung der humanitären Krise in der Ukraine im Wege der Southeast European Cooperative Initiative. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Ludwig-Faymann, die Verhandlungen einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann: Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Bakos.
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