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Gemeinderat, 51. Sitzung vom 20.03.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 47 von 102

 

Für diese Kulturvermittlung bedarf es aber finanzieller Unterstützung, und KÖR hat 2024 eine Menge Projekte vor. Es gibt ein neues Programm für Wiener KuratorInnen, gemeinsam mit dem Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten, KuratorInnen können international neue Ideen und kreative Impulse sammeln, wie zum Beispiel in New York oder in Moldau.

 

Zusätzlich werden die Öffentlichkeitsarbeit und das Vermittlungskonzept intensiviert. Es wird eine neue Stelle für Kunstvermittlung geschaffen, es gibt regelmäßig Kooperationen mit verschiedenen Universitäten wie der Angewandten, der Akademie der bildenden Künste oder der BOKU, um eben auch jüngere Menschen für die Arbeit im öffentlichen Raum zu begeistern und Erfahrungen an sie weiterzugeben. Gerade läuft auch wieder ein offener Kurzfilmwettbewerb zum Thema Gemeinschaft 3.0, öffentlicher Raum im digitalen Zeitalter, der für alle zur Teilnahme offen ist. Die GewinnerInnenfilme werden dann auf allen Info-Screens Österreich-weit gezeigt.

 

Wichtig ist auch die Rolle von KÖR in der Stadtgestaltung, spannend sind auch die geplanten Projekte mit Gemeindebau Neu oder mit Village im Dritten, woran auch die ARWAG beteiligt ist. Diese sollen dann künftig die BewohnerInnen erfreuen, mit ihnen kommunizieren und sie dann in ihrem neuen Zuhause begrüßen. Egal, ob Lichtinstallationen, Toninstallationen oder Skulpturen, sie alle sind mehr als nur statische Kunstwerke. Diese Kunstwerke können von den Menschen erlebt, angegriffen, benutzt und erforscht werden und sie gehören nicht nur den Künstlerinnen und Künstlern, sondern allen. Diese Kunstwerke sollen eben nicht nur unsere Stadt behübschen, sie sollen uns auch an unsere Geschichte erinnern und uns helfen, kollektive Erinnerungen zu bewahren. Sie sind eben nicht nur Denkmäler, sondern auch Mahnmale. Sie fordern uns zum Nachdenken heraus und bringen uns dazu, uns mit wichtigen Themen unserer Zeit auseinanderzusetzen.

 

Kunst im öffentlichen Raum ist wie ein Spiegel unserer Gesellschaft, der uns immer wieder vor Augen führt, wer wir sind und wohin wir gehen. Deshalb lade ich Sie alle ein, werte Kolleginnen und Kollegen, sagen Sie Ja zur Kunst im öffentlichen Raum und unterstützen Sie dieses Projekt! Danke. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Hungerländer. Sie sind am Wort.

 

13.39.19

GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP)|: Danke schön. Frau Kollegin Berner, nachdem das immer wieder kommt, nehme ich die Diskussion jetzt wieder einmal auf. Offenbar sind Sie noch nicht zufriedengestellt mit der Lösung, die gefunden wurde und die unserer Meinung nach eine akzeptable Lösung ist und einen ausgewogenen Umgang mit belasteter Geschichte darstellt. Es ist kein Cancelling, es ist kein Ausradieren von Geschichte, und es kommt dem nach, was meine Vorrednerin richtig gesagt hat: Es ist ein Umgang mit Gedenkkultur, die auch ein mahnendes Element haben muss.

 

Natürlich muss man eine historische Persönlichkeit mit ihren negativen, aber auch mit den positiven Seiten darstellen können, und bei den negativen Seiten ist es doch die Aufgabe einer guten Gedenkkultur zu fragen: Warum ist er dieser Ideologie anheimgefallen, warum ist er diese Schritte gegangen? Und der Rückschluss muss ja sein: Wo laufen wir selber Gefahr, vielleicht einer totalitären, einer falschen, einer gefährlichen Ideologie anheimzufallen? Wo sehen wir selber nicht, dass ein Weg, den wir beschreiten, politisch vielleicht in ein Unglück führen kann? Genau das macht auch Gedenkkultur: Zu fragen, wo haben unsere Vorväter, unsere Vormütter Fehler gemacht, was lernen wir daraus? Deswegen ist es falsch, Geschichte einfach wegzustreichen. Es ist richtig, Geschichte zu kontextualisieren und in die Gegenwart zu holen, und deswegen halten wir den Umgang mit dem Lueger-Denkmal für gut und ausgewogen und für eine richtige Entscheidung. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Was ich Ihnen aber schon noch sagen möchte: Es ist bemerkenswert, dass Ihre Angriffe sehr einseitig sind. Es ist nämlich immer nur die Lueger-Statue im Zentrum der Kritik. Sie wissen genauso gut wie ich, dass auch andere belastete Personen dieser Stadt in der Historikerkommission damals genannt wurden. Offensichtlich halten Sie es für sinnvoller, nur die bürgerlichen Vorväter aus dieser Stadt auszuradieren und bei Vorvätern der Sozialdemokratie, in diesem Fall tatsächlich nicht Vormüttern, schaut man nicht so genau hin.

 

Wir sehen das auch in den Bezirken. Es werden laufend Anträge gestellt, dass Plätze, Brücken, Straßennamen von bürgerlichen Politikern umbenannt werden sollen. Das passiert nicht nur auf Landesebene, das passiert in der gesamten Stadt. Wissen Sie was, auch bürgerliche Politiker haben dieser Stadt ihre Identität eingeschrieben. Man kann doch nicht sämtliche bürgerliche Politiker gezielt aus dem Stadtbild streichen.

 

Genau das macht die SPÖ, genau das machen die NEOS mit ihren Anträgen. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das stimmt überhaupt nicht!) Na, selbstverständlich stimmt das, Herr Kollege Stürzenbecher. Am laufenden Band kommen in den Bezirken Anträge, die bürgerliche Politiker aus dem Stadtbild streichen wollen, und das geht einfach nicht. So können wir nicht mit unserer Geschichte umgehen, das ist ein völlig falscher Zugang. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Zum Schluss möchte ich Sie noch darauf hinweisen, Kollegin Berner, dieser Kampf gegen Antisemitismus ist einer, dem wir uns alle verschreiben. Heute wird, ich glaube, auf Initiative der Kollegin Sachslehner auch ein sehr, sehr wichtiger gemeinsamer Antrag eingebracht (GR Thomas Weber: Auf Initiative?), also unter Mitarbeit der Kollegin Sachslehner, ein gemeinsamer Antrag eingebracht. Ich möchte aber schon darauf hinweisen, dass eine der Speerspitzen im Kampf gegen das antisemitische Lueger-Denkmal Studenten der Angewandten waren, und justament auf der Angewandten haben jetzt pro-palästinensische bis antisemitische Demonstrationen stattgefunden.

 

Also die Frage, wie man mit antisemitischen Vorvätern umgeht und wie man mit Antisemitismus heute umgeht, lösen Sie nicht zu Ihrem Vorteil. Schauen Sie sich genau an, wer sich heute pro-palästinensisch bis antisemitisch betätigt - ich weiß, das ist eine Bandbreite, aber nichtsdestotrotz - und wer gleichzeitig gegen Antisemitismus

 

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