Gemeinderat, 45. Sitzung vom 28.11.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 97
Zum Thema Transparenz: Wir sind ja letztes Jahr schon beim Rechnungsabschluss dagestanden, und viele meiner Vorredner, vor allem von der Opposition, haben auch das Thema Transparenz aufgeworfen und kritisiert, dass es im Kulturausschuss bedauerlicherweise mit der Transparenz ein bisschen schwierig ist. Ich erinnere mich noch an die Rede der Kollegin Berner, die laut die Frage gestellt hat, woran das denn liegt, ob das an den Mitarbeitern liegt, die nicht dürfen, nicht können, nicht sollen, inwieweit es da sozusagen direkt vom Stadtratbüro ausgeht, um uns im Kulturausschuss ein bisschen mit Informationen verhungern zu lassen. Ich war da sehr auf Ihre Antwort nach der Rechnungsabschlussdebatte gespannt. Sie haben zu vielen Punkten etwas ausgeführt, aber leider Gottes nicht zum Thema Transparenz. Ich bin also gespannt, ob wir heute etwas hören, denn immerhin sind sie 2018 auch damit angetreten, Transparenz in die Kultur zu bringen.
Wir sehen das in den Ausschüssen, wir haben Erhöhungsbegehren - Kollegin Sachslehner hat das eh ausgeführt -, gleichlautende Anträge, unterschiedliche Prozentsätze, wenn es um Inflationsabgeltungen geht. Wir wissen von den vielen Förderanträgen, die kommen, nicht, welche überhaupt gar nicht in die nähere Betrachtung kommen. Wir haben x Anträge gestellt, dass wir einmal die Liste der abgewiesenen Anträge sehen wollen, damit wir wissen, wer sozusagen in die nähere Auswahl kommt und wer nicht. Immerhin sind wir auch das Gremium, das letztendlich darüber entscheidet.
Zur Kulturstrategie ist auch schon vieles gesagt worden. Was ich schade gefunden habe: Ich bin halt noch so ein haptischer Mensch, ich tue mir online schwer, ich wollte mir die Kulturstrategie als PDF-File öffnen und herunterladen und ausdrucken. Das geht leider nicht. Man muss sich das dann im Internet aufmachen, einzeln anklicken und durchlesen. Ich finde das schwierig. Ich bin ein haptischer Mensch, es wäre schön, wenn man sie als PDF haben könnte. Das ist einfach leichter, als immer die einzelnen Buttons aufzumachen.
Zu den Theaterlandschaften, die ich ansprechen möchte: Wir kennen Stadtrechnungshofberichte, die über die Auslastungszahlen der Theater ausgeführt haben, und es ist natürlich eine ernüchternde Realität. Die Kollegin hat es heute gesagt, Ränge im Volkstheater werden gesperrt, um irgendwie zu den Auslastungszahlen zu kommen. Wir haben einen Bericht zur Josefstadt im Sommer, den habe ich noch in Erinnerung: kaum mehr Abonnenten, kaum mehr Besucherzahlen.
Es ist natürlich schwierig, wenn man sich auch mit einem Programm weit vom Publikum entfernt. Und zu dieser Entfernung zum Publikum ist mir unlängst ein Ö1-Beitrag im Zusammenhang mit der Verleihung des Wiener Nestroy-Preises untergekommen. Ich würde ganz gerne aus diesem Ö1-Bericht zitieren, denn was diese Zusammenfassung der Verleihung des Nestroy-Preises in Ö1 darlegt, steht für die Theater in Wien. Das finde ich schade, aber wenn man sich das anhört, weiß man auch, warum das Publikum aus bleibt. Ich darf also zitieren: Auf die Frage, unter welchem Motto die Preisvergabe - also der Wiener Theaterpreis Nestroy - verlief, lautet die Antwort der Ö1-Redakteurin: Die Devise bei den gestrigen Nestroys schien ein bisschen zu lauten, nur nicht alter weißer Mann, nur kein Stück aus dem allgemeinen Stückekanon, sondern die Performance, die Vergewaltigung, Magersucht, Selbstzerstörung thematisiert, wurde gleich mehrfach nominiert und hat dann auch den Preis für die beste Ausstattung gewonnen. Die neu zusammengesetzte Jury hat quasi ein Zeichen für Diversität gesetzt, nonbinäre Menschen, queere Menschen, Menschen mit Beeinträchtigung ausgezeichnet, Stücke, die sich mit Missbrauch in vielerlei Gestaltung auseinandersetzen und so vielleicht ganz bewusst ein politisches Statement gesetzt. - Ich bin der Meinung, Theater soll nicht politisches Statement setzen, aber dazu später. - Allerdings haben die Nestroy-Preise dadurch vielleicht auch eine gewisse Schlagseite bekommen: mehr offen und weniger Mainstream, mehr Randgruppen als vielleicht prominente Namen, mehr Provokation als Publikumsgeschmack. - Das finde ich ganz schwierig. - Durch diesen „woken“ Filter gesehen, ist vielleicht manches untergegangen. Ich nehme jetzt nur ein Beispiel, zum Beispiel die grandiose Zauberberg-Inszenierung im Burgtheater, die auch vom Publikum gestürmt wird und nicht einmal eine Nominierung erhalten hat. - Es gibt also durchaus noch Inszenierungen, die das Publikum schätzt. - In den Dankesreden wurde Theater als „safer space“ beschworen, „safer space“ im Sinne von hier kann man frei arbeiten, hier haben jeder und jede ihren Platz, hier geht man achtsam miteinander um, aber sicher kein „safer space“, in dem es sich das Publikum bequem machen soll, denn bequem, beruhigend oder auch nur irgendwie angenehm war keine der ausgezeichneten Produktionen.
Meine Damen und Herren, da werden einerseits ganz bewusst politische Statements gesetzt, es wird auf Provokation statt auf Publikumsgeschmack gesetzt, und bequem, beruhigend und angenehm soll es für das Publikum jedenfalls nicht sein. Da stelle ich mir natürlich die Frage: Ist das die Aufgabe des Theaters? Füllt man so die Zuschauerränge, oder sagt man, das ist gar nicht wichtig, das ist überhaupt keine Zielvorgabe, dass man Publikum ins Theater bringt, sondern da geht es um die Selbstdarstellung, von wem auch immer? Wir sagen, das kann nicht die Zielvorgabe sein, vor allem dann nicht, wenn Theater mit Steuergeldern finanziert wird. Das kommt von jedem einzelnen Wiener und jeder Wienerin, und da muss ich auch versuchen, den Geschmack aller und nicht nur einer speziellen Minderheit zu treffen.
Ich habe das Gefühl, dass wenn man Theater macht ... Deshalb bin ich gespannt, aber es ist die Zeit ja nicht da, wenn es ums Volkstheater und vielleicht um die Neuausrichtung des Volkstheaters geht oder um die Strukturierung der Theaterlandschaft. Was gibt es denn für Zielvorgaben? Was möchte man? Muss man ausschließlich provokant und politisch sein? Muss man nur unbequem sein? Muss man nur beunruhigend sein? Muss es nur hässlich sein? Oder können Kunst und Kultur auch das Schöne ins Leben bringen? Ich bin schon der Meinung, dass Kunst und Kultur auch dafür zuständig sind, um das Gute und das Schöne ins Leben zu bringen, weil
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular