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Gemeinderat, 44. Sitzung vom 22.11.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 24 von 91

 

Abschließend sage ich also: Liebe Männer! Es geht darum, zuzuhören und bereit zu sein, zu lernen und unsere eigene Verantwortung als Männer in dieser Gesellschaft wahrzunehmen, denn Gewalt gegen Frauen ist ein Männlichkeitsproblem, und das geht uns alle an. - Danke schön. (Allgemeiner Beifall.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dr. Greco, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin.

 

11.18.39

GRin Dr. Katarzyna Greco, MIEM (ÖVP)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren, die Sie via Livestream mit dabei sind!

 

Vieles wurde heute schon gesagt. Es ist aber nie genug gesagt und nie oft genug gesagt, wenn es um Diskriminierung, um Gewalt und Gewalt an Frauen und an Mädchen geht. Allein in Wien ist alle 2 Minuten eine Frau von Gewalt betroffen: Alle 2 Minuten! In 25 Fällen wurden es Morde. Aber auch das Leid in all den anderen Fällen, die alle 2 Minuten passieren, ist unermesslich. Deshalb müssen wir gemeinsam in Wien über alle Fraktionen hinweg dafür Sorge tragen, dass das nie wieder passiert! (Allgemeiner Beifall.)

 

Ganz wichtig ist - wie von meinem Vorredner StR Kraus bereits erwähnt - das Involvieren der Männer. Auch müssen wir die Komplexität dieser Gewalttaten ganz genau verstehen, um dann die richtigen Schritte setzen zu können.

 

Es wird schon viel getan. Ich möchte hier Projekte wie beispielsweise „Intact Experts“ vom FEM Süd oder „WomEnCARE“ vom Österreichischen Roten Kreuz erwähnen. Im Rahmen dieser Projekte wird den Betroffenen Hilfe geleistet, es geht aber auch um Sensibilisierung und Schulungsarbeit. Es liegt nämlich auch an Prävention und Aufklärung, damit solche Delikte nicht mehr passieren, und das beginnt in der Schule. Die pädagogischen Fachkräfte, Personen aus dem Gesundheitsbereich, Polizei, Feuerwehr, also alle, die an den Tatorten eintreffen, sind gefragt, genau hinzuschauen. Wir müssen hinschauen, denn ohne Hinsehen wird es weiterhin alle zwei Minuten Gewalttaten an Frauen geben.

 

Das Erleben von Gewalt ist für die Betroffenen in jeder Facette mit enormen Folgen verbunden. Sichtbar sind sehr oft die körperlichen Verletzungen, die blauen Flecken, der plötzlich vorhandene Gipsarm, die dunkle Sonnenbrille. Die Tragweite der psychischen und psychosozialen Folgen hingegen ist oft nicht sichtbar, allerdings noch tiefgreifender. Das stellen wir auch fest, wenn es beim Psychosozialen Dienst Initiativen gibt, die sich genau den betroffenen Frauen widmen.

 

Es wird in diesem Zusammenhang viel getan. Erst am Freitag voriger Woche wurde FEM Med auf dem Reumannplatz eröffnet. Diese Einrichtung dient der Aufklärung und der Prävention, und ich bin mir sicher, dass dort ein ganz wichtiger Beitrag dazu geleistet werden wird, um den Frauen Antworten auf die Fragen zu geben: Was ist normal? Was steht mir zu? Nur dann werden wir es nämlich gemeinsam schaffen, gegen diese Gewalt anzukämpfen. Ich selbst bin seit über zehn Jahren beim ÖIF, beim Österreichischen Integrationsfonds, ehrenamtlich unterwegs. Ich arbeite sehr viel mit Frauen, etwa mit Frauen, die aus Syrien, aus Afghanistan beziehungsweise aus allen Ländern dieser Welt kommen. Ich selbst durfte oder musste - wie ich sagen möchte - eine junge Mutter, die schlimmste Gewalt in der Familie erlebt, begleiten. Und ich muss sagen: Das darf nicht sein! Arbeit von Seiten all dieser Vereine ist nötig. Wir müssen die Ressourcen in diese Richtung entwickeln.

 

Meine Kollegin Jungnickel hat es bereits erwähnt. Die Bundesregierung hat das Frauenbudget massiv aufgestockt, sie hat dieses seit 2019 um ein Dreifaches erhöht, und solche Maßnahmen wünschen wir uns auch hier in Wien, wenn es um Prävention und Gewaltschutz geht. Es geht darum, ähnliche Initiativen weiter fortzuführen, sich genau anzusehen, wohin das Geld fließt - auch das wurde bereits mehrfach heute angesprochen -, und die Vereine zu analysieren. Außerdem brauchen wir ein Mehr an Gewaltambulanzen.

 

Uns ist das anhand vieler Zahlen bekannt. Es gibt Absonderungsbescheide, allein in Wien waren es im letzten Jahr 4.247. Das sind erschreckende Zahlen. Diese müssen hinuntergeschraubt werden. Wir müssen gemeinsam weiter agieren, denn jede Gewalttat ist eine zu viel. Ich möchte zum Abschluss meine leider erkrankte Kollegin Sabine Keri zitieren, denn das ist eines ihrer Herzensprojekte, nämlich mit dem gemeinsamen Motto, „mit Kämpferherz“ gegen Gewalt an Frauen und gegen Gewalt an Mädchen vorzugehen. Es darf nämlich nie wieder alle zwei Minuten eine Gewalttat an einer Frau geben! - Danke schön. (Allgemeiner Beifall.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Karner-Kremser, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin.

 

11.24.06

GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS (SPÖ)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Hohes Haus!

 

Der gefährlichste Ort für eine Frau ist das eigene Zuhause, sind ihre eigenen vier Wände, und zwar unabhängig davon, welche Sprache dort gesprochen wird. Die FPÖ ist aber sehr eindimensional unterwegs und glaubt, dass im Zusammenhang mit Einwanderung und Zuwanderung und entsprechenden Gegenmaßnahmen die gesamte Schuldfrage gelöst ist. - Ich glaube, das liegt daran, dass Sie in Ihrer Festung Österreichs sitzen! Sie sollten vielleicht einmal einen Blick über den Tellerrand wagen, um zu sehen, dass das ein gesamtgesellschaftliches Problem ist und dass dieses Problem überall besteht, unabhängig davon, woher jemand kommt, welche Sprache er spricht, was er ist. Der Unterschied besteht nur darin, welchem Geschlecht jemand angehört. Da brauchen wir nicht bis nach Syrien zu schauen und festzustellen, dass die Frauen diskriminiert sind, weil sie dort nicht in die Schule gehen können. Schauen wir doch nach Österreich! Dann sehen wir, dass es in Tirol, anstatt dass man Kindergärten baut, für Frauen eine Herdprämie gibt. Sie sollen lieber für 400 EUR zu Hause bleiben, anstatt selbstständig zu werden und von ihrem eigenen Geld leben zu können! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Mag. Manfred Juraczka: Und was ist mit Dornauer, dem großen Feministen?)

 

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