Gemeinderat, 44. Sitzung vom 22.11.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 91
braucht es aber bundesgesetzliche Rahmenbedingungen wie beim Schulschwänzen. Das können wir in Wien nicht allein machen.
Drittens: Wir werden Antigewalttrainings aufstocken: Sowohl für PädagogInnen, um damit umzugehen - „Peer to Peer“-Ansätze - als auch gegenüber den Jugendlichen, um mit Antigewalttrainings ein korrektes Benehmen und Vorgehen im Klassenzimmer zu vermitteln.
Wir werden viertens „Time-out“-Möglichkeiten stärken. Da gibt es unterschiedliche Konzepte, wie junge Menschen, die zum Beispiel suspendiert sind oder im Klassenverband dauerhaft den Unterricht verunmöglichen, für eine Zeit in eigenen Klassen-Settings aufgehoben sind. Das Ziel ist allerdings immer ein inklusiver Unterricht. Das heißt, zuerst auf Zeit. Dann werden sie, so schnell es geht, wieder in einen Regelunterricht in einer Regelklasse vermittelt.
Was sind diese „Time-out“-Möglichkeiten? - Das sind Förderklassen, das sind Settings mit sechs Schülerinnen und Schülern mit einem erhöhten Einsatz von PädagogInnen, um mit den Kindern und Jugendlichen individuell zu arbeiten. Das sind aber auch Konzepte wie „Familie in Schule“, für die wir die Anzahl der Plätze von 220 auf 800 aufstocken. „Familie in Schule“ beinhaltet, dass die Familien zumindest ein Mal in der Woche in den Schulunterricht einbezogen werden, um den Erziehungserfolg gemeinsam zu verbessern - ein sehr effektives Programm.
Eine weitere Möglichkeit von Time-outs sind altershomogene Klassen. Wir sehen nämlich, dass große Altersunterschiede zu Konflikten führen. Es gibt leider Jugendliche, die in ihrer Schulzeit drei Jahre verlieren. Dann ist es schwierig, wenn 10-Jährige mit 13- oder 14-Jährigen zusammen sind. Da werden wir eigene altershomogene Klassen pilotieren.
Der letzte Punkt sind verbindliche dezentrale Netzwerke zur Gewaltprävention in den Bezirken. Da gibt es Wien-weit mit WNED ein sehr gutes Netzwerk. Es gibt Plattformen in einzelnen Bezirken. Wir wollen diese flächendeckend machen.
Mit diesem umfassenden Gewaltschutzpaket stellen wir Herabwürdigungen, Drohungen und Diskriminierungen ein Stoppschild auf. All das machen wir, um die Schule zu einem sicheren Ort zu machen, die Pädagoginnen und Pädagogen zu unterstützen und den Jugendlichen eine gute Bildungsmöglichkeit zu geben. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von den NEOS. Herr GR Ornig, bitte.
GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Schönen guten Morgen, Herr Vizebürgermeister! Vielen Dank für Ihre Ausführungen! Wien steht als Millionenmetropole natürlich ganz, ganz besonders vor großen Herausforderungen. Sie haben ja schon die Punkte genannt, die wir auf Landes- und Stadtebene machen können.
Mich würde interessieren: Was könnte sich denn an den Bundesrahmenbedingungen ändern, um den Kampf sozusagen auch weiter aufnehmen zu können?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.
VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Sehr, sehr viel. Wir sehen, dass der Ballungsraum, vor allem Wien, natürlich ganz andere Herausforderungen hat. Durch die Zusammensetzung der SchülerInnenpopulation, aber natürlich auch durch den großen Zuzug entstehen Konflikte, die man behandeln muss. Das Beste zur Behandlung von Konflikten sind neben Maßnahmen präventive Vorkehrungen und damit das direkte Arbeiten mit den Kindern. Dafür braucht es Ressourcen. Wien ist im Schulbereich massiv benachteiligt, weil die Herausforderungen besonders hoch sind, Wien allerdings nicht mehr Ressourcen dafür bekommt. Dementsprechend wäre ein bundesweiter Chancenindex für die Wiener Schulen ganz, ganz essenziell.
Es geht aber auch um eine bundesweite Solidarität. Es reicht nicht, wenn Wien allein an einem Strang zieht. Wenn man zum Beispiel einen SchülerInnenbereich herausnimmt, Asyl und Familienzusammenführung, übererfüllt Wien da die Quote mit 170 Prozent. Es gibt Bundesländer, die unter 70 Prozent sind. Das heißt, da ist kein solidarisches Vorgehen innerhalb von Österreich. Da wäre es notwendig, auch Maßnahmen zu setzen, damit es zu einer fairen Verteilung innerhalb von Österreich kommt. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Frau GRin Mag. Malle, bitte.
GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Sie haben ja selbst die Präventions-Workshops angeboten. Uns wurde erzählt, dass die relativ schnell ausgebucht waren. Das heißt, es stellt sich die Frage: Können Sie sicherstellen, dass jede Klasse oder jede Lehrerin und jeder Lehrer, die so einen Workshop buchen möchten, auch so einen Workshop erhalten werden?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.
VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Es stimmt, dass es eine erhöhte Nachfrage nach externer Unterstützung gibt. Das ist auch gut so, weil wir in diesem Schuljahr mit den Wiener Bildungschancen zum ersten Mal eine Plattform geschaffen haben, durch die auch kostenpflichtige Angebote kostenlos in Anspruch genommen werden können, weil die Stadt die Kosten übernimmt. Da gibt es unterschiedliche Anbieter.
Es gibt darüber hinaus auf Bundesebene über den OeAD die Möglichkeit, Gewaltpräventions-Workshops zu buchen. Das heißt, es gibt für die Schulen zwei Angebote. Ich habe es mir gestern angeschaut. Es gibt mittlerweile über 20 Anbieter. Ich rede nicht jeden Tag mit den Anbietern, dementsprechend weiß ich nicht, welche Anbieter wann welche Ressourcen haben. Ich weiß aber, dass der Bedarf sehr hoch ist.
Deshalb gibt es jetzt auch einen Förder-Call der Stadt zur psychischen Gesundheit, „Schule als angstfreier Raum“, der noch läuft, bei dem genau solche Vereine, die auch Workshops an Schulen anbieten, die Möglichkeit haben, einzureichen, um weiter zu wachsen und noch mehr
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