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Gemeinderat, 43. Sitzung vom 18.10.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 4 von 122

 

es nur nicht ganz. Sicher ist, dass die Sicherstellung des Personals durch Bodycam-tragende Mitarbeiter nicht sichergestellt werden kann. Das kann ich Ihnen mit ganz großer Sicherheit sagen.

 

Faktum ist aber auch, dass sie das nicht gemacht hat, um irgendwen zu ärgern, sondern dass sie das deswegen gemacht hat - das wissen Sie, weil Sie auch Mitarbeiter dieser Organisation sind -, weil sehr viele Imagevideos von der Kommunikationsabteilung des Wiener Gesundheitsverbundes produziert werden und die Pflegedirektorin gemeint hat, es ist vielleicht eine ganz gute Idee, ein Imagevideo zu machen. Dieses ist zwar ganz nett geworden, wie ich gehört habe, aber war dann trotzdem unbrauchbar und wurde deswegen wieder gelöscht.

 

Dass in den unterschiedlichen Berufsfeldern, die wir im Spital beschäftigen, in den letzten 10, 15, 20 Jahren Fehler in der Perspektivenplanung stattgefunden haben, ist kein Geheimnis. Da sind wir uns ja auch einig, dass das wohl so ist. Ich kann nur sagen, dass wir in Wien, und das wissen Sie, alle Fraktionen haben mitgestimmt, die Pflegeausbildung auf neue Beine gestellt haben, die Anstrengungen mehr als verdoppelt haben.

 

Dass die Ausbildung einer diplomierten Pflegekraft drei Jahre dauert, wissen wir beide. Daher ist völlig klar, dass die Wirkung dieses Aufrüstens an Ausbildungsplätzen nicht sofort spürbar sein kann, wenn die Ausbildung drei Jahre dauert. Wir sind auch noch nicht fertig. Der Schlussbaustein wird erst gesetzt sein, wenn das neue Gebäude am Campus der Fachhochschule in Favoriten fertiggestellt ist. Dort wird gerade gebaut. Der Hochbau ist schon sehr weit. Ich glaube, dass die Dachgleiche auch schon erledigt ist. Ich denke, übernächstes Jahr wird das in Vollbetrieb gehen mit zusätzlich, glaube ich, fast 1.000 Ausbildungsplätzen an diesem Standort, und dann werden wir die volle Schlagzahl haben.

 

Das wird aber nicht reichen, da sind wir uns auch einig. Das ist ja auch der Grund, warum wir uns mit der Fragestellung beschäftigen, zusätzliche Arbeitskräfte, die ausgebildet sind oder dafür explizit ausgebildet werden, auch aus anderen Ländern nach Österreich zu bekommen. Und so gesehen bin ich schon zuversichtlich, dass wir „in the long run“, also mittelfristig, ausreichend Pflegekräfte zur Verfügung haben werden, in der Dimension, wie wir sie brauchen.

 

Ich habe trotzdem den Auftrag gegeben, noch einmal eine Durchrechnung zu machen, was die Perspektivenplanung betrifft. Sie wissen, ich habe 2018 den Auftrag gegeben, eine Bedarfsplanung zu machen in der Pflege für den gesamten Bereich, sowohl Langzeitpflege als auch im Spitalsbereich. Auf der Grundlage dieser damaligen Erhebungen haben wir 2019 diese Entscheidung getroffen, die Ausbildung mehr als zu verdoppeln, im Übrigen nicht nur im Bereich der diplomierten Pflege, sondern auch im Bereich der PAs und PFAs und auch im Bereich der medizinisch-technischen Dienste wie Hebammen und Operationsassistenten, die jetzt als neue Berufsgruppen dazugekommen sind, et cetera.

 

Wo diese Schlagzahl noch nicht bemerkbar ist - da freue ich mich, wenn ich Sie als Verbündeten gewinnen kann -, ist im Bereich der Ärzteschaft. Dort sehe ich eine noch wesentlich größere Problematik auf uns zukommen, weil offensichtlich im Bereich der Medizinuniversitäten, aber auch im Bereich der Ärztekammer noch nicht erkannt worden ist, dass eine Babyboomer-Generation jetzt gerade am Höhepunkt ihres Schaffens ist und in den nächsten zehn Jahren in Pension gegangen sein wird, und wir dann einem Ärztemangel entgegenströmen, der alles bisher Gekannte wahrscheinlich in den Schatten stellen wird.

 

Die Auswirkungen dessen kann man sich schon in aller Ruhe in England ansehen, wo, wie Sie wahrscheinlich wissen, man in der Zwischenzeit eine riesige Kehrtwendung gemacht hat. Man hat die Ausbildung im Bereich der Medizin verfünffacht und zusätzlich auch noch ein neues Fach, nämlich einen Allgemeinmediziner mit verkürzter Ausbildung eingeführt, damit man den Ärztemangel in England überhaupt noch abfangen kann.

 

In diese Situation sollten wir nicht kommen, und deswegen hoffe ich, dass wir auch Verbündete finden, die uns in dem Anliegen, das alle Gesundheitsräte teilen - nämlich wir brauchen mehr Medizinstudenten an Österreichs Universitäten und zwar ganz dringend -, unterstützen. Das wird uns morgen nicht helfen, auch nicht übermorgen, das ist völlig klar, wir wissen beide, wie lange eine Ärzteausbildung dauert, aber im Hinblick auf die Frage der 30er Jahre wird es entscheidend sein, dass diese Entscheidung jetzt getroffen wird. Ich hoffe, dass es uns gemeinsam gelingt, den Wissenschaftsminister davon zu überzeugen.

 

Und wenn wir schon beim Wissenschaftsminister sind, dann gehört im Zusammenhang mit dem Thema der Pflegekräfte dazu, dass wir eines der Länder in Europa sind, das die längste Nostrifikationsdauer - die längst Nostrifikationsdauer - für Pflegekräfte hat, egal, ob aus der Ukraine, von den Philippinen oder aus anderen Ländern. Da ist schon der Wissenschaftsminister gefragt, der sich die Spielregeln ansehen und sagen muss, es kann nicht sein, dass das permanent Einzelprüfungen sind, selbst von der gleichen Ausbildungsstelle, wo schon zehn Kräfte da sind. Da brauchen wir wirklich eine Beschleunigung, und ich freue mich sehr, wenn wir da einen Schulterschluss zusammenbringen. Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. GR Seidl, bitte.

 

9.13.06

GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Guten Morgen, Herr Vorsitzender!

 

Sie werden vielleicht verwundert sein, auch ich werde jetzt keine Frage zu Bodycam-tragenden Pflegedirektoren in Spitälern stellen, sondern ich werde es ein bisschen auf den Wiener Gesundheitsverbund ausweiten, der ebenfalls in der Anfrage angesprochen wird, und zwar geht es um das Aufsichtsgremium. Sie werden sich erinnern können, am Aschermittwoch des heurigen Jahres durften wir als Ausschuss die Mitglieder des Aufsichtsgremiums kennen lernen, und da hat uns die Generaldirektorin dann auf Nachfrage gesagt, dass die Aufsichtsgremiumsmitglieder Sitzungsgelder erhalten. Meine Frage dazu: Wie hoch ist das Sitzungsgeld, das die Aufsichtsgremiumsmitglieder bekommen und bekommen es nur jene Mitglieder, die auch an den Sitzungen teilnehmen?

 

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