Gemeinderat, 41. Sitzung vom 20.09.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 109 von 116
ein traditionsreiches Theater, ein Theater mit einer langen Geschichte, ein wichtiger Teil unseres kulturellen Erbes. Leider haben wir in den letzten Jahren immer öfter miterleben müssen, dass das Volkstheater mit großen Herausforderungen zu kämpfen hat. Eines der größten Probleme ist die Tatsache, ist der Fakt, dass viel zu wenige Karten verkauft werden, viel zu viele Sitze im Volkstheater bleiben einfach frei. Das ist nicht nur traurig, sondern auch wirtschaftlich problematisch. Das Volkstheater lebt von einem Publikum, von den Menschen, die von den Aufführungen berührt werden. Sie mögen mir nicht gefallen, das ist doch vollkommen egal, ob sie mir gefallen, aber es muss Menschen berühren, bewegen und inspirieren, und derer gibt es offensichtlich zu wenig in diesem großen Theater. Wenn diese Menschen ausbleiben, die man ins Theater bringen möchte, dann gerät das Theater logischerweise in eine finanzielle Schieflage.
Ein weiteres Problem sind die öffentlichen Förderungen. Es ist wichtig, um das auch einmal deutlich auszusprechen, dass Kulturinstitutionen wie das Volkstheater finanziell unterstützt werden, um den künstlerischen Betrieb dort aufrechtzuerhalten. Allerdings fließen dort immer mehr öffentliche Mittel hin, ohne dass sich das in einer Steigerung der Besucherzahlen niederschlägt. Das ist nicht nur eine Frage der wirtschaftlichen Effizienz, sondern auch eine Verantwortung gegenüber den Steuerzahlern. Es ist Zeit, dass wir gemeinsam an Lösungen ringen! Wir können gerne darum streiten und kämpfen, aber wir müssen endlich nach gemeinsamen Lösungen ringen, um das Volkstheater zu retten.
Lassen Sie die Seite stehen und machen Sie was draus, redet’s jetzt gleich bitte über das Volkstheater, das ist ein super Moment. Wir müssen das Volkstheater wieder zu einem Erfolgstheater machen, es muss Wege geben, dieses Theater attraktiver zu machen für ein breiteres Publikum. Gleichzeitig müssen wir sicherstellen, dass die öffentlichen Gelder, die in das Volkstheater fließen, effizient und sinnvoll eingesetzt werden. Dies erfordert eine transparente Überprüfung der finanziellen Mittel und eine klare Strategie, wie diese Mittel tatsächlich zur Steigerung der Theaterauslastung beitragen können. Liebe NEOS, lieber Herr Weber, es ist Zeit, dass ihr eure Verantwortung gegenüber dem Volkstheater und seiner wichtigen Rolle in unserer Kulturszene tatsächlich anerkennt. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, dieses kulturelle Erbe zu bewahren, damit das Volkstheater wieder zu einem Ort wird, der von vielen besucht und auch geschätzt wird. Und das ist möglich.
Ich bringe außerdem noch zwei Anträge ein und würde mich freuen, wenn Sie ihnen ein wenig Aufmerksamkeit schenken, denn um auch immer mehr Menschen ins Volkstheater zu bringen, bedarf es einer Begeisterung für die Kultur schon im Kindesalter und im Jugendalter, denn, wer schon früh beginnt, sich zu begeistern, geht auch dann länger ins Theater. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Nicht ins Volkstheater!) - Nicht ins Volkstheater, du hast vollkommen recht, aber deswegen müssen wir ja beginnen. - Wenn man sich jetzt anschaut, auf eine 16-jährige Person in Wien kommen 2 bis 3 60-jährige Theaterbesucher, irgendwann, wenn man nichts mehr macht, geht sich da nichts mehr aus. Daher würden wir einbringen, dass Sie sich mehr dafür einsetzen, dass Kinder im Kindergartenalter sowie wie Schüler und Schülerinnen ausreichend in Kontakt mit Kunst und Kultur kommen. Zweitens würden wir vorschlagen, ein Konzept für ein Kinder- und Jugend-Kultur-Ticket, wie es auch schon in anderen Städten wie in Paris zum Beispiel der Fall ist, gemeinsam mit uns zu erarbeiten, um eben noch mehr Menschen auch für das Volkstheater zu begeistern. - Ich danke Ihnen sehr für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen einen schönen Abend. (Beifall bei der ÖVP und von GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.)
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Die Anträge sind schon digital eingebracht worden. - Als Nächster ist GR Neumayer zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Vorsitzende!
Ja, was soll man da sagen: Herzliche Gratulation ans Volkstheater, dass sie es geschafft haben, mittlerweile vorpandemisches Niveau zu erreichen, sich im letzten Jahr um 24 Prozent gesteigert haben und auf fast drei Viertel Auslastung sind. Vielen herzlichen Dank für die letzten Jahre Engagement, hier ein neues Haus während der Pandemie zu etablieren, eine neue Marke aufzubauen. Ich kann Ihrem Antrag - wie Sie wissen, komme ich aus der Kinder- und Jugendbetreuung - sogar die Intention positiv abgewinnen, aber gehen wir vielleicht einmal gemeinsam ins Volkstheater, denn ich glaube, Sie waren schon länger nicht mehr dort. Die Publikumszahlen werden immer jünger, die Kundschaft wird immer jünger und dementsprechend erreichen wir gerade im Volkstheater mit einem neuen Intendanten - jetzt auch nicht mehr neu -, mit neuen Inszenierungen eine Entwicklung, die Sie goutieren und positiv heißen müssten.
Das Volkstheater ist mittlerweile das zweitbeste Theater im deutschsprachigen Raum, Stand 2022, die meistausgezeichnete Bühne Österreichs, wie beim Nestroy-Preis 2022 dargestellt worden ist. Das sind alles Dinge, die Sie immer wieder mit Ihren Anschuldigungen und Attacken einfach ignorieren. Und das ist finde ich extrem schade, dass man sich nicht genau das vor Augen hält, egal, ob man jetzt das Volkstheater mag oder nicht. Wir stehen auf die Vielfalt, ich sage es genauso salopp, und für uns ist beispielsweise ein Volkstheater genauso wichtig wie ein Theater in der Josefstadt, sowohl von den Investitionen als auch vom Stellenwert in der Bevölkerung, und, und, und. Und das unterscheidet uns schon in dem Verständnis von Freiheit von Kunst und Kultur oder dass man immer das Gefühl hat, es steht einer dahinter und sagt, das mag ich und das mag ich nicht. Und ich sage Ihnen ganz ehrlich, das ist nicht unser Kunst- und Kulturverständnis. (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik.) - Ich rede mit dem Herrn Eppinger. - Das ist nicht unser Verständnis von Kunst und Kultur, sondern es geht darum, dass wir diese Vielfalt in der Stadt erhalten, und das ist das, was wir auch den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern verpflichtet sind. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich würde mir noch eine inhaltliche Auseinandersetzung wünschen, wenn wir über die Ziele Nachhaltigkeit,
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