Gemeinderat, 41. Sitzung vom 20.09.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 116
EUR pro Jahr, zum Beispiel 2022 allein 26 Millionen EUR, und somit werden es in der Legislaturperiode weit über 100 Millionen EUR sein. Nicht nur in Euro aber schlagen wir Rekorde, auch in Kilometern und in der Anzahl an Projekten. So waren es 2022 17 km neugebaute Radinfrastruktur im Hauptradwegenetz und dazu kamen 15 km neue Infrastruktur im Bezirksnetz. Statt der anfangs 44 geplanten Projekte konnten 55 auf den Weg gebracht werden. Heuer, 2023, freue ich mich wieder sehr, dass wir unsere Rekorde vom Vorjahr schlagen. Wir bauen nämlich 20 km neue Fahrradinfrastruktur im Hauptradnetz, und es kommen natürlich wieder etliche Kilometer im Bezirksnetz dazu.
Unser Ziel wird sowohl der Ausbau neuer, zeitgemäßer Infrastruktur sein als auch die Verbesserung bestehender Radwege. Das bedeutet einerseits baulich getrennte Radwege und Fahrradstraßen beziehungsweise fahrradfreundliche Straßen, wo das Auto nur zu Gast ist. Neue Mehrzweckstreifen, die einfach nur am Fahrbahnrand aufgepinselt werden, werden nicht mehr neu angelegt. Ein besonders schönes Beispiel ist die Lassallestraße. Ich hoffe, Sie sind schon alle in den Genuss gekommen, sie zu befahren. Da gibt es jetzt einen wunderschönen, 4 m breiten Zweirichtungsradweg. Es wurde eine Kfz-Spur reduziert, und damit ist Platz für einen superbreiten neuen Radweg, einen breiten Grünstreifen und für viele, viele neue Bäume geschaffen worden.
Komfortable, attraktive und sichere Radwege und Fahrradstraßen sind das Allerentscheidendste, wenn man erreichen möchte, dass immer mehr Menschen - nicht nur die „strong und fearless“ - das Radfahren im Alltag für sich entdecken. Warum aber sollten sich Menschen für das Radfahren entscheiden? - Radfahren ist schnell. Mir geht es so, Ihnen vielleicht auch, ich hoffe es. Die meisten Wege in der Stadt sind ja kürzer als 5 km, und da ist das Fahrrad oft die schnellste Variante, um an sein Ziel zu kommen. Man ist individuell unterwegs, ohne Wartezeiten, ohne Stau und kommt direkt von Tür zu Tür.
Radfahren ist gesund. Es bringt Bewegung in den Alltag, ob man erst als Erwachsener beginnt oder schon als Kind. Das Herz-Kreislauf-System freut sich auf jeden Fall und gerade bei den vielen Menschen, die im Alltag in Job und Ausbildung nicht die Möglichkeit haben, viel Bewegung zu machen, kann so zum Beispiel auch Übergewicht vermieden oder reduziert werden, das ein Risikofaktor für viele Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gelenks- und Rückenbeschwerden ist.
Also auch volkswirtschaftlich ist es ein Riesengewinn, wenn wir viele, viele Menschen in den aktiven Verkehr bringen. Das funktioniert übrigens auch, wenn man sich vom Elektromotor unterstützen lässt (GR Wolfgang Irschik: Der Akkus stellt sich von selber her!), wenn man zum Beispiel weitere Wege hat oder wenn man es einmal steiler hat.
Ein weiteres wichtiges Argument: Radfahren ist klimafreundlich, emissionsfrei und lautlos, außer jemand klingelt einmal. So trägt es zu einem angenehmen Makro- und Mikroklima bei. Weiters ist Radfahren günstig und energiesparend. Der Wirkungsgrad eines Pedalantriebes liegt bei 95 Prozent. Das ist also die effizienteste Art, Kalorien, also Energie, in Bewegung umzusetzen, vor allem im Vergleich zum Auto, weil da ja nicht das riesige Gewicht des Autos, diese Masse bewegt werden muss. Das Fahrrad ist natürlich platzsparend. Selbst moderne, ausreichend breite Fahrradinfrastruktur nimmt wesentlich weniger Platz ein als Kfz-Infrastruktur, und der Besetzungsgrad eines Fahrrades ist ja im Schnitt auch höher als der eines Autos. Auf einem Fahrrad hat meistens eine Person Platz und die sitzt da auch. In einem Auto sitzt meist nur eine Person, obwohl Platz für fünf Personen wäre. (Beifall bei den NEOS.)
Auch abgestellt brauchen Fahrräder wesentlich weniger Platz im öffentlichen Raum. Auf der Fläche eines Kfz-Parkplatzes kann man zehn Fahrräder locker abstellen. Das Allerwichtigste, auch für mich persönlich, ist aber: Radfahren macht glücklich. Vielleicht haben Sie das auch schon erlebt: Bewegung an der frischen Luft, Wind im Haar. Also ich bin heute ganz happy im Rathaus angekommen, weil ich hier her geradelt bin und natürlich, weil heute Gemeinderatssitzung ist. (Heiterkeit bei den NEOS.)
Ich kann es echt empfehlen. Sonnenlicht hilft dem Körper, Vitamin D zu produzieren. Das Glückshormon Serotonin und das Belohnungshormon Dopamin lösen Freude und Zufriedenheit aus und durch die körperliche Anstrengung werden Endorphine ausgeschüttet, die wie natürliche Stimmungsaufheller wirken. Also falls Sie noch nicht radeln, probieren Sie es einmal aus! (Beifall bei NEOS und GRÜNEN.)
Damit möglichst viele Menschen in diesen Genuss kommen und sich trauen, auf das Rad zu steigen, bauen wir als Fortschrittskoalition laufend die Fahrradinfrastruktur aus und werden das auch weiterhin massiv tun. Ein ganz wichtiger Punkt sind die Fahrrad-Highways, also diese durchgehenden Radlangstrecken, und auch, dass wir Projekte angehen, die in der Vergangenheit oft liegen gelassen oder bewusst verzögert wurden, wie die Argentinierstraße, die Krottenbachstraße oder die Alszeile.
Allein in der heutigen Gemeinderatssitzung beschließen wir Fahrradinfrastruktur mit einem Investitionsvolumen von zirka 20 Millionen EUR. Nur ein paar Beispiele: Projekte im 22. Bezirk am Rennbahnweg, an der Donaustadtstraße und der Erzherzog-Karl-Straße (Beifall von GR Mag. Josef Taucher.) - Team Donaustadt freut sich besonders -, im 23. Bezirk an der Wohnparkstraße. Ein Highlight ist natürlich die Fahrradstraße Argentinierstraße. Das ist ja eine ganz hochfrequentierte Strecke, entlang des künftigen Fahrrad-Highways Süd, die von einer Million Radfahrerinnen und Radfahrern frequentiert wurde, 2022 hat die Zählstelle das gemeldet. Da wird umgebaut, von diesem viel zu schmalen Radweg auf eine Fahrradstraße nach holländischem Vorbild, wo die Durchfahrt für den Autoverkehr unterbunden wird, die Quergassen bekommen Nachrang. Also ab dann heißt es: Freie Fahrt für freie RadfahrerInnen! (Beifall bei den NEOS.)
Nicht nur die Radfahrerinnen und Radfahrer aber profitieren von neuer Infrastruktur und diesen Umbauten,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular