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Gemeinderat, 39. Sitzung vom 20.06.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 20 von 110

 

Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.

 

Ich bitte den Erstredner, Herrn GR Dipl.-Ing. Dr. Gara, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. Bitte, Herr Gemeinderat.

 

10.38.29

GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich freue mich besonders, dass heute auf der Galerie Schülerinnen und Schüler vertreten sind, denn dieses Thema betrifft uns alle und es betrifft vor allem auch die Zukunft von euch.

 

Warum habe ich dieses Thema gewählt? Weil wir seit dem letzten Herbst sehen, dass die fossile Energiekrise dazu führt, dass die Preise teuer werden. Das bedeutet für viele, viele Menschen, dass sie sich viele Dinge nicht mehr leisten können. Das trifft vor allem auch in vielen Bereichen die Mittelschicht. Wir sehen eigentlich, dass diese fossilen Energieträger der Brandbeschleuniger dieser Inflation sind, denn diese Inflation ist anders als andere Inflationen, und daher müssen wir auch nachhaltige Maßnahmen setzen, damit das in Zukunft in dieser Form nicht mehr stattfindet.

 

Diese Teuerung betrifft sehr viele Bereiche in der Bevölkerung, und unsere Aufgabe in der Politik ist zweierlei: Auf der einen Seite kurzfristige Maßnahmen zur Entlastung zu setzen, wie zum Beispiel den Energiebonus, wie zum Beispiel auch die Unterstützung des kostenfreien Mittagessens in der Ganztagsbetreuung, das eine deutliche Entlastung für die Familien bringt. Auf der anderen Seite - und das ist auch unsere politische Aufgabe - müssen wir aber nachhaltige Maßnahmen setzen, die tatsächlich greifen, nicht nur kurzfristig. Diese nachhaltigen Maßnahmen, dafür sind wir hier als Fortschrittskoalition auch angetreten, bedeuten den Umbau des Wiener Energiesystems. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Ein Umbau des Wiener Energiesystems in eine nachhaltige Form auf Basis von Erneuerbaren, um nicht mehr von fossilen Energieträgern abhängig zu sein, von Staaten mit autokratischen Systemen. Das ist unser Ziel. Diese nachhaltige Energiewende hat eigentlich auch schon ein Vorbild, das wir in der Stadt haben. Diese nachhaltige Energiewende lässt sich auch mit einer nachhaltigen Wasserwende vergleichen, denn heuer feiern wir ja 150 Jahre Jubiläum der Hochquellwasserleitung. Das war damals ein phänomenales Infrastrukturprojekt.

 

Nur als Beispiel: Was kostet ein Liter kristallklares Gebirgswasser aus Wien, aus der Region? 2 Cent. Ein Liter Wasser, den ich im Supermarkt kaufe, kostet 90 Cent, das 20-Fache, hat aber nicht die Qualität wie dieser Liter Wasser. Was ist der Unterschied? Wir haben damals einen wichtigen Schritt gesetzt, nämlich regionale Ressourcen aus dem Schneeberg-, aus dem Rax-Gebiet zu nutzen. (StR Dominik Nepp, MA: Sicher nicht Sie! - GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Er meint Wien! - StR Dominik Nepp, MA: Er ist aber nicht Wien!) Wir haben vor 150 Jahren eine exzellente Infrastruktur aufgebaut, die eine Möglichkeit schafft, Wasser vom Gebirge in die Stadt zu transportieren.

 

Wir haben damit auch eine exzellente Kreislaufwirtschaft, weil auch ein Teil davon zum Beispiel genutzt wird, um Strom zu erzeugen. Allein 16 Kleinwasserkraftwerke sind entlang dieser Linie. Ein Teil davon wird auch jetzt zum Beispiel aus dem Abwasser genutzt, denn von dem Abwasser, das bei den Entsorgungsbetrieben Simmering anfällt, holen wir die Wärme zurück. Allein aus der Wärme des Abwassers von Wien kann man 150.000 Haushalte heizen. Gigantisch! Das ist die Form, wie Infrastruktur ausschaut! Sie ist resilient gegenüber globalen Konflikten und auch - und das ist das Schöne - gegenüber dem Klimawandel, denn wir sorgen mit der Wiener Wasserstrategie auch dafür vor, dass das in Zukunft auch so bleibt. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Dieses Beispiel ist das, was wir auch im Energiebereich jetzt machen - genau dasselbe. Wir werden - und wir tun es auch - auf lokale Ressourcen setzen. Wir holen Wärme aus der Erde, um damit die Häuser zu beheizen, auch die Schulen zu beheizen. Das ist ein ganz wichtiges Projekt: klimafitte Schulen. (GR Maximilian Krauss, MA: Ihr solltet lieber einmal abkühlen! Da hat es 40 Grad drinnen!) Das ist ein ganz wichtiger Schritt, um zu zeigen, wie wir Zukunft gestalten, wie wir auch in Analogie aus der Vergangenheit tatkräftig und mutig Zukunft gestalten. Ich finde, dieser Spannungsbogen von der nachhaltigen Wasserwende zu einer nachhaltigen Energiewende ist für uns das Leitmotiv. Das ist auch die Basis, wie wir langfristig die Teuerung runterbekommen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Ich weiß, es gibt hier manche Fraktionen im Haus, die weiterhin gerne Erdgas aus Russland beziehen möchten und uns weiterhin gerne erklären wollen, warum das so wichtig ist. (GR Thomas Weber: Nur die FPÖ!) Aber eigentlich ist das eine Fehlentwicklung, und ich bin froh und freue mich wirklich, dass wir hier in dieser Stadtregierung diese Fehlentwicklung der Vergangenheit einfach korrigieren, in die Zukunft schauen und mit vielen, vielen spannende Projekten nämlich auch eure Arbeitsplätze der Zukunft gestalten, denn hier bietet sich einfach ein gigantisches Potenzial an spannenden Arbeitsplätzen.

 

Das ist, glaube ich, das, was uns hier in Wien auch gemeinsam ausmacht, dass wir hier einfach in die Zukunft denken und unsere Pfeiler der Zukunft jetzt definieren und auch konkret umsetzen. Um nur ein kleines Beispiel zu geben: Wir haben letzte Woche auch eine Pressekonferenz gemacht, wie denn das in den verdichteten Gebieten der Stadt, zum Beispiel in Gumpendorf ausschaut. Wie schaut denn das aus, wie können wir dort eine Wärmewende erzielen? Ein Teil davon ist, dass wir die entsprechende Infrastruktur aufbauen, so wie damals auch bei der Wasserleitung. Das bedeutet dort auch eine Verdichtung des Fernwärmenetzes, das bedeutet, ein Lernumfeld zu schaffen, wie alternative Heizsysteme in Zukunft funktionieren können. Man muss sich das also so vorstellen, dass diese Pioniergebiete auch Experimentiergebiete sind, wie verschiedene Bausteine des Energiesystems zusammenwirken, wie wir es intelligent vernetzen. Wo brauchen wir tatsächlich neue Netze, wo brauchen wir auch Speicher? Wie funktioniert dieses Energiesystem? Davon bin ich überzeugt, und da können wir wirklich stolz

 

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