Gemeinderat, 30. Sitzung vom 24.11.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 95 von 109
und kleine Institutionen in Wien Tag für Tag aufs Neue schauen müssen, wie sie ein paar Hundert Euro für Miete, Strom, Gas und die Gebühren, die die Stadt jedes Jahr ganz automatisch erhöht, irgendwie zusammenkriegen, gibt es ganz locker 20 Millionen EUR für ein Strauß-Jubiläum. Das kann man machen, aber es ist in diesen Zeiten vielleicht etwas problematisch. Meine Kollegin Laura Sachslehner wird darauf auch noch eingehen.
Für „Planung, Koordinierung und Durchführung eines der Bedeutung des Jubilars adäquaten und ganzjährigen Festjahres“ hat man zwei vielbeschäftigte Männer verpflichtet. Diese beiden können ihre Jobs - na selbstverständlich -, aber sie behalten weiterhin ihre Fulltimejobs und stemmen zusätzlich ein Jahresfestival. Ich wünsche Herrn Geyer und Herrn Posch wirklich alles erdenklich Gute - diese Kulturpolitik und Wien brauchen einen sichtbaren, deutlichen Erfolg! (Beifall bei der ÖVP.)
Und wenn Sie sich schon 20 Millionen EUR genehmigen, dann ist das ein 100-prozentiges Versprechen, 2025 Johann Strauß noch mehr sichtbar zu machen, als er ohnehin schon jetzt in der Stadt sichtbar ist. Der Schani ist eine echte Möglichkeit für eine Erfolgsgeschichte für Wien. Das ist er ja schon seit 200 Jahren - also nicht ganz 200 Jahren, denn er hat ja nicht als Kind begonnen, aber sehr früh. Wir begegnen dem Walzerkönig schon jetzt in dieser Stadt - da um die Ecke, in der Lerchenfelder Straße, ist er auf die Welt gekommen. Ja, es ist wirklich schön: Johann Strauß, der Wien mit seinem Donauwalzer die wohl berühmteste und schönste Melodie unseres Landes geschenkt hat, bietet so viele Geschichten, die Sie an vielen Plätzen und Ecken erzählen können. Bitte machen Sie etwas daraus!
Bei dieser Entscheidung mitzustimmen ist ein bisschen wie - vielleicht haben Sie es gesehen - Robbie Williams letzte Woche bei „Wetten, dass..?“ auf der Couch: Man geht irgendwie gerne hin, man findet das irgendwie super, aber dann denkt man sich: Um Gottes willen, wo bin ich da reingeraten und wie komme ich hier wieder raus? Aber auch bei „Wetten, dass..?“ hat keiner an eine Erfolgsgeschichte gedacht, wie das zurückgekommen ist. Ich würde keine Wette darauf abschließen, aber ich würde es Ihnen so sehr wünschen, dass das etwas Erfolgreiches wird.
Zum Schluss wieder, weil es so wichtig ist und den ganzen Tag über auch immer wieder auffällt: Da sind wir wieder an einem sehr wichtigen Punkt in der politischen Auseinandersetzung - ganz gleich, bei welchem Thema -, und es mag den einen oder anderen erstaunen: Man kann anderer Meinung sein und braucht einander nicht zu beleidigen oder zu beschimpfen. Ich finde da im Kulturausschuss immer wieder Menschen, die das ebenso sehen, und dafür bedanke ich mich persönlich bei euch allen, und ich ermutige jeden, egal, in welcher Diskussion, ob hier oder außerhalb dieses Saals, einen wertschätzenden Umgang miteinander zu pflegen. Das geht sich nämlich ganz locker aus, auch wenn man anderer Meinung ist.
Ich bringe zum Schluss noch einen Antrag ein: Um Kunst weiter in Wien erleben zu können, müssen wir sie wirksam gegen Klimaaktivisten schützen. Wir ersuchen Sie dringend, nicht bloß mit dem Kulturstaatssekretariat Kontakt aufzunehmen, wie Sie es gesagt haben, sondern bitte auch schnellstmöglich ein Gesamtkonzept für den Schutz der Wiener Kunst- und Kultureinrichtungen zu erstellen, das sowohl technische Sicherheitseinrichtungen als auch personelle Schutzvorrichtungen vorsieht. - Diesen Antrag bringe ich gleich ein.
Ganz zum Schluss noch etwas Persönliches: Ich weiß nicht, ob er vielleicht gerade da hinten sitzt, der Oxo - sehen tu ich ihn gerade nicht in euren Reihen -, aber Christian Oxonitsch hat, so viel ich weiß, heute seinen letzten Gemeinderat. (Rufe bei der SPÖ: Morgen!) - Morgen hat er seinen letzten Sondergemeinderat, heute seinen letzten Gemeinderat, aber morgen stehe ich nicht am Rednerpult, deswegen erlaube ich mir heute diese Worte. Ich möchte seine politische Karriere überhaupt nicht bewerten, aber ich kenne den Oxo schon sehr lang aus dem Bezirk, aus Ottakring, und er war und ist mir auch hier ein immer menschliches, leiwandes Gegenüber gewesen. Er wechselt ja bald in den Nationalrat, und ich möchte ihm dafür alles Gute wünschen und hier auch öffentlich sagen: Christian ist ein super Beispiel dafür, wie man anderer Meinung sein kann und dabei respektvoll bleiben kann. Und was sein soziales, menschliches Engagement betrifft - er war mit seinem Pflegekind immer wieder einmal da, das hat er nicht nur ein Mal gemacht, sondern mehrmals -, so ringt mir das wirklich großen Respekt ab. Ich ziehe meinen Hut vor dir, Christian, und wünsche dir alles Gute für deine Aufgabe im Nationalrat -, wenn auch bei der falschen Partei, aber für einen respektvollen Umgang wirst du im Nationalrat auf jeden Fall sorgen. Alles Gute dir, Christian! (Beifall bei ÖVP, SPÖ und GRÜNEN sowie von GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc.).
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Schmid. Ich erteile es ihm.
GR Dr. Gerhard Schmid (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine geschätzten Kolleginnen und Kollegen!
Lieber Peter, es ist immer schön, nach dir das Wort ergreifen zu dürfen, weil man den Bogen dann auch sehr weit zieht. Das Johann-Strauß-Jahr 2025 wird in der Tat für uns eine Gelegenheit oder eine große Herausforderung sein, diesen Ausnahmekünstler sozusagen in jeden Winkel der Stadt zu bringen. Johann Strauß war ja nicht nur - das haben ja meine geschätzten Vorredner und Vorrednerinnen bereits gesagt - der Komponist des Donauwalzers oder der ganz klassischen Walzer, sondern er war in Wirklichkeit der erste österreichische Popstar, und das um 1870. Seine Konzerte in den damals größten Hallen der Vereinigten Staaten waren von zig Tausenden Menschen besucht, und er war auch der Erste, der wahrscheinlich so etwas wie eine Professionalisierung der Musik betrieben hat. Er war also wirklich sozusagen ein Popstar, der in vielerlei Hinsicht neue Maßstäbe der Musik gesetzt hat und damit alle möglichen Menschen erfasst hat. Er war natürlich auch sozusagen ein Instrument der Politik, denn erinnern wir uns daran, wie der Donauwalzer zustande gekommen ist: Das war ein Auftrag des Hauses Habsburg. Nach der verheerenden Niederlage in Königgrätz wurde dann ein Jahr später, sozusagen um die Wiener Bevölkerung irgendwie bei Laune zu halten oder hier
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